Samstag, 27. April 2024
20200925-ZENTRALVERBAND

Bäckerhandwerk blickt auf ein bewegtes Jahr 2019-2020 zurück

Bremerhaven. (eb) Die Systemrelevanz des Bäckerhandwerks betrug in der Hochphase der Pandemie minus 40 Prozent. Ausgesprochen wurde das beim Delegiertentag 2020 des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks (ZV) nicht. Doch wissen wir aus den Äußerungen diverser Branchenkenner sowie den Zahlen vergleichbarer Branchen, dass die Zahl nicht abwegig ist. Die Jahrestagung fand coronabedingt als Hybridveranstaltung statt: Rund zwanzig Mitglieder trafen sich vor Ort in Berlin, während die übrigen der 66 Delegierten per Videokonferenz zugeschaltet waren.

Der Verband legt Wert auf die wiederholte Feststellung, dass es ihm bei Ausbruch der Pandemie frühzeitig gelungen sei, das Bäckerhandwerk als systemrelevante Branche zur Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln zu positionieren: Sowohl in der Wahrnehmung durch die Politik als auch durch die Verbraucher.

  • In der Wahrnehmung durch die Politik gehören die backenden Branchen bestimmt schon seit fünf Jahren zu den Betreibern kritischer Infrastrukturen – siehe «Bundestag verabschiedet IT Sicherheitsgesetz» von Juni 2015. Den Bericht hat der WebBaecker noch mit dem Vermerk versehen, nach dem die backenden Branchen spätestens seit dem Entwurf des IT-Sicherheitsgesetzes von August 2014 wissen, dass sie im Fall des Falls besondere Funktionen übernehmen, aber auch besondere Verpflichtungen eingehen. Es ist kaum anzunehmen, dass der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks diesen Vorgang 2014/2015 übersehen hat.
  • In der Wahrnehmung der Verbraucher betrug die Systemrelevanz des Bäckerhandwerks in der Hochphase der Pandemie schätzungsweise minus 40 Prozent. Genauere Berechnungen werden noch anzustellen sein. Wir wollen keine Spielverderber sein. Wir wollen nur die heiße Luft ein wenig regulieren, die in der Mitteilung des Verbands zum Delegiertentag 2020 hier und da zirkuliert.

Den Mittelstand zu stärken und die Wettbewerbsbedingungen für die Innungsbäcker zu verbessern, sei eines der wichtigsten Leitthemen des Zentralverbands, lesen wir in der Pressemitteilung des Verbands. Außerhalb der Covid-19-Pandemie und ihrer massiven Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft waren die Bonpflicht und die Umrüstung auf TSE-zertifizierte Kassensysteme die bestimmenden Themen für den Zentralverband während der vergangenen zwölf Monate. Die große Medienresonanz zu diesem Thema habe die Strategie gegen diesen abwegigen Bürokratismus bestätigt. Den öffentlichen Rückenwind für die erfolgreiche Interessenvertretung gelte es zu nutzen, ist in der Mitteilung wortwörtlich zu lesen.

Die Bemühungen, mit denen der Verband massiven öffentlichen Druck aufbaute, damit die Bonpflicht wieder fällt, sind zunächst gescheitert. Das Thema ist »durch«. Mit dazu beigetragen hat die stets lückenhaft und damit unklar beantwortete Frage, wogegen sich der Protest des Zentralverbands genau richtet. Schließlich bietet das Kassengesetz, besonders die Belegausgabepflicht, den Betrieben in Deutschland die Chance, allfälligen Schwund zu reduzieren – im Schnitt 80.000 bis 100.000 Euro pro Betrieb und Jahr. Das Kassengesetz gibt den Betrieben wirksame Mittel an die Hand, um diesen Schwund einzudämmen. Ergänzend bietet der digitale Kassenbon den Betrieben nicht nur Entlastung in mehrfachem Sinn, sondern auch neue Möglichkeiten für das Marketing und die Kundenbindung.

Alles in allem keine schlechten Aussichten, die den in ungewohnter Schärfe und mit ungewohnten Mitteln vorgetragenen Protest noch unverständlicher machen. Leider ist in dieser Auseinandersetzung auch Porzellan zerschlagen worden. Das Berichtsjahr 2019/2020, das der Verband in seiner Medienmitteilung ausnahmslos positiv sieht, ist als Basis geeignet, um gründlich und aufrichtig über Strukturen und Positionen zu reflektieren. Vielleicht auch über die Wahrnehmung und Anerkennung von Realitäten.

Bäckerhandwerk in Deutschland: Strukturzahlen 2012 bis 2019

Einheit 2012 2014 2016 2018 2019
Betriebe(1) Anzahl 13.666 12.611 11.737 10.925 10.491
Beschäftigte Anzahl 290.000 277.200 273.400 270.400 266.000
davon Auszubildende Anzahl 26.535 20.540 17.874 16.018 14.773
Gesamtumsatz(2) Mrd. EUR 13,15 13,52 14,29 14,67 15,22
Ø Mitarbeitende je Betrieb Anzahl 21,2 22,0 23,3 24,7 25,4
Ø Jahresumsatz je Betrieb 1.000 EUR 962 1.072 1.218 1.343 1.451
Quelle: Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks 2020 – (1) Stand je zum 31. Dezember in der Handwerksrolle – (2) Ohne Mehrwertsteuer.

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20200922-BAECKERHANDWERK-ZV-BETRIEBSGROESSE-2019.

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