Montag, 20. Mai 2024

BDSI: Süßwarenindustrie in Deutschland 2015 stabil – Exportgeschäft leicht rückläufig

Bonn. (bdsi) Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) blickt für die Branche auf ein durchwachsenes Jahr 2015 zurück. Die Produktionsmenge stagnierte nahezu (+0,2 Prozent), der Umsatz stieg um 2,6 Prozent. Das Exportgeschäft entwickelte sich mengenmäßig erstmals seit Jahren rückläufig.

Ein zunehmender Konkurrenzdruck im harten nationalen und internationalen Wettbewerb, immer mehr staatliche Regulierung und insbesondere hohe Rohstoffkosten belasten die Ertragslage vieler der über 200 industriellen Hersteller deutscher Süßwaren und Knabberartikel.

Auf Rekordniveau kletterten im Jahr 2015 die Preise für die Importrohstoffe Kakao, Mandeln und Haselnüsse. Ein Grund für diese Entwicklung waren Ernterückgänge aufgrund von Witterungsverhältnissen und die deutlich gewachsene globale Nachfrage. Die Branche zeigt sich dennoch verhalten optimistisch und erwartet auch von der diesjährigen Internationalen Süßwarenmesse (ISM) wieder wichtige Impulse, vor allem für das Exportgeschäft.

Süßwarenindustrie bietet breites Produktangebot

Mit dem Bundestagsbeschluss «Gesunde Ernährung stärken, Lebensmittel wertschätzen» wird unter anderem eine nationale Strategie zur Verringerung von Zucker, Salz und Fett in Fertigprodukten eingefordert. Zur Finanzierung dieses Projektes sind im Bundeshaushalt 2016 insgesamt zwei Millionen Euro eingestellt.

Die deutsche Süßwarenindustrie leistet ihren Beitrag zu dieser politischen und gesellschaftlichen Entwicklung, indem sie neben den klassischen Süßwaren Produktvarianten anbietet oder innovative Produkte entwickelt, die den veränderten Verbraucherwünschen entsprechen. Hierbei werden stets auch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt.

«Die Verbraucher finden bereits heute ein sehr breites Angebot an unterschiedlichsten Produkten, so dass sie ihre Ernährung nach ihren individuellen Wünschen und Bedürfnissen gestalten können», sagt Bastian Fassin, Präsidiumsmitglied im BDSI und Vorsitzender des Arbeitskreises Internationale Süßwarenmesse (AISM). «Selbstverständlich ist die deutsche Süßwarenindustrie offen für neue Ansätze, wenn sie wissenschaftlich basiert sind. Bei allen Bemühungen um neue Rezepturen gilt aber auch weiterhin, dass letztendlich die Verbraucher entscheiden, denn sie werden nur das kaufen, was ihnen auch schmeckt. Dies gilt insbesondere für die Produkte der deutschen Süßwarenindustrie, bei denen der Genuss an erster Stelle steht».

Konjunkturentwicklung der Süßwarenindustrie 2015

Nach Schätzungen des BDSI konnten die über 200 industriellen Hersteller deutscher Süßwaren und Knabberartikel im Jahr 2015 nur eine leichte Steigerung ihrer Produktion in der Menge um 0,2 Prozent auf rund 3,99 Millionen Tonnen erzielen. Wertmäßig stieg die Produktion um etwa 2,6 Prozent auf rund 12,58 Milliarden Euro. Den Schätzungen des BDSI liegen die amtlichen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zugrunde.

Das Inlandsangebot (= Produktion + Einfuhr – Ausfuhr) legte 2015 mengenmäßig um etwa 0,8 Prozent auf knapp 2,64 Millionen Tonnen zu, während der Inlandsumsatz im gleichen Zeitraum um schätzungsweise 3,2 Prozent auf rund 8,86 Milliarden Euro stieg. Das Inlandsangebot wird ohne Halberzeugnisse und Rohmassen errechnet.

Das Exportgeschäft mit Süßwaren und Knabberartikeln entwickelte sich 2015 erstmalig seit vielen Jahren in der Menge leicht rückläufig. Insgesamt wurden schätzungsweise 1,96 Millionen Tonnen Süßwaren und Knabberartikel exportiert. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang von 0,9 Prozent. Der Exportumsatz stieg im Jahr 2015 um 2,6 Prozent und lag bei rund 7,22 Milliarden Euro.

Zu den Ursachen für den mengenmäßigen Exportrückgang gehören insbesondere eine Abschwächung der Nachfrage in einigen europäischen Nachbarländern, aber auch die Rubelkrise in Russland.

Die Qualität von Süßwaren «made in Germany» wird dennoch weiterhin im Ausland sehr geschätzt. Mit einem Exportanteil in der Menge von rund 49 Prozent (Vorjahr: ebenfalls 49 Prozent) geht fast jede zweite Tonne deutscher Süßwaren in den Export. Rund 80 Prozent aller Süßwarenausfuhren werden in die Mitgliedstaaten der Europäischen Union geliefert. Etwa 20 Prozent der Exporte gehen in Drittländer außerhalb der EU, allen voran in die USA, die Schweiz, nach Russland und Australien. Gewachsen ist 2015 der Handel mit China, Südkorea und Kanada.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Süßwaren, Knabberartikeln und Markeneis lag im Jahr 2015 schätzungsweise bei 32,48 Kilogramm im Wert von 109,16 Euro. Damit blieb er im Zehnjahresvergleich in der Menge weitgehend stabil (2005: 31,38 Kilo). Jeder Deutsche verzehrt pro Jahr statistisch 670 Kilo Lebensmittel (ohne Getränke). Der Anteil an Süßwaren liegt hieran bei weniger als fünf Prozent.

Beschäftigtenzahl: Die deutsche Süßwarenindustrie beschäftigte als viertgrößte Branche in der Ernährungsindustrie im Jahr 2015 stabil rund 50.000 Mitarbeitende.

Ausblick: Süßwarenindustrie gedämpft optimistisch

Die Süßwarenbranche sieht im Jahr 2016 Chancen, aber auch Herausforderungen. Positiv bewertet die Branche die Beschäftigungssituation und die insgesamt gute Konsumstimmung in Deutschland. Die größte Sorge bereitet den Herstellern weiterhin die angespannte Situation auf wichtigen Rohstoffmärkten, die starke Handelskonzentration und weiter zunehmende bürokratische Anforderungen für die Unternehmen.

Die Branche zeigt sich daher zu Jahresbeginn nur verhalten zuversichtlich. Da Wachstum fast nur noch im Ausland generiert werden kann, wünscht sich die deutsche Süßwarenindustrie, dass die nationale und europäische Politik die Branche stärker als einen Sektor mit hohem Exportpotenzial und einer beträchtlichen Wertschöpfung in Europa fördert. Die Rahmenbedingungen für den Export müssen verbessert werden, indem die Exportabwicklung vereinfacht und verschlankt wird und insbesondere der Marktzugang durch Handels- und Präferenzabkommen mit praxisnahen Ursprungsregelungen erleichtert wird. Derzeit gehen die Ansätze der nationalen und europäischen Politik leider in die entgegengesetzte Richtung.

Trends 2016

Die deutsche Süßwarenindustrie hat stets die Wünsche und Bedürfnisse der Verbraucher im Blick und bietet vielfältige Produktkonzepte dazu an. Im Trend liegen mit neuen Technologien personalisierte Produkte, zum Beispiel Pralinen mit aufgedrucktem Vornamen, Müslis und Schokolade nach persönlich zusammengestellter Rezeptur oder Produkte aus dem 3D-Drucker.

Zu den Trends im Süßwarenmarkt zählen weiterhin passgenaue Produkte für Verbraucher mit besonderen Ernährungsbedürfnissen. Hierzu gehören zum Beispiel zuckerfreie oder zuckerreduzierte respektive fettreduzierte Süßwaren, häufig als Varianten zu bereits seit vielen Jahren bestehenden Traditionsprodukten. Auch nimmt das Angebot von Süßwaren, die für vegetarische oder vegane Ernährung geeignet sind, weiter zu. In jedem gut sortierten Supermarkt finden sich zudem Süßwaren, die gluten- oder laktosefrei sind.

Auch bei den Knabberartikeln gibt es ein immer differenzierteres Angebot und eine große geschmackliche Vielfalt – ob an Nüssen oder bei den frittierten oder gebackenen Produkten. Stärker nachgefragt werden zudem Variationen beliebter Nuss-Fruchtmischungen, beispielsweise mit Cranberries.

Eine große Vielzahl von Süßwaren und Knabberartikeln ist in verschiedensten Portionsgrößen erhältlich. Im Trend liegen 2016 wiederverschließbare Verpackungen oder einzeln verpackte Produkte in größeren Gebinden.

Der Einsatz nachhaltig erzeugter Rohstoffe in Süßwaren und Knabberartikeln wird von der Branche intensiv vorangetrieben und wird auch künftig nicht an Bedeutung verlieren. Dies gilt insbesondere für Kakao, den wichtigsten Rohstoff der Schokolade.

Unterschiedliche Entwicklung bei den einzelnen Produktgruppen

Schokoladewaren: Die mengenmäßige Produktion von Schokoladewaren entwickelte sich nach Schätzungen des BDSI im Jahr 2015 leicht rückläufig. Insgesamt wurden in Deutschland etwa 1,1 Millionen Tonnen Schokoladewaren produziert. Dies entspricht einem Mengenrückgang von 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Wert stieg die Produktion um etwa 3,4 Prozent auf insgesamt 5,44 Milliarden Euro. Das Oster- und Weihnachtsgeschäft 2015 verlief für die Hersteller von Schokoladewaren in etwa auf Vorjahresniveau. Leicht rückläufig entwickelte sich 2015 der Export von Schokoladewaren. Im Vergleich zu 2014 wurden 1,6 Prozent weniger in Deutschland hergestellte Schokoladewaren exportiert. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Schokoladewaren betrug 2015 schätzungsweise 9,57 Kilo.

Feine Backwaren: Die Hersteller von Feinen Backwaren blicken auf ein Jahr mit leichtem Wachstum zurück. In der Menge stieg die Produktion von Feinen Backwaren auf Basis der Schätzungen des BDSI leicht um 0,2 Prozent. Insgesamt wurden somit etwa 725.000 Tonnen Feine Backwaren produziert. Im Wert konnte die Produktion einen Zuwachs um 1,6 Prozent auf etwa 2,24 Milliarden Euro verbuchen. Das Saisongeschäft mit Herbst- und Weihnachtsgebäck verlief trotz der zeitweise sehr warmen Temperaturen insgesamt zufriedenstellend. Ebenso wie der Inlandsmarkt entwickelten sich auch die Exporte bei den Feinen Backwaren mit einer Zuwachsrate von 3,4 Prozent in der Menge und 6,2 Prozent im Wert positiv. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Feinen Backwaren betrug 2015 schätzungsweise 7,32 Kilo.

Bonbons und Zuckerwaren: Die Hersteller von Bonbons und Zuckerwaren verzeichneten 2015 eine leicht positive Entwicklung. Die mengenmäßige Produktion stieg im Vergleich zu 2014 um schätzungsweise 1 Prozent auf 575.000 Tonnen. Im Wert stieg die Produktion von Zuckerwaren um 1,2 Prozent auf etwa 1,72 Milliarden Euro. Die Entwicklung der Exporte war 2015 bei den Bonbons und Zuckerwaren mit einer Zuwachsrate von 3,8 Prozent in der Menge und 6,3 Prozent im Wert positiv. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Zuckerwaren lag im Jahr 2015 bei schätzungsweise 5,75 Kilo.

Knabberartikel: Die Hersteller von Knabberartikeln konnten die positive Entwicklung der Vorjahre fortsetzen. Die Produktionsmenge stieg nach Schätzungen des BDSI um 1,3 Prozent auf rund 286.000 Tonnen. Im Wert konnte die Produktion ein Wachstum von 2,1 Prozent auf etwa 927 Millionen Euro verzeichnen. Die Kategorie der Salzigen Snacks gilt im deutschen Markt bereits seit Jahren als starkes Wachstumssegment innerhalb der Süßwarenbranche. Von den großen Sportereignissen im Jahr 2016 (Fußballeuropameisterschaft in Frankreich und Olympische Sommerspiele in Rio de Janeiro) erwarten die Hersteller von Knabberartikeln wichtige zusätzliche Impulse. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Knabberartikeln betrug 2015 schätzungsweise 3,71 Kilo.

Kaugummi: Kaugummis erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit beim Verbraucher: 2015 betrug der Gesamtumsatz des deutschen Kaugummisegmentes etwa 638,1 Millionen Euro (zu Endverbraucherpreisen). Das entspricht einem Anteil von 21,9 Prozent am Gesamtumsatz des deutschen Non-Chocolate-Segmentes. Das Non-Chocolate-Segment beschreibt die «Süßwarenkategorie» ohne Schokolade, Salzige Snacks und Gebäcke.