Freitag, 29. März 2024

VGMS Jahresversammlung: spricht Klartext in Möbelhaus-Deutsch

Berlin. (vgms) Claus Ruhe Madsen ist «Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus» in Schleswig-Holstein. Als junger Mann ist er aus Dänemark ins Rheinland gekommen. Dort hat er «on the job» Deutsch gelernt – «Möbelhaus-Deutsch» eben. Seine persönliche Lebenserfahrung hat er zum Beispiel genommen, um zu zeigen, wie unkompliziert Eingliederung funktionieren könnte. So waren «Fachkräfte» und «Bürokratie» die beiden wichtigsten Stichworte beim Gespräch mit dem Minister auf der VGMS Jahresversammlung am Freitag in Lübeck. Alle aktuellen Themen treten zurück, wenn es nicht gelingt, gut qualifizierte und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ausreichender Zahl zu beschäftigen – da waren sich Minister und VGMS-Mitglieder einig.

«Wir machen uns ernsthafte Sorgen um die Zukunft unserer Unternehmen und die Zukunft des Industriestandorts Deutschland. Wir brauchen nachhaltige Rahmenbedingungen, eine verlässliche Politik und vor allem Planungssicherheit», stellt Gustav Deiters, Sprecher des VGMS-Präsidiums, bei der Begrüßung von Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen auf der Jahresversammlung des Verbandes der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS) in Lübeck fest.

«Viele Unternehmen haben Lösungen gefunden, mit dem Energiethema umzugehen. Das alles überschattende Thema ist bleibt der Fachkräftemangel: Wenn wir alle Themen gelöst haben, aber keine Menschen haben, stehen wir vor großen Problemen!», erklärt Claus Ruhe Madsen in seiner Stellungnahme. Die weitere Diskussion mit den Unternehmerinnen und Unternehmern zeigt sehr deutlich, dass die alles erstickende Bürokratie dringend abgebaut werden muss, um Platz für Innovationen, Investitionen wie auch zur Integration von Arbeitskräften zu schaffen. «Nicht mehr Förderprogramme sind entscheidend zur Lösung von Problemen sondern Zuversicht. Wir müssen deutlich pragmatischer und deutlich schneller werden. Wir brauchen neue, zeitgemäße Standards, auch daran müssen wir arbeiten», antwortet Madsen auf die geäußerten Sorgen der Branche.

Michael Gutting, stellvertretender Sprecher des VGMS-Präsidiums, berichtet aus der betrieblichen Praxis: «Wir ersticken in Bürokratie. Zu den unzähligen Audits kommen immer neue Dokumentationspflichten: Arbeitszeitgesetz, Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder Nachhaltigkeitskriterien und vieles mehr. Wir wollen produzieren, um die Menschen in Deutschland mit Lebensmitteln zu versorgen und nicht dokumentieren – davon wird keiner satt!» Jürgen Englert, Mitglied des VGMS-Vorstands, ergänzt: «Dringend benötigte Arbeitskräfte wie Kraftfahrer oder Produktionshelfer sitzen ohne Arbeitserlaubnis in Flüchtlingsunterkünften und warten monatelang auf einen Deutschkurs. Wir wollen einstellen und dürfen nicht.»

Madsen, der sich als großer Freund pragmatischer Lösungen outet, fordert die Unternehmer auf, ihm konkrete Vorschläge zum Bürokratieabbau zu übermitteln: «Schreiben Sie mir auf, was sie stört und was aus ihrer Sicht wegfallen muss. Ich werde das in die Runde der Wirtschaftsminister der Länder mitnehmen und immer wieder diskutieren». Auch zum Thema Integration hat er gute Vorschläge – «learning on the job» – wie seine persönliche Geschichte zeigt.

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