Freitag, 3. Mai 2024

BIV: Präventionsseminar mit Tipps von Polizei und BGN

Hannover. (biv) Die Fachbetriebe im Bäckerinnungsverband Niedersachsen/Bremen (BIV) haben in ihrem Verbandsgebiet einen signifikanten Anstieg bei Einbruchdiebstählen und Überfällen auf Geschäfte und Auslieferungsfahrzeuge registriert. Deshalb hat der Verband in Zusammenarbeit mit der Kreishandwerkerschaft Bremen, dem Landeskriminalamt (LKA) Bremen und der Berufsgenossenschaft Nahrung und Gaststätten (BGN) das Seminar «Kriminalprävention für Bäckereien / Traumabehandlung für Mitarbeiter» organisiert.

Täter weichen zunehmend auf kleinere Gewerbebetriebe aus

Ein wenig Trost hat Reinalt Kowalewski gleich zu Anfang parat. Es seien nicht nur Bäckereien, die von den Tätern heimgesucht würden, berichtet der Kriminalbeamte des LKA Bremen. Einbrecher und Räuber wichen immer öfter wegen der verstärkten Sicherheitseinrichtungen bei größeren Einzelhandelsobjekten auf kleinere Gewerbebetriebe aus. Jede Handel treibende Branche, bei der Bargeld im Umlauf ist, sei prinzipiell von den Übergriffen betroffen. Die Bäckereien hätten allerdings das Manko, dass sie vielfach bereits in den ganz frühen Morgenstunden geöffnet seien. Für die Täter heiße das: Wenig Beeinträchtigung ihres Beutezugs durch Kunden oder Passanten. In der dunklen Jahreszeit ist die Gefahr besonders groß, denn da ist es auch abends, wenn die Tageskasse gefüllt ist, schon dunkel.

Für Unternehmen, die sich nicht um die Sicherheit ihrer Geschäfte und Lieferfahrzeuge Gedanken machen, bestehe ein erhöhtes Gefährdungspotential. Es drohe zum Einen der Verlust der Verkaufseinnahmen, zweitens teurer Sachschaden wegen Vandalismus an der Einrichtung und drittens Verdienstausfall wegen der Betriebsunterbrechung, die mindestens während der polizeilichen Vorort-Ermittlungen zur Spurensicherung unumgänglich ist, vielfach aber auch mehrere Tage andauern könne. «Das alles kann richtig ins Geld gehen. Daher ist Vorbeugen eine verantwortungsvolle Entscheidung», begründet BIV-Geschäftsführerin Bettina Emmerich-Jüttner die Ausrichtung des Seminars.

Landespolizei bietet umfangreiche kostenlose Beratung an

Die Landespolizeien bieten, so berichtet LKA-Experte Kowalewski, eine umfangreiche kostenlose und produktneutrale Beratung durch ihre Präventionsfachleute an, auf Anfrage auch verbunden mit einem Besuch vor Ort. Dabei kämen auch Fragen, wie die nach Alarmanlagen, Aufschaltung bei Sicherheitszentralen oder Videoüberwachung nicht zu kurz. Mancher Tipp der Kripo lasse sich ohne viel Aufwand kurzfristig umsetzen, beispielsweise die individuelle Gravur des Filial- oder Geschäftstresors. Sollte er aus der Verankerung gerissen und gestohlen worden sein, erleichtert die Markierung die Identifikation des Geldschranks. Das wiederum ermöglicht der Polizei, gefundene Beweisstücke einzelnen Tätern zuzuordnen. Ohne Beweis aber wird kein Richter einen Verdächtigen aus dem Verkehr ziehen. Die Eindämmung der Diebstähle und Raubüberfälle hängt also wesentlich von der engagierten Mithilfe der Geschädigten nach der Tat, aber auch von den Präventionsmaßnahmen im Vorfeld ab.

Maßnahmen zur Einbruchs- und Überfallprävention

Prävention sollte sich, rät der Kriminalpolizist, aber nicht nur auf die bauliche und technische Sicherung des Objektes richten, sondern ebenso auf organisatorische Maßnahmen und die regelmäßige Schulung der Mitarbeiter. Zum Organisatorischen gehört zum Beispiel, dass die Lieferfahrzeuge mit gesicherten Geldboxen ausgestattet werden, falls sie Bargeldbestände befördern müssen. Das bedeutet zugleich für die Lieferfahrer ein Plus an Sicherheit. Ebenso sollte die Bäckerei prüfen, ob es für die Deponierung der Tageseinnahmen bei der Bank bessere Möglichkeiten gibt, als den gefahrvollen Botengang der Verkäuferin zu überlassen.

Laut Kowalewski sollten mindestens zwei Personen den Weg zur Bank gehen, und besser in männlicher Begleitung als zwei Frauen allein. Viele Tipps und Hinweise zur Einbruchs- und Überfallprävention bietet die Polizei auch im Internet unter «polizei-beratung.de» an. Dort stehen auch Maßnahmenkataloge und Formblätter zum Download bereit.

Raubüberfälle sind als Arbeitsunfälle anerkannt

Sollte es dennoch zu einem Raubüberfall kommen, sei der Schutz von Gesundheit und Leben immer das Wichtigste. Aber selbst wenn der Täter nur die Beute kassiert und die Mitarbeiter körperlich unversehrt den Überfall überstehen, ist die Gefahr groß, dass der Schock über das Erlebte zu einer traumatischen Belastung wird. Daher hätten, erläutert Regina Lehmeier von der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN), die Berufsgenossenschaften Raubüberfälle als Arbeitsunfälle anerkannt. Sie ermuntert die Arbeitgeber, Vorkommnisse dieser Art umgehend der BGN zu melden. Denn dort könne eine schnelle psychologische Betreuung vermittelt werden, um traumatischen Spätfolgen vorzubeugen.

Die einfachste Abwehr von Dieben und Räubern aber ist laut Kowalewski immer noch die stete Wachsamkeit für das Geschäftsumfeld; inklusive eines Kurses über das Verhalten bei einem Überfall: «Das lässt sich schulen wie Erste-Hilfe-Maßnahmen. Im Ernstfall kann das richtige Verhalten de-eskalierend wirken und größeren Schaden, besonders bei Kunden und Personal, verhindern helfen».