Stuttgart. (mstgt / eb) Die Südback 2020 wird nicht stattfinden. Grund ist die situationsbedingte Unsicherheit und Zurückhaltung seitens der Aussteller, heißt es in einer Nachricht der Landesmesse Stuttgart. Die nächste reguläre Südback findet voraussichtlich statt vom 22. bis 25. Oktober 2022. Das ist eine gute Entscheidung von und für alle Beteiligten.
Schon vor drei Monaten hatte der WebBaecker an dieser Stelle zu bedenken gegeben, dass das Vorhaben, die Südback 2020 stattfinden zu lassen, nur eine Absichtserklärung sein kann. Der Druck aus der Wirtschaft war groß. Träger und Veranstalter der Fachmesse gaben ihm zunächst nach, in dem sie Zweckoptimismus verbreiteten. Viele Fragen rund um Covid-19 waren und sind ungeklärt. Daran konnte und kann auch der Pandemieplan, den die Landesmesse Stuttgart Anfang Juni veröffentlichte, nichts ändern.
SARS-CoV-2 ist noch heimtückischer als gedacht
Die erste Welle der Pandemie ist verebbt. Seither haben wir viel gelernt. Der Druck aus der Wirtschaft hat sich angesichts diverser Ereignisse und neuer Erkenntnisse von selbst reguliert. Wir wissen um die Kraft der Aerosole, die ab Herbst eine zweite Welle der Pandemie begünstigen wird. Wir wissen, dass wir aktuell überhaupt keine Ahnung haben, wie wir das hochansteckende Virus langfristig unter Kontrolle bringen sollen. Antikörper verflüchtigen sich bei Genesenden binnen weniger Monate. Sollte es jemals einen wirksamen Impfstoff geben, müsste die Impfung allein schon deshalb regelmäßig wiederholt werden. Gestern wie heute gilt: Gib dem Virus die Chance sich zu verbreiten, und es wird sich gnadenlos verbreiten.
Dabei stehen wir mit dem Pandemie-Management in Deutschland, abgesehen von ein paar Unbelehrbaren, immer noch gut da. Doch die Welt ist groß und das Covid-19-Management nicht überall gleich gut ausgeprägt. Angesichts der vielen Unbekannten in der Covid-19-Gleichung zeugt die Entscheidung der Landesmesse Stuttgart und ihrer Partner, die Südback 2020 nicht stattfinden zu lassen, von viel Sorgfalt, Weitblick und Rücksicht auf die Belange von Ausstellern und Besuchern.
Not macht erfinderisch und führt zu Innovationen
Ist die erste Welle der Pandemie schon jetzt schwer genug zu verarbeiten, würde die hiesige Wirtschaft unter einer zweiten Welle zusammenbrechen mit Folgen, die wir besser nicht ausmalen. Wir müssen wachsam bleiben und dürfen mit den wenigen Mitteln, die uns aktuell zur Verfügung stehen, nicht nachlassen im Bemühen, eine größere Katastrophe zu verhindern. Das ist im Einzelfall und von Branche zu Branche unterschiedlich schmerzhaft. Doch es scheint unsere einzige Chance zu sein.
Andererseits gilt: Not macht erfinderisch. Viele kleine und mittelständische Unternehmen reagieren schon seit Ausbruch der Pandemie mit kleineren und größeren Innovationen auf Covid-19. Laut «Fokus Volkswirtschaft» von KfW Research haben bereits 27 Prozent der Betriebe angesichts der Einschränkungen Prozess-, Produkt- oder Geschäftsmodellinnovationen eingeführt. Zusammen mit jenen Unternehmen, die dies noch planen, beträgt dieser Wert sogar 43 Prozent. Vor allem zählen Unternehmen dazu, die starke Umsatzeinbrüche hinnehmen mussten, heißt es aus Frankfurt am Main.
Es ist anzunehmen, dass uns die nächste Südback nicht nur auf gewohnt analogen Wegen begegnet. Schon während der «Virtuellen Frühjahrsmesse 2020», die der WebBaecker im März angesichts der abgesagten Internorga 2020 spontan veranstaltete, war deutlich zu erkennen, dass sich analoge und digitale Inhalte sehr gut ergänzen. Für die großen Messegesellschaften mit ihren Ressourcen sollte es ein Leichtes sein, entsprechende Angebote zügig aus dem Boden zu stampfen, denn: Ohne digitale Zusatzangebote wird in den kommenden Jahren kaum mehr eine Fachmesse auskommen.
Auch eine Südback wird sich weiter entwickeln müssen
Abschließend die originale Mitteilung aus Stuttgart, die die Absage der Südback 2020 verkündet.
Die Südback wäre im Herbst die erste Veranstaltung der backenden Branche gewesen, die seit den Corona-Beschränkungen geplant war und nach den gegenwärtigen Lockerungen unter Auflagen hätte stattfinden können. Dazu wurde ein Hygiene- und Sicherheitskonzept für eine sichere Durchführung entwickelt. Dennoch herrscht in Baden-Württemberg situationsbedingt Unsicherheit bei vielen Ausstellern, die sich zuletzt in Absagen bemerkbar machte. Trotz intensiver Vorbereitungen schlug sich diese Entwicklung in der Nachfrage und Buchungslage der Südback nieder. Eine Ausstellerbefragung hat gezeigt, dass keine hinreichende Basis für eine Südback in diesem Jahr besteht.
Die Messe Stuttgart sieht sich daher gezwungen, die Fachmesse für das Bäcker- und Konditorenhandwerk vom 17. bis 20. Oktober 2020 abzusagen. «Leider können wir unter den gegebenen Umständen den gewohnten und gewünschten Messeerfolg weder für Aussteller noch Besucher garantieren», sagt Andreas Wiesinger, Mitglied der Geschäftsleitung der Messe Stuttgart. «Die Entwicklungen bedauern wir sehr, denn damit verliert die backende Branche in in diesem Jahr ihre zentrale Plattform zum Austausch, die nach diesen schweren Monaten der Coronakrise nötig gewesen wäre.»
Die Entscheidung wurde im engen Austausch mit den Ausstellern und einvernehmlichen Gesprächen mit den Partnern, der Bäko-Zentrale, dem Landesinnungsverband des Württembergischen Bäckerhandwerks sowie dem Landesinnungsverband der Konditoren Baden-Württemberg, getroffen. «Es ist sehr schade, dass die Südback 2020 nicht stattfinden wird, jedoch stehen wir als Bäko gemeinsam mit der Landesmesse Stuttgart GmbH und den Landesverbänden des backenden Handwerks voll und ganz hinter der Entscheidung. Mehr noch: Die Entscheidung zeugt von großer Sorgfalt, Weitblick und Rücksicht auf die Belange der Aussteller und Besucher. Ein riesiges Dankeschön gilt der Messe-Geschäftsleitung und dem Südback-Projektteam für den fairen und partnerschaftlichen Umgang mit der gesamten Branche unter den aktuell schwierigen Rahmenbedingungen. Wir freuen uns auf 2022. Das erhält die Begeisterung für die Südback – bei den Ausstellern, den Besuchern, den Bäkos und den Partnern. Wir haben in den letzten Wochen in vielen Gesprächen festgestellt, dass die Südback allen Beteiligten ans Herz gewachsen ist», sagt Gunter Hahn, geschäftsführender Vorstand der Bäko-Zentrale eG. Auch Martin Reinhardt, Landesinnungsmeister des Württembergischen Bäckerhandwerks stellt stellvertretend fest: «Wir hatten sehr auf eine Südback 2020 gehofft, die ein Zeichen für das Bäckerhandwerk gesetzt hätte. Wir stehen voll hinter der Südback und werden unser ganzes Engagement, Können und fachliches Wissen dafür einsetzen, um in 2022 an die Erfolge der letzten Südback Messen anzuknüpfen.» Klaus Vollmer, Landesinnungsmeister des Konditorenhandwerks Baden-Württemberg sieht ebenfalls große Vorfreude auf 2022: «Das Konditorenhandwerk blickt zuversichtlich auf die Südback 2022. Wir werden die Zeit nutzen, um neue Akzente zu setzen und gemeinsam mit den Veranstaltern eine erfolgreiche Messe auf die Beine zu stellen», sagt Klaus Vollmer.
Die nächste Südback findet im regulären Turnus vom 22. bis 25. Oktober 2022 statt (Foto: usp – backnetz medien UG).
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