Bremerhaven. (eb) An ihren Übersprungs- und Ausweichhandlungen lässt sich die Identität einer Region erkennen. So stand in Österreich beim Ausbruch der Covid-19- Pandemie sehr schnell die Mühlenwirtschaft Kopf, was wohl auch mit der Liebe zur Mehlspeise zu tun hat. In Frankreich wurden Wein und Kondome knapp und in den Vereinigten Staaten von Amerika kauften besorgte Bürger die Waffengeschäfte leer.
In Spanien gilt eine strenge Ausgangssperre, die es Bürgern selbst bei gebührendem Abstand nicht erlaubt, frische Luft zu schnappen. Ausnahme: Haustierhaltern ist es gestattet, zum Beispiel mit ihrem Hund Gassi zu gehen. Was macht der findige Spanier? Neben angeleinten Hunden mit Herrchen oder Frauchen tauchen zunehmend Katzen, Hausschweine, Karnickel und Ziegen auf den Straßen auf, berichten spanische Medien. Ordentlich angeleint würden die von ihren Haltern Gassi geführt. Es sei sogar schon ein Mann gesichtet worden, der einen Stoffhund an der Leine hatte, berichtet die spanische Polizei.
Nach wie vor ein Rätsel bleibt, weshalb wir Deutschen in Zeiten der Krise ausgerechnet die Klopapierrolle zur Hauptwährung erkoren haben. Doch muss man nicht tief graben, um als Auslöser die Verarbeitung ostdeutscher Mangelwirtschaft zu identifizieren. Neben Bananen und Jogginganzügen war auch Tissue-Toilettenpapier für viele ostdeutsche Bürger 1989 eine komplett neue Erfahrung und Highlight beim Erkunden westdeutscher Konsumgewohnheiten. Das sitzt tief. Nach 30 Jahren Einheit haben sich indes viele Wege gekreuzt und lässt sich die Herleitung geografisch nicht mehr beweisen. Doch sie bietet die einzige vernünftige Erklärung für den Ursprung des Affekts, hier und jetzt ausgerechnet Toilettenpapier zu horten.
Diese Feinheiten der Wendegeschichte werden unsere europäischen Nachbarn kaum verstehen – geschweige denn einen Blick dafür haben. Wir alle haben andere Sorgen und müssen sehen, wie sich das Leben angesichts der Pandemie organisieren lässt. Auch wenn die Veränderungen nur vorübergehend sind, werden sie doch bleibende Auswirkungen haben. Wir sind gut beraten sicherzustellen, dass wir unter erschwerten Bedingungen auch längerfristig zurechtkommen. Die sich abzeichnende Kreativität stimmt hoffnungsvoll. Im Zeichen der Krise ist eine Dynamik entstanden, die wir lange Zeit vermisst haben. Wir werden sehen, wohin sie führt.
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