Donnerstag, 12. September 2024

Veränderung: Märkisches Landbrot ist jetzt eine Stiftung

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Feierliche Übergabe der Stiftungsurkunde an die Brotbäcker von Märkisches Landbrot (von links): Berlins Justizsenator Dr. Dirk Behrendt, Bundesministerin a.D. Renate Künast MdB, ML-Bäckereiunternehmer Joachim Weckmann, ML-Vertriebsleiterin Sabine Jansen, Stefan Palme von Gut Wilmersdorf, ML-Geschäftsführer Christoph Deinert sowie ML-Betriebsleiterin Katja Noll. Zum Vergrößern bitte anklicken (Foto: Franz Michael Rohm).

 
Berlin. (ml) Die Brotbäckerei Märkisches Landbrot hat ihre Strukturen aktualisiert. Im Zuge dessen wurde die Gesellschaft mit beschränkter Haftung in die Rechtsform einer Stiftung überführt. Ausgeschrieben heißt sie jetzt «Märkisches Landbrot Brotbäckerei demeter.»

Damit kann das Unternehmen künftig weder verkauft noch vererbt werden. Es gehört im besten Sinn «sich selbst». Die Gewinne werden nicht privatisiert, sondern gehen an die Stiftung oder verbleiben im Unternehmen. Fortan lenkt ein Stiftungsrat mit Mitarbeitenden die Geschicke des Unternehmens. Damit hat sich Geschäftsführer und bisheriger Alleingesellschafter Joachim Weckmann entschieden, seine Brotbäckerei in ein «Unternehmen in Verantwortungseigentum» zu geben. Seine Geschäftsanteile hat er der Stiftung übertragen. Weckmann geht in den Vorstand und bleibt zunächst einer der beiden Geschäftsführer, um die Übergabe an die nächste Generation zu begleiten. «Entscheidungen sollen nach demokratischen Prinzipien geführt werden», sagt Weckmann.

Feierliche Übergabe der Urkunde zum 91. Jubiläum

Bei einem Fest anlässlich der Veränderung wurde dem neuen Stiftungsrat am 18. September die Urkunde zur Stiftungsgründung von Renate Künast MdB überreicht, Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz a.D.: «Du stehst mit Deinem Unternehmen Märkisches Landbrot für das Motto «Es gibt immer einen Anfang für das Bessere» und dem bist Du stets treu geblieben. Sichtbar wird das an Deinem Engagement: Du hast Projekte zur Verbesserung von Klima- und Umweltschutz auf den Weg gebracht, den ökologischen Landbau gefördert und stets auf Ernährung ohne Gentechnik gesetzt. Dabei hast Du eine beeindruckende Beharrlichkeit an den Tag gelegt,» zollte Künast dem Unternehmer Weckmann Anerkennung. Weitere Festreden hielten Dr. Dirk Behrendt, Berlins Senator für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung, Martin Hikel, Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln sowie Jürgen Templin vom Bauerngut Libbenichen.

Gemeinwohl liegt für die Brotbäckerei in der DNA

Märkisches Landbrot wurde 1930 als Brotbäckerei und Lieferbetrieb in Berlin-Neukölln gegründet. 1981 übernahm Joachim Weckmann das Unternehmen und stellte auf ökologische Herstellung um, zunächst Bioland (1992 mit der ersten Ernte in Brandenburg), dann demeter. Märkisches Landbrot beliefert heute rund 330 Verkaufsstellen wie zum Beispiel Biosupermärkte, inhabergeführte Bioläden, Food Coops und Orte der Gemeinschaftsverpflegung in Berlin und im nahen Umland. Der Umsatz des Unternehmens betrug 2020 neun Millionen Euro.

Die Brotbäckerei demeter ist seit Jahren konsequent ökologisch und sozial engagiert. Schon 1994 führte das Unternehmen ein nach EMAS zertifiziertes Umweltmanagementsystem mit öko Bilanzierung ein. Seit 2010 backt das Unternehmen klimaneutral. Eine erste Gemeinwohlzertifizierung (GWÖ) erfolgte 2012 und wird seitdem kontinuierlich fortgeführt. Diese macht den Wertschätzungskreislauf vom Bauern bis hin zum Verbraucher in einer Wertematrix transparent und öffentlich. Als Mitbegründer vom Märkischen Wirtschaftsverbund «fair + regional» Bio Berlin-Brandenburg setzt sich die Bäckerei ein für langfristige, verlässliche Wirtschaftsbeziehungen mit fairen Preisen für Bauern und Partner. Das Unternehmen unterstützt durch regelmäßige Spenden soziale Projekte im Kiez, in der Region und in der Welt. Es fördert den ökologischen Landbau, unterstützt eine vollwertige gesunde Ernährungsweise ohne Gentechnik sowie eine Vielzahl innovativer Projekte zur Verbesserung des Klima-, Natur- und Umweltschutzes. «Gemeinwohl liegt in unserer DNA», unterstreicht Joachim Weckmann. «Wir wollen einen Beitrag zur Bewältigung drängender gesellschaftlicher Herausforderungen leisten».

Stiftungszweck nach Lesart der Brotbäcker

«Um unser gesellschaftliches Engagement auch für die Zukunft dauerhaft und nachhaltig zu sichern, haben wir die Stiftung Märkisches Landbrot errichtet», sagt Weckmann. «Wir arbeiten dabei auf Grundlage der Werte: Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, Ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitbestimmung.» Entsprechend dient der Stiftungszweck primär der Förderung von Bildung sowie des Umwelt- und Klimaschutzes. Die Stiftung übernimmt innerbetrieblich Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden. Demokratische und partizipative Führungsprinzipien, soziale Fairness und gute Löhne werden auf diese Weise ausgebaut und gesichert. Als ein «sich selbst gehörendes Unternehmen» ist der Verkauf von Anteilen ausgeschlossen. Mindestens ein Drittel des Unternehmensgewinns dient dem Stiftungszweck, der Rest verbleibt im Unternehmen.

Belegschaft und Bauern vertreten, Chef ist das Brot

Die Mitarbeitenden der Brotbäckerei sind für vier Jahre vertreten durch den Stiftungsrat inklusive Stefan Palme vom Gut Wilmersdorf. Dieser wurde berufen, um die Belange der ökologisch wirtschaftenden Bäuerinnen und Bauern zu stärken. Bei Neuwahlen hat die Belegschaft ein Vetorecht. Als Vorstand ist Joachim Weckmann für drei Jahre eingesetzt. «Bei uns ist das Brot der Chef», betont Weckmann, wie die flachen Strukturen wirklich zu verstehen sind. Und würdigt: «Die Helden der Arbeit sind Bauern, Bäcker und andere Handwerker.» Mit der neu gegründeten Stiftung setzt er ein Zeichen, wie alternative Wirtschaftsweise mit allen Beteiligten im «Wert-Schätzungs-Kreislauf» weiterhin erfolgreich sein kann.

Die Organe der Stiftung

  • Vorstand:
    • Joachim Weckmann
  • Mitglieder des Stiftungsrats:
    • Sabine Jansen, Vertriebsleitung Märkisches Landbrot
    • Katja Noll, Betriebsleitung Märkisches Landbrot
    • Christoph Deinert, Geschäftsführung Märkisches Landbrot
    • Joachim Weckmann, Geschäftsführung Märkisches Landbrot
    • Stefan Palme, Geschäftsführer Gut Wilmersdorf GbR
Beurkundeter Stiftungszweck

Förderung der Bildung, des Umwelt- und Klimaschutzes, des öffentlichen Gesundheitswesens und der öffentlichen Gesundheitspflege, der Entwicklungszusammenarbeit sowie der Heimatpflege, Heimatkunde und der Ortsverschönerung (Foto: Franz Michael Rohm).