Donnerstag, 2. Mai 2024

VDM: Getreidepreise auf historischem Hoch

Bonn. (vdm) Bei Getreide herrscht in Europa eine lange nicht gekannte Versorgungsknappheit. EU Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel spricht von einer «zunehmend angespannten Lage auf dem Getreidemarkt. In der EU-27 hat die niedriger als erwartet ausgefallene Ernte 2006 zu einer Versorgungsknappheit in diesem Sommer und einem historischen Preishoch geführt.

Die Getreidevorräte in den staatlichen Lagern sind stark zurückgegangen: von 14 Millionen Tonnen zu Beginn des Wirtschaftsjahrs 2006/2007 auf gegenwärtig 2,5 Millionen Tonnen, bei denen es sich hauptsächlich um Interventionsmais in Ungarn handelt». Die Brotgetreidebestände in Deutschland sind sämtlich geräumt. «Die ersten Ergebnisse der diesjährigen Gerste- und Weizenernte fallen, von Spanien abgesehen, bescheiden aus und die Erntearbeiten in den westlichen Mitgliedsstaaten werden durch die nasse Witterung weiterhin erschwert oder verzögert.

Weltweit dürften die Bestände am Ende des Wirtschaftsjahres 2007/2008 mit 111 Millionen Tonnen (davon nur 31 Millionen Tonnen in den fünf größten Exportländern) auf ihren tiefsten Stand seit 28 Jahren fallen. Aufgrund schlechter Ernten in wichtigen Getreide erzeugenden Ländern und der gleichzeitig wachsenden Nachfrage nach Getreide für die Herstellung von Bioethanol ist weiterhin mit außergewöhnlich hohen Preisen zu rechnen», urteilt Fischer Boel.

Nach Angaben des Verbandes Deutscher Mühlen (VDM) lagen die Großhandelspreise für Weizen und Roggen nach der Ernte 2006 im Bundesdurchschnitt bei knapp 110 Euro je Tonne. Gegenwärtig wird dagegen an den Warenbörsen in Deutschland Brotgetreide zwischen 185 Euro je Tonne und 210 Euro je Tonne notiert. An der europäischen Warenterminbörse Matif in Paris wird Weizen in Futterqualität bis zur Ernte 2008 bereits jetzt mit über 190 Euro je Tonne gehandelt. Deshalb werden die Getreidemühlen auch in den nächsten zwölf Monaten mit weiterhin sehr hohen und gegenüber dem Vorjahr nahezu verdoppelten Rohstoffeinstandskosten kalkulieren müssen. Für Mahl- und Brotweizen sind Preise von mehr als 200 Euro je Tonne durchaus realistisch, wenn man Aufschläge für Qualität und Transport berücksichtigt.

Die Preishausse der letzten Monate ist aus der nebenstehenden Grafik deutlich erkennbar, die die Getreidepreisnotierungen an der Matif wiedergibt. Da der Preis von Mehl zu 80 Prozent vom Getreide bestimmt wird, werden diese Entwicklungen für die Abgabepreise der Mühlen auch in Deutschland nicht ohne Auswirkungen bleiben können: In Nachbarländern sind beträchtliche Preisanhebungen bereits zu beobachten.