Samstag, 18. Mai 2024

Zum Brottag 2024: Bäckerhandwerk veröffentlicht aktuelle Strukturdaten

Berlin. (zv) Bundeskanzler Olaf Scholz würdigt zum Tag des Deutschen Brotes die Bäckerinnen und Bäcker und bekräftigt die Bedeutung der Berufsausbildung. Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks (ZV) gibt zu diesem Anlass die aktuellen Zahlen der Branche bekannt: Die Betriebe nahmen im letzten Jahr leicht ab trotz stabiler Zahl an Neugründungen. Auch die Zahl der Auszubildenden ging im letzten Jahr zurück, gestiegen sind dagegen die abgeschlossenen Meisterprüfungen.

Anlässlich des Tags des Deutschen Brotes am 05. Mai besuchte Bundeskanzler Olaf Scholz eine Berliner Backstube, um sich über die aktuelle Lage der Branche zu informieren und mit dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks und jungen Angestellten auszutauschen.

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Fototermin in der SoLuna Bäckerei am Südstern – der Betrieb von Bäckermeisterin Christa Lutum, OM der Bäckerinnung Berlin (Foto: Zentralverband).

2023 setzte sich der Konzentrationsprozess der Branche fort und die Zahl der Betriebe sank um -3,8 Prozent auf 9.242. Dabei entwickelte sich die Beschäftigtenzahl um -1,4 Prozent rückläufig und lag im Jahresmittel bei 235.200. Auch die Zahl der Auszubildenden ging 2023 um -8 Prozent zurück: Im Beruf Bäcker/in waren es im letzten Jahr 3.962 Auszubildende, im Beruf Fachverkäufer/in 5.901, obwohl das Bäckerhandwerk ein attraktiver Arbeitgeber ist, der krisensichere Arbeitsplätze, zahlreiche Perspektiven und Zukunft bietet: «Ob mit Abitur, Migrationshintergrund oder für Quereinsteiger, unsere Branche bietet eine exzellente Ausbildung und vielseitige Karrierechancen», betont Verbandspräsident Roland Ermer.

«Junge Menschen sind heute auf der Suche nach sinnstiftender Arbeit und das ist genau das, was das Bäckerhandwerk bietet: Bäckerinnen und Bäcker helfen täglich mit, eine nachhaltigere Ernährungskultur zu schaffen. Und handwerklich hergestelltes Brot ist ein sehr klimafreundliches Lebensmittel – es weist eine ähnliche Klimabilanz auf wie Gemüse und andere pflanzliche Lebensmittel. Überall im Land sehen wir gut laufende Bäckereien, vor denen sich täglich Schlangen bilden. Es ist offensichtlich: Viele Menschen sehnen sich nach einem Handwerksbäcker, der traditionell backt und das jeden Tag frisch. Viele Kunden sind bereit, teils weite Wege zu einem Handwerksbäcker auf sich zu nehmen und dort auch angemessene Preise zu zahlen. Wir bieten dafür eine gute Qualität und freundlichen Service. Ich bin überzeugt, dass das Bäckerhandwerk weiterhin «goldenen Boden» und eine gute Zukunft hat», sagt Ermer.

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Fototermin in der SoLuna Bäckerei am Südstern – der Betrieb von Bäckermeisterin Christa Lutum, OM der Bäckerinnung Berlin (Foto: Zentralverband).

Stabile Zahl an Neugründungen und mehr Meisterprüfungen

Dass viele junge Menschen eine langfristige berufliche Zukunft im Bäckerhandwerk sehen, beweist die gestiegene Zahl der abgeschlossenen Meisterprüfungen: Insgesamt 284 Gesellen traten 2023 zur Meisterprüfung an, was einer Zunahme von +7,6 Prozent entspricht. «Es ist zu früh von einer Trendwende zu sprechen, doch macht es uns stolz zu sehen, wie sich eine Vielzahl junger Menschen hochwertig weiterbildet und damit dazu beiträgt, den Qualitätsstandard in unserem Land zu erhalten», sagt Roland Ermer. Da im Bäckerhandwerk die Meisterpflicht gilt, können diese Absolventen nun Betriebe übernehmen oder neu gründen. 2023 wagten 401 Meister den Schritt in die Selbstständigkeit. «Die hohe Zahl an Neugründungen liegt etwa auf dem Niveau des Vorjahrs und gibt Grund zu Zuversicht und Optimismus», kommentiert Verbandspräsident Roland Ermer die Entwicklung.

In einem ausführlichen Gespräch hob Bundeskanzler Olaf Scholz die Berufsausbildung als wichtigen Faktor für eine stabile Wirtschaft hervor: «Die Berufsausbildung ist die älteste und wichtigste Ausbildung in Deutschland und die Grundlage unseres Wohlstands. Ich bin froh, dass sich nach wie vor viele junge Frauen und Männer dazu entscheiden, eine Berufsausbildung im Bäckerhandwerk zu beginnen oder sich als Meister oder Meisterin weiterbilden, um die Deutsche Brotkultur zu erhalten.»

Strukturzahlen 2013 bis 2023 im Überblick

2013 2015 2017 2019 2020 2021 2022 2023
Betriebe(1) 13.171 12.155 11.347 10.491 10.181 9.965 9.607 9.242
Beschäftigte 283.800 275.200 273.700 266.000 255.300 240.800 238.200 235.000
davon Auszubildende 23.067 18.811 17.301 14.773 13.411 12.242 10.846 9.977
Gesamtumsatz in Milliarden EUR(2) 13,18 13,99 14,48 15,22 14,45 14,89 16,27 17,55
Ø Mitarbeitende je Betrieb 21,5 22,6 24,1 25,4 25,1 24,2 24,8 n.a.
Ø Umsatz je Betrieb in TEUR 1.001 1.151 1.276 1.451 1.419 1.494 1.694 n.a.

Quelle: Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks, Berlin, 2024 – (1)Stand: jeweils zum 31.12. (Handwerksrolle) – (2)Ohne Mehrwertsteuer

Bundeskanzler Scholz: mehr Bürokratieentlastung für den Mittelstand

Im Gespräch verdeutlichten die Vertreter des Zentralverbands und die Mitarbeitenden der Bäckerei dem Bundeskanzler, wo Rahmenbedingungen für die Betriebe weiter verbessert werden müssen: Neben der dringend notwendigen Planungs- und Investitionssicherheit, welche Energieträger langfristig genutzt werden können, benötigen die Betriebe des Bäckerhandwerks vor allem einen spürbaren Abbau der überbordenden Bürokratie. Die Bundesregierung müsse den Fachkräftemangel weiterhin mit Priorität behandeln, die duale Ausbildung attraktiver machen und die Berufsorientierung an den Schulen weiter verbessern. Zudem müssten schnell mehr bezahlbare Wohnangebote entstehen: Überall im Land gebe es Studentenwohnheime, während man Azubi-Wohnheime nach wie vor verbreitet vergeblich sucht. Die anwesenden Auszubildenden schilderten dem Bundeskanzler aus erster Hand, wie schwer es ist, bezahlbaren Wohnraum zu finden – mit ein Grund, warum Ausbildungsverhältnisse im Bäckerhandwerk nicht zustande kommen oder abgebrochen werden.

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Fototermin in der SoLuna Bäckerei am Südstern – der Betrieb von Bäckermeisterin Christa Lutum, OM der Bäckerinnung Berlin (Foto: Zentralverband).

Bundeskanzler Scholz zeigte ein offenes Ohr für die Anliegen: «Deutschland muss dem Arbeitskräftemangel entschieden entgegenwirken. Dabei helfen technologischer Fortschritt sowie moderne Strukturen und Regelungen – auch für mehr Fachkräfteeinwanderung. Alles das unterstützen wir. Und wir werden kleine und mittelständische Unternehmen bei der Bürokratie noch stärker entlasten.» Gesprächsthema war dabei auch das Arbeitszeitgesetz und die damit bisher beschränkte Produktionszeit an Sonn- und Feiertagen auf nur drei Stunden.

Beim Besuch in der Backstube wurde Bundeskanzler Scholz auch praktisch gefordert und in die Kunst des Brezelschlingens eingeführt. Dabei würdigte er das Bäckerhandwerk und brachte seine Wertschätzung für alle Bäckerinnen und Bäcker zum Ausdruck: «Ich bedanke mich bei allen Bäckerinnen und Bäckern in Deutschland. Sie sorgen jeden Tag für unsere frischen Backwaren – und machen jeden Tag etwas, was für uns alle wichtig ist, damit wir gut ernährt sind. Ich bin dankbar für die Produkte und stolz auf alle, die das tun» (Fotos: Zentralverband).