«Wilhelm»: Schnapsidee mit authentischen Wurzeln

Poppenhausen / Schlitz. (pap) Wenn sich zwei Traditionsbetriebe mit alten Broten beschäftigen, kommt nicht automatisch Altbackenes dabei heraus. Das beweisen die Bäckerei Pappert und die Schlitzer Destillerie. Mit «Wilhelm – Rhöner Gin» gibt es ab sofort einen Gin aus Brot. Die Entstehungsgeschichte ist im wahrsten Sinn des Wortes eine Schnapsidee – die neben Freude aber auch eine tiefere Bedeutung hat.

«Die ehrliche Entstehungsgeschichte ist, dass wir zunächst einfach sehr gerne mal einen Gin Tonic trinken», sagt Papperts-Marketingleiter Thomas Bertz. Als er dann las, dass eine Bäckerei in Österreich Gin aus Brot herstellt(*), war der Ehrgeiz geweckt. Und mit der Schlitzer Destillerie wurde schnell ein guter Partner für das Projekt gefunden. «Beide Betriebe haben eine Menge gemeinsam: Wir sind nicht nur Unternehmen mit langer Firmengeschichte, sondern bei beiden wird auch noch viel Wert auf Handarbeit gelegt», sagt Papperts-Geschäftsführer Bernd Pappert aus der Rhön mit Blick auf den Partner aus dem Vogelsbergkreis. Die Destillerie gilt als eine der ältesten der Welt und hat das Rezept zum Gin geliefert.

Hergestellt wird der Gin unter anderem aus dem Roggenmischbrot «Wilhelm». Der Großvater von Bernd Pappert gründete die Bäckerei 1928 in Poppenhausen und von ihm stammt das Rezept für das Brot. «Es ist ein Klassiker bei uns im Sortiment und damit die perfekte Grundlage für den Gin», sagt Manfred Klüber, ebenfalls Geschäftsführer bei Papperts.

Mit einem charaktervollen Bouquet gegen die Lebensmittelvernichtung

«Das Thema Lebensmittelverschwendung ist bei uns allgegenwärtig», sagt Klüber. Seine Bäckerei habe verschiedene Wege, um einerseits der Kundenerwartung gerecht zu werden, auch noch am Abend Backwaren zu bekommen und andererseits, ernsthaft mit Lebensmitteln umzugehen. «Wir haben mit dem Zweittag ein Modell entwickelt, bei dem es echtes Bäckerhandwerk vom Vortag zum Vorteilspreis gibt», sagt Klüber. Aktuell betreibt die Bäckerei drei Standorte, in Lauterbach, Fulda und Schweinfurt. Weitere Standorte sind in Planung. Zudem unterstützt Pappert die Tafeln. Aus den Backwaren, die nicht weiter genutzt werden können, erstellt eine Spezialfirma Tierfutter.

«Wir sind gegen die sinnlose Vernichtung von Lebensmitteln», sagt Klüber. Ziel sei es, die Backwaren im Lebensmittelkreislauf zu halten. Mit dem Gin gibt es jetzt ein innovatives Highlight, das sich bewusst mit dem Thema auseinandersetzt und zudem noch sehr gut schmecke. Neben dem Brot kommen in der Schlitzer Destillerie acht heimische Pflanzen zusammen, die für ein charaktervolles Bouquet aus lebendigen Zitrusnoten, reifen Orangen und kräftigem Wacholder sorgen (TextFoto: Papperts – TitelFoto: pixabay.com).

(*) Nachtrag: Brotschnaps aus Retouren lässt unter anderem auch die Biohofbäckerei Gottschaller aus Rotthalmünster brennen – siehe 2013-01-21.