Mannheim. (zew) Im Zuge der Corona-Pandemie machen viele Unternehmen Fortschritte bei der Digitalisierung ihres Angebots, ihrer Geschäftsprozesse und der Arbeit ihrer Beschäftigten. Im unternehmensnahen Dienstleistungsbereich berichten etwa 40 Prozent und im Verarbeitenden Gewerbe etwa 25 Prozent der Unternehmen von einem solchen Digitalisierungsschub. Derweil liegen die Umsätze der Unternehmen häufig noch unterhalb des Vorkrisen-Niveaus – und das teilweise sehr deutlich. Zu diesen Ergebnissen kommt eine repräsentative Umfrage unter rund 1.400 Unternehmen der Informationswirtschaft und des Verarbeitenden Gewerbes, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im September 2020 durchgeführt hat.
«Vor allem die Arbeit der Beschäftigten gestaltet sich in vielen Unternehmen sichtbar digitaler als vor der Krise. Rund jedes dritte Unternehmen in der Informationswirtschaft und jedes vierte Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe hat hier den eigenen Digitalisierungsgrad erhöhen können», sagt Dr. Daniel Erdsiek, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich Digitale Ökonomie. «In erster Linie dürfte dieser Digitalisierungsschub aus den nötigen Anpassungen resultieren, die für eine effiziente Verlagerung der Arbeit vom Büro ins Homeoffice notwendig waren.» Diese Anpassungen können sich langfristig auszahlen, denn viele Unternehmen planen auch nach der Krise einen vermehrten Einsatz von Homeoffice-Angeboten, wie eine vorangegangene Befragung des ZEW vom Juni 2020 belegt.
«Nicht nur bei der Arbeit der Beschäftigten sind die Unternehmen seit Krisenbeginn digitaler geworden, sondern häufig auch bei der Angebotspalette und den Geschäftsprozessen», sagtDaniel Erdsiek. Den Digitalisierungsgrad der Geschäftsprozesse haben etwa 30 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft und 20 Prozent im Verarbeitenden Gewerbe erhöht. Fortschritte bei der Digitalisierung des eigenen Angebots konnten jeweils etwa 15 Prozent der Unternehmen erzielen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich die Ausgangslage zwischen den Branchen klar unterscheidet: So waren Unternehmen in der Informationswirtschaft, welche die IKT-Branche, Mediendienstleister und wissensintensive Dienstleister umfasst, bereits vor der Krise deutlich digitaler aufgestellt als Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe.
Größere Unternehmen erzielen häufiger digitale Fortschritte
«Die Häufigkeit mit der Unternehmen von einem Digitalisierungsschub berichten, hängt auch von der Unternehmensgröße ab: Größere Unternehmen verzeichnen dabei deutlich häufiger digitale Fortschritte», sagt Daniel Erdsiek. So gestaltet etwa jedes zweite Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten die Arbeit nun digitaler, sowohl in der Informationswirtschaft als auch im Verarbeitenden Gewerbe. Geringer ist dieser Anteil bei Unternehmen mit 20 bis 100 Beschäftigten (47 respektive 30 Prozent) und bei Unternehmen mit 5 bis 19 Beschäftigten (32 respektive 13 Prozent). Auch bei der Angebotspalette und den Geschäftsprozessen finden digitale Veränderungen etwas häufiger in größeren Unternehmen statt.
Umsatzentwicklung: Viele Verlierer, wenige Gewinner
Im Vergleich zu vor der Krise ist der Umsatz bei fast der Hälfte der Unternehmen in der Informationswirtschaft und bei rund 70 Prozent der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe gesunken. Dabei fallen die Umsatzrückgänge der vergangenen Monate teilweise massiv aus: Im Verarbeitenden Gewerbe ist bei etwa einem Drittel der Unternehmen der Umsatz um bis zu 25 Prozent eingebrochen. Für ein weiteres Drittel beträgt der Umsatzverlust sogar zwischen 25 und 75 Prozent des Vorkrisen-Niveaus. Für vier Prozent der Unternehmen ist der Umsatz nahezu ausgeblieben. «In der Informationswirtschaft treten hohe Umsatzrückgänge deutlich seltener auf als im Verarbeitenden Gewerbe. Beim Anteil der Unternehmen, die ihren Umsatz seit Krisenbeginn sogar erhöhen konnten, liegen Informationswirtschaft und Verarbeitendes Gewerbe allerdings gleich auf: Etwa jedes siebte Unternehmen verzeichnet höhere Umsätze als vor der Krise», sagt Daniel Erdsiek (Grafiken: zew – Foto: pixabay.com).
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