Freitag, 29. März 2024

Weizen für die Bäckerei: Optimierung in Anbau und Züchtung

Detmold. (agf) Weiterentwickelte Qualitätskriterien für Backweizen können wichtige Impulse für Landwirtschaft und Umwelt setzen. Auftakt dazu war vor wenigen Monaten ein Branchengespräch des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Staatssekretärin Silvia Bender tauschte sich mit Vertretern des Getreidehandels, der Mühlen, der Bäckerei, Logistik, Pflanzenzüchtung sowie der Landwirtschaft aus. Ziel ist, gemeinsam einen Beitrag zum Gewässer- und Klimaschutz zu leisten und die skizzierte Produktions- und Verarbeitungskette zu entlasten – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Lage auf den Märkten für Getreide und Düngemittel durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Eine Fortsetzung dieser Erörterung fand Anfang November während der 73. Bäckerei-Technologie-Tagung in Detmold statt. Dr. Alexandra Hüsken, Leiterin der Abteilung Getreideanalytik des Max Rubner-Instituts, referierte zum «Nachhaltigen Qualitätsweizenanbau in Deutschland: Untersuchungen zur Verwendung innovativer, mit der Stickstoff-Düngung assoziierter Sorteneigenschaften.»

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Hintergrund: Ein Teil der landwirtschaftlichen Treibhausgas-Emissionen stammt aus der Stickstoffdüngung. Beim Backweizen ist diese Düngung wichtig, damit der Ertrag ausreichend ist und ein Korn mit guten Backeigenschaften heranreift. Mühlen und Bäckereien müssen sich auf diese Eigenschaften, etwa einen hohen Proteingehalt, verlassen können. Doch gerade der zusätzliche Stickstoff zur Qualitätsdüngung von Brotgetreide schadet Klima und Umwelt. Über weiterentwickelte Qualitätskriterien ließen sich Düngemittel einsparen, in der Folge ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Alexandra Hüsken: «Vor dem Hintergrund der «Farm to Fork»-Strategie der Europäischen Union, die eine deutliche Reduzierung der Stickstoff-Düngung im Qualitätsweizenanbau vorsieht, kommt es künftig mehr denn je darauf an, den Stickstoff im Boden noch besser zu nutzen und unnötige Verluste im Anbau zu vermeiden. Dabei gilt es, neben der optimierten Einsatzlenkung von Düngungsmaßnahmen, insbesondere neuartige, mit der Stickstoff-Düngung assoziierte, Sortenmerkmale gezielter auszuschöpfen und im Rahmen der Sortenprüfung und -beratung angemessener zu berücksichtigen,» sagt die Agrarwissenschaftlerin und ergänzt: «Diese Forderung entspricht den in den Handlungsfeldern Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung verankerten Zielen der Ackerbaustrategie 2035, bei der Sortenwahl ertragssichernde Faktoren stärker zu beachten sowie ackerbauliche Potentiale optimal zu nutzen.»

Die Produktions- und Verarbeitungskette für Backweizen beginnt bei der Züchtung von Sorten und führt von der Landwirtschaft über Getreidemühlen bis in die Lebensmittelproduktion, wie zum Beispiel Bäckereien jeder Größenordnung und Gattung. Alle Beteiligten der beschriebenen Produktions- und Verarbeitungskette sollen potenzielle Veränderungen mittragen können.

Hüskens Vortrag diskutierte Überlegungen, inwieweit neue beschreibende Sortenmerkmale, wie etwa Proteinsicherheit, Stickstoff-Nutzungseffizienz, Korn-Protein-Abweichung und Protein-Nutzungseffizienz, verwendet werden können, um eine sinnvolle Ergänzung zur bekannten Sortenprüfung sowie zur Unterstützung bei der züchterischen Anpassung und der Sortenberatung zu bieten.

Dr. Alexandra Hüsken studierte von 1995 bis 2001 Agrarwissenschaften an der Georg-August-Universität in Göttingen. Seit 2012 ist sie Leiterin der Abteilung Getreideanalytik des Max Rubner-Instituts (MRI), Institut für Sicherheit und Qualität beim Getreide in Detmold. Weitere Wegstationen waren das Institut für die Sicherheit biotechnologischer Verfahren bei Pflanzen des JKI Julius Kühn Instituts in Quedlinburg (2004 bis 2012) und das Department für Nutzpflanzenwissenschaften, Abteilung Pflanzenzüchtung, der Georg-August-Universität Göttingen (2001-2004) (TitelFoto: pixabay.com – TextFoto: AGF).

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