Mainz. (3sat) Salz steckt überall in unserer Nahrung. Salz ist unverzichtbar für Leben und Gesundheit, er sorgt für die Regulierung des Wasserhaushalts und des Nervensystems. Doch der Geschmacksverstärker gilt auch als gefährlich. Zu viel davon verursacht Bluthochdruck und Herzprobleme – so lautet zumindest die gängige Lehrmeinung. Neue Studien relativieren die Gefahren. Eine im Fachblatt «Heart» veröffentlichte Studie von 2012 kommt gar zu dem Schluss, dass Herzpatienten, die salzarme Kost verordnet bekommen, eine um 95 Prozent höhere Gesamtsterblichkeit haben als solche, die sich normal ernähren. Ist solchen Studien zu trauen? Andreas Waltering vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in Köln beschäftigt sich sei Jahren mit der Studienlage zum Thema. Er ist überzeugt, dass es bislang keinen haltbaren wissenschaftlichen Beweis dafür gibt, dass man grundsätzlich durch salzarme Kost Herzinfarkten oder Schlaganfällen vorbeugen kann. Sicher ist: Man muss viel stärker differenzieren. So reagieren Salz-sensible Menschen ganz anders auf Salz als etwa ältere Menschen und Sportler, die einen höheren Salzbedarf haben. Nicht nur das Salz selbst ist in der Diskussion, sondern auch die Stoffe, die Salz beigemischt werden – vor allem Jod, ein lebenswichtiges Spurenelement, das regelmäßig über die Nahrung aufgenommen werden muss. Menschen in Deutschland sind durch Jodmangel bedroht, heißt es bis heute. Seit Mitte der 1980er Jahre wird Jod deshalb prophylaktisch eingesetzt, unter anderem als Zusatz in Salz. Dabei kann – diversen Studien zufolge – zu viel Jod krank machen. Beim Thema Jod und Jodsalz gehen die Meinungen weit auseinander. Eine wichtige Erkenntnis auch hier: Pauschalempfehlungen sind schwierig.
Info: Die Dokumentation «Gutes Salz, böses Salz» am Donnerstag, den 08. Mai um 20:15 Uhr auf 3Sat stellt die Salzversorgung in Deutschland auf den Prüfstand, hinterfragt herkömmliche Ernährungsweisen und Therapien und diskutiert den Einsatz von Jodsalz sowie aktuelle Studien.
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