Berlin. (vzbv) Verbraucher (m/w/d) legen immer größeren Wert auf gesunde Ernährung. Das gilt auch für Backwaren, fast alle Menschen essen Brot. Verbraucher schätzen Brot und Brötchen, die einen besonders gesund klingenden Namen tragen, auch als besonders gesund ein, ohne jedoch die Zutaten zu kennen. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage von Lebensmittelklarheit, einem Projekt des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) und der Verbraucherzentralen, anlässlich der Internationalen Grünen Woche (IGW). Der VZBV fordert, bei den Kennzeichnungsvorgaben von Brot und Brötchen nachzubessern und Verbrauchern damit zu einer selbstbestimmten Einkaufsentscheidung zu verhelfen.
«Fast alle Menschen essen Brot und ein Großteil der Verbraucher achtet auf einen gesunden Lebensmitteleinkauf. Verbraucher erwarten zu Recht, dass sie sich auch beim Brotkauf darauf verlassen können, dass drin ist was draufsteht», sagt Klaus Müller, Vorstand des VZBV. «Hinter gesund klingenden Fantasienamen von losen Backwaren stehen jedoch nicht zwangsläufig gesunde Produkte.»
57 Prozent der Verbraucher schätzen ein «Fitmacherbrot» und 56 Prozent ein «Sportlerbrot» gesünder ein als ein Weizenmischbrot (knapp 40 Prozent) – ohne dass konkrete Anforderungen an die Verwendung dieser Namen geknüpft sind. Das zeigt eine repräsentative Online-Befragung (2’319 KB) von Zühlsdorf + Partner im Auftrag von Lebensmittelklarheit.
Viel Eiweiss heißt nicht automatisch wenig Fett
Ballaststoffquelle, Eiweiß-Brot, Low(er)-Carb: Auch Brote werden mit nährwertbezogenen Aussagen (Claims) beworben. Begriffe wie «Ballaststoffquelle» und «eiweißreich» sind zwar rechtlich geschützt und erfordern die Einhaltung bestimmter Mindestmengen dieser Inhaltsstoffe. Doch schließen Verbraucher irrtümlich von der Hervorhebung einzelner Nährstoffe auf den Gesundheitswert des gesamten Produkts. «Auch ein Eiweiß-Brot kann eine Kalorienbombe sein», sagt Müller.
Je nach Claim schätzen 56 bis 70 Prozent der Befragten den Gesundheitswert der Brote positiv ein. Zwischen 40 und 55 Prozent unterschätzen jedoch den Fett- und Kaloriengehalt dieser Trendbrote.
20190117-VZBV-BROT-CHARTS.Verbraucher wünschen sich Zutatenkennzeichnung
Verbraucher sind mit der Kennzeichnung loser Backwaren unzufrieden. Weniger als fünf Prozent finden die heute übliche Kennzeichnung ausreichend und nur 16 Prozent meinen, dass man die Zutaten von Brot und Brötchen in Bäckereien gut erkennen kann. Bislang sind Händler und Bäckereien nur verpflichtet, neben dem Preis die wichtigsten Allergene und kennzeichnungspflichtige Zusatzstoffe bei loser Backware anzugeben.
Zwei Drittel der Verbraucher sprechen sich für eine Kennzeichnung mit Nährwerttabelle aus, 53 Prozent wollen außerdem eine Zutatenliste. Dem anderen Drittel genügen weniger Angaben, knapp 14 Prozent plädieren aber ebenfalls für eine Zutatenliste. Die Informationen sollen im Geschäft selbst bereitgestellt werden, 60 Prozent favorisieren eine Kennzeichnung mit Schildern direkt in der Verkaufstheke.
Klare Kennzeichnung für Brot und Brötchen
Basierend auf den aktuellen empirischen Erkenntnissen, fordert der VZBV, die Leitsätze des Deutschen Lebensmittelbuchs zügig um wichtige Trendbrotarten zu erweitern. «Hersteller sollten sich für Brot und Brötchen nicht mehr Fantasienamen ausdenken können, die zum Beispiel ähnlich wie «Vollkorn» klingen. Wenn sie es doch tun, müssen diese auch ähnliche Zutatenanforderungen erfüllen wie Vollkorn», sagt Müller.
Die Umfrage zeigt, wie groß der Wunsch von Verbrauchern nach einer Zutatenkennzeichnung ist. «Der VZBV fordert eine Vollkennzeichnung, wie sie für verpackte Backwaren vorgeschrieben ist», ergänzt Müller. Dies stärke auch das traditionelle Bäckerhandwerk, schließlich hätten Verbraucher hohe Qualitätsansprüche, auch an Grundnahrungsmittel wie Brot und Brötchen.
Auf europäischer Ebene müsse zudem die Health-Claims-Verordnung reformiert werden. Begriffe, die von Verbrauchern missverstanden würden, sollten durch stärker visuelle Kennzeichnungskonzepte ersetzt werden. Der VZBV favorisiert zudem für verpackte Lebensmittel eine farblich basierte Nährwertkennzeichnung auf der Verpackungsvorderseite wie zum Beispiel das französische NutriScore-Modell (Foto: pixabay.com).
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