Karlsruhe. (mri) Es ist nichts grundsätzlich Neues – und genau das sei das Ziel gewesen, schreibt das Max Rubner-Institut (MRI): Im Reigen der Nährwertkennzeichen, die aktuell von Australien bis Frankreich, von Finnland bis Italien, vorgestellt, diskutiert und teilweise auch schon angewendet werden, soll der Entwurf aus Karlsruhe für ein Nährwertkennzeichnungs-Modell, das das Max Rubner-Institut nach vierwöchiger Entwicklungszeit jetzt einbringt, nicht die erste Geige spielen, sondern vielmehr eine Verbindung zwischen dem schaffen, was bisher schon an Gutem und Vorteilhaftem vorhanden ist. Zugleich hat es die wichtige Aufgabe, eine Brücke zwischen den verschiedenen Interessen, die bei der Einführung einer Nährwertkennzeichnung zu berücksichtigen sind, zu bilden – eine Brücke, die im Idealfall für alle einen gangbaren Weg darstellt.
Die Pfeiler der Brücke stehen dabei auf einem wissenschaftlichen Fundament. Angefangen bei der bis ins Detail festgehaltenen und für Externe nachvollziehbaren Vorgehensweise bei der Entwicklung solch einer Nährwertkennzeichnung bis zur Einbeziehung eines auf wissenschaftlicher Grundlage aufgebauten Algorithmus für die Gesamtbewertung der Lebensmittel.
Eine Gesamtbewertung soll allen, die es eilig oder nur ein begrenztes Interesse an den Tiefen des Ernährungswissens haben, eine schnelle Einordnung des Lebensmittels ermöglichen. Die aus der Hotelbewertung bekannten Sterne und die mit der Qualität des Lebensmittels zunehmende Farbintensität sind auch ohne zusätzliche Erläuterung leicht nachvollziehbare Signale. Der Gesamtbewertung liegt der Nutrient Profiling System Score der Food Standards Agency in Großbritannien zugrunde, auf den der in Frankreich entwickelte Nutri-Score-Algorithmus basiert. Dieser Algorithmus kann und soll in Zukunft noch weiter optimiert werden.
Die Darstellung der bewährten fünf Inhaltsstoff-Angaben mit besonderer Bedeutung für die Gesundheit gibt den Verbrauchern, die auf bestimmte Inhaltsstoffe achten oder diese in zu großen Mengen vermeiden sollten, wichtige Informationen. Aktiv, also farblich hervorgehoben, sind nur die Bereiche für die Inhaltsstoffe, die unter den Grenzwerten der wissenschaftlich belegten Aussagen nach der Verordnung über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben der EU (Health Claims-Verordnung) liegen. Jeder Mensch soll weiter seine Lebensmittelauswahl frei und ohne Stigmatisierung treffen können – aber es soll ihm so leicht wie möglich gemacht werden, die Entscheidung zu treffen, die seine Gesundheit unterstützt. Entsprechend bleibt das MRI-Nährwertkennzeichen-Modell sachlich und informativ in der Darstellung.
Wie das Max Rubner-Institut in seinem Bericht zur Bewertung der vorhandenen Nährwertkennzeichnungssysteme ausführlich dargelegt hat, kann man für die Bewertung eines Kennzeichens Kriterien festlegen und diese objektiv bewerten. Auch für das von den Wissenschaftlern sowie dem Bereich Öffentlichkeitsarbeit des Max Rubner-Instituts entwickelte Kennzeichen muss nun noch geprüft werden, ob und wie gut die eigentlichen Nutzer des Zeichens, die Verbraucher, die aus dem Nährwertkennzeichnungs-Modell ableitbaren Aussagen verstehen und für ihre Lebensmittelauswahl einsetzen können (Foto: pixabay.com).
Anhang: Kennzeichnungsmodelle im Vergleich
Der vom MRI vorgeschlagene NWK-Modell-Entwurf kombiniert nach Angaben aus Karlsruhe Vorteile mehrerer bestehender Modelle (© MRI).
BLL-Modell zur zusätzlichen, vereinfacht visualisierten Kennzeichnung von Energie und wesentliche Nährstoffen im Hauptsichtfeld von verpackten Lebensmitteln (© BLL).
Vereinfachte visualisierte Nährwertkennzeichnung nach dem französischen Nutri-Score-Modell (© FR).
WEITERE THEMEN AUS DIESER RUBRIK FÜR SIE:
- BrotWert: Projekt gegen Lebensmittelverschwendung
- Ernährungsreport 2024: Deutschland, wie es isst
- BZfE passt Ernährungspyramide an
- Biotechnologie: «Unsere Zellen sind echter Fisch»
- Finnland: Über den Brotbelag als Ausdruck der Befindlichkeit
- Uniferm: Fermentation und Frische stehen im Fokus auf der Südback
- Agrarprodukte: Obst und Gemüse verteuern sich weiter
- Too Good To Go: liefert jetzt auch bis an die Haustür
- Lavash, Naan + Co.: Backen Sie doch mal Weltkulturerbe
- Jetzt im Handel: «Gutes aus deutscher Landwirtschaft»
- Forschungsprojekt: Alte Getreide-Landsorten lohnen sich
- Holunderbeeren: Wertvolle Inhaltsstoffe vom Wegesrand
- Fermentieren für Anfänger: Salzmöhren mit Chili
- Produktion von alkoholfreiem Bier mehr als verdoppelt
- BMEL: Der Trend zu Öko setzt sich auf schwächerem Niveau fort
- Trotz gegenteiligem Rat: Ampel verabschiedet Agrarpaket
- Lebensmittelverband: begrüßt Ausbau von lebensmittelwarnung.de
- NRI: Bemühungen der Lebensmittelwirtschaft könnten besser sein
- BMEL: Rechtsgutachten zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen
- DGE: veröffentlicht neue Position zu veganer Ernährung