Mittwoch, 22. Mai 2024

Schnipsel: Deutschland einig Junk-Bread-Land

Hamburg. (usp) «Vor allem seit es keinen Tarifvertrag mehr gibt, wurde das Bäckerhandwerk zunehmend zu einer Minijob-Branche», klagt Elvis Capece, Geschäftsführer der NGG Mittelbaden-Nordschwarzwald. «Kein Urlaubs- und Weihnachtsgeld mehr, keine Zuschläge an Feiertagen – Schluss mit den kleinen Brötchen!» fordert er und kritisiert, dass es in Baden-Württemberg seit über zehn Jahren keinen Tarifvertrag mehr gebe. «Ist dem so, dann nicht nur in Baden und Württemberg», werden geneigte Leser jetzt denken. Und das hat Folgen. Allen Beteuerungen der bekannten Interessenvertretungen zum Trotz ist ein Trend kaum noch zu übersehen: «Aus Deutschland, einst Land der Brotspezialitäten, ist heute Junk-Bread-Country geworden. Nicht nur bei herzhaften Backspezialitäten wurde das einst weltberühmte Niveau binnen weniger Jahre geschleift; auch die Zuckerbäckerei wurde mittlerweile in weiten Teilen auf einen Tiefstand heruntergewirtschaftet, der scheinbar die Erfolge der Coffee-to-go-Filialen als Leitschnur nimmt und folglich Muffins, Brownies und Carrot Cake mit reichlich Frosting als Höchstes der süßen Gefühle akzeptiert», konnten wir unlängst in der «Welt» nachlesen. Das hat seine Gründe und wir wollen an dieser Stelle nicht die vielen Betriebe kleinreden, die ihre Arbeit ordentlich machen. Doch ein Protest gegen die klaren Worte sollte wohl überlegt sein. Mit Blick auf den Mainstream wird es ein «weiter so» jedenfalls kaum geben, ohne im Heer der Namenlosen und damit in der Versenkung zu verschwinden. Freude an der Arbeit ist ein wichtiges Kriterium, um Qualitätsprodukte abliefern zu können. Doch wie soll der Mensch Freude empfinden, wenn er kaum sein Auskommen hat? Folglich wünscht sich der eingangs erwähnte NGG-Mann einen «gewissen Druck». Wäre eine «gewisse Wertschätzung» auf Kundenseite hierzulande größer, würden viele Betriebe (nicht nur im Südwesten) dem auch nachzugeben bereit sein – wenn, ja wenn …
Info: «Junk Bread» ist eine Anlehnung an «Junk Food»