Mittwoch, 1. Mai 2024

Cooplands Bakeries: in großen Schritten Richtung Zukunft

Scarborough / UK. (eb) Seit die EG Group 2021 die zweitgrößte Bäckereikette Großbritanniens übernahm, verändert die Coopland + Son (Scarborough) Limited sukzessive ihr Gesicht. Aus dem betont britischen Unternehmen mit dem Slogan «a family bakery since 1885» wird Zug um Zug ein To-go-Experte unter dem Motto «Freshly baked and ready to go». Zur Zeit der Übernahme zählte Cooplands drei Bäckereien, die ihre Erzeugnisse über ein eigenes Logistiknetz an etwa 180 Geschäfte und Cafés verteilten, vorwiegend in den Regionen Nordost-England und Yorkshire. Gut 1.600 Beschäftigte sorgten dafür, dass alles rund läuft.

Straffung des Filialnetzes und des Sortiments

Das Team um Zuber und Mohsin Issa, Gründer und Co-CEOs der EG Group, sah sich zunächst die Filialen und Standorte genau an und prüfte sie auf ihre Entwicklungsfähigkeit. Soweit das nachzuverfolgen ging, zählt die Kette heute noch «gut 100» bis «gut 120» Filialen. Die Straffung des Filialnetzes hat möglicherweise Auswirkungen auf die Produktion, das Logistiknetz und die Zahl der Beschäftigten. Sofern Mitarbeiter freigesetzt wurden, hat der Arbeitsmarkt sie an anderer Stelle sofort wieder aufgesogen.

20240228-COOPLANDS-OLD(Fotos: Cooplands Bakeries)

Wobei keine zuverlässige Quelle für die Feststellung existiert, dass Beschäftigte im großen Stil entlassen worden wären. Oder dass das Logistiknetz verkleinert wurde. Von den eingangs erwähnten drei Produktionsstätten wurde vielleicht eine geschlossen – was nachvollziehbar wäre nach dem Ausdünnen des Filialnetzes und einer allfälligen Straffung des Sortiments zugunsten von Umsatz und Ertrag.

Modernisierung der Vertriebswege

Besonderheit in der britischen Backbranche – und für Foodservice-Spezialisten wie die EG Group ganz selbstverständlich: der Lieferservice. Sicher arbeiten Bäckereien auch mit Spezialisten wie «Just Eat» oder «Uber Eats» zusammen. Doch ist eher die Regel als die Ausnahme, dass Bäckereien einen Lieferdienst anbieten. In Deutschland ist das Verhältnis umgekehrt. Doch auch hier zeigt sich allmählich, dass Kunden die Präsenz «ihrer Bäckerei» auf ihrer bevorzugten Lieferplattform erwarten – welche auch immer das ist.

20240228-COOPLANDS-METAMORPHOSE(Fotos: Cooplands Bakeries)

Kein Thema für Zuber und Mohsin Issa, die die Feinheiten des Foodservice-Geschäfts aus dem Effeff beherrschen und die Bäckerei konsequent modernisieren. Auch die Cooplands-Webseite stellt nicht mehr nur betuliche Traditionen in den Vordergrund, sondern zeigt appetitliche Erzeugnisse und lädt nebenbei zur Online-Bestellung ein. Die ist bestimmt noch ausbaufähig, doch ein Anfang ist gemacht.

Modernisierung interner Abläufe

Neuester Schritt in der Effizienzsteigerung: Die Bäckerei hat in allen Filialen eine Software zur Verwaltung der Sandwich-Produktion installiert. Anhand von KI-Prognosen ermittelt diese, welche Kombination von Sandwiches zu welcher Tageszeit hergestellt werden soll. Zugleich zeigt die Software der Zentrale genau an, wie sich Produktion, Umsatz und Abfall in den Filialen entwickeln, und liefert die Kennzahlen dazu. Sandwiches machen etwa 30 Prozent des Umsatzes der Bäckerei aus. Vor Einführung der Software hatte die Zentrale kaum Kontrolle darüber, welche oder wie viele Sandwiches jede Filiale herstellt. Jetzt hat die Zentrale einen klaren Überblick darüber, was läuft und ob und wie jedes Geschäft die Vorgaben einhält.

20240228-COOPLANDS-NEW(Fotos: Cooplands Bakeries)

Einer der nächsten Schritte ist, Standorte für Cooplands zu finden, die den Vorstellungen der Issa-Brüder genügen. Pläne für ein «Café mit Drive-Thru», das die Kette im nordöstlichen Grüngürtel der Stadt York plant, dürften dem schon ziemlich nahe kommen. Eingereicht am 14. August 2023 bei der Stadtverwaltung, ist der Prozess schon weit fortgeschritten und von «Received» über «Validated» bei «Recommendation» angelangt. Diese steht zwar noch aus, doch dürfte es nicht mehr lange dauern bis zum «Decided», dem positiven Bescheid. Von soviel Offenheit in Planungsprozessen kann Deutschland nur träumen.

Ein Quantensprung für die Bäckereikette

Ein Drive-Thru ist zwar «nur ein Drive-Thru», doch ist das Vorhaben erstmals eindeutig geprägt von der Handschrift der EG Group. Hier zeigt sie klar, wohin sie mit der Bäckereikette will. Die Pläne sind ehrgeizig und für Cooplands bedeuten sie einen Quantensprung. Die Stadtverwaltung York wird das Vorhaben jedenfalls kaum stoppen wollen. Wie zu lesen ist, plant Cooplands ein Gelände aufzuhübschen, das früher von einem Lokal namens «Four Alls Inn» genutzt wurde. Wobei der Drive-Thru nicht mal im ehemaligen Lokal entstehen soll, sondern in einem Bauwerk, das vom längst geschlossenen Lokal als Garage genutzt wurde. Die Chancen stehen also gut, dass das Projekt einen positiven Bescheid erhält.

20240228-YORK-COOPLANDS.

Wäre alles in trockenen Tüchern, würde ein Café mit Drive-Thru entstehen, in dem Frühstück, Gebäck, Kaffee und mehr im Angebot sind. Die Öffnungszeiten sind schon jetzt von 08:00 bis 17:00 Uhr vorgesehen. Das ist so gut wie sicher, weil die Bäckerei zwecks Werbung am Straßenrand ein beleuchtetes Totemschild aufstellen will. Bei den avisierten Öffnungszeiten und einer Leuchtdichte von 320 cd/m2 (?) sei es kaum wahrscheinlich, dass die Nachbarschaft nennenswert beeinträchtigt würde (Fotos: Cooplands Bakeries).