Freitag, 29. März 2024

VDM: Mühlenbranche spürt hohen Wettbewerbsdruck

Bonn. (vdm) Die Jahresmitgliederversammlung des Verbands Deutscher Mühlen (VDM) fand in diesem Jahr in Heidelberg statt. Der VDM-Vorsitzende Hans-Christoph Erling betonte in seiner Eröffnungsrede die Herausforderungen für die Mühlen aufgrund der volatilen Getreidemärkte. Der Getreide-Einstand mache in der Kalkulation der Mühlen rund 80 Prozent der Kosten aus. «Getreide ist aus einem Interventions- und Überflussprodukt zu einem knappen Gut und Spekulationsobjekt an den internationalen Börsen geworden», betonte Erling. Die dadurch gestiegenen Preise schlügen auf das Tagesgeschäft durch und machten das Wirtschaften immer schwieriger. Wie alle Mitglieder in der Getreidekette müssten auch die Mühlen die gestiegenen Rohstoffpreise weiter geben. Eine Absicherung der Mehlkontrakte mit entsprechenden Kosten sei heute unverzichtbar, um die Risiken zumindest abzufedern.

Der Wettbewerb im deutschen Mehlmarkt ist seit Jahrzehnten intensiv und die Gewinnmargen sind niedrig. Einige Mühlen schreiben zurzeit rote Zahlen. Ablesbar ist der starke Wettbewerb an den seit Jahren im internationalen Vergleich sehr viel niedriger liegenden deutschen Mehlpreisen. Das freut seit langem die deutschen Mehlkunden, zehrt aber an der Substanz der mittelständisch geprägten Mühlen. Vor diesem Hintergrund sei die Politik der Wettbewerbsbehörden nicht nachvollziehbar, sagte Erling. Die von den Behörden in Frankreich und den Niederlanden bereits verhängten Bußgelder in dreistelliger Millionenhöhe haben sich pauschal am Umsatz orientiert und nicht berücksichtigt, dass mehr als 94 Prozent des Umsatzes Getreide-, Fracht- und Energiekosten ausmachen. Sie ignorierten völlig die in der Müllerei erzielbaren Renditen. Die Vorgehensweise, zehn Prozent des Umsatzes als Bußgeld festzusetzen – unabhängig von Wertschöpfung und Ertrag eines Unternehmens – sei unverhältnismäßig. Solche Bußen seien von einer umsatzstarken, aber ertragsschwachen Branche wie der Müllerei nicht zu leisten. Sollten die deutschen Wettbewerbshüter dieser Linie folgen, sei die breit gestreute, mittelständisch geprägte Mühlenstruktur in Deutschland in ihrer Vielseitigkeit und Regionalität stark gefährdet. Auf Grund ständig steigender Anforderungen der Kunden an die Lebensmittelsicherheit und immer neuer Auflagen von Seiten des Gesetzgebers besteht in der Mühlenbranche bereits jetzt ein großer Investitionsstau. Umsatz-bezogene Kartellbußen würden damit zwangsläufig zu einer Auszehrung der Branche führen und oligopolistische Zustände mit sich bringen. Das dient weder dem Verbraucherschutz noch dem Wettbewerb im Markt.

In der Versammlung in Heidelberg zollten die Mitglieder ihrem Verband Respekt für die perfekte Verbandsarbeit, die ein äußerst breites Themenspektrum solide sowie fachlich kompetent abdeckt. Hauptgeschäftsführer Manfred Weizbauer erläuterte dies in seinem Geschäftsbericht beispielhaft anhand der Themen Nachhaltigkeit, Risikomanagement und Öffentlichkeitsarbeit. Folgerichtig ist für den VDM die Facharbeit in den Gremien von grundlegender Wichtigkeit. Er ist daher froh, dass seine Fachkommissionen durch engagierte Müller/innen verstärkt werden konnten. Dem qualifizierten Nachwuchs misst der VDM eine große Bedeutung zu und engagiert sich daher seit jeher in der Aus- und Weiterbildung. So zeichnete der Vorsitzende der Kommission für Berufsbildung und Sozialpolitik, Wilhelm Benz, die diesjährigen Bundessieger im Leistungswettbewerb «Mühlenmasters», Christian Mayer sowie André Schumann, aus. Johann-Andreas Werhahn erhielt den Mühlenehrenpreis für sein vorbildliches, jahrzehntelanges berufsständisches Engagement im VDM-Vorstand sowie für seinen Einsatz in vielen anderen wichtigen Bereichen wie der Sozialpolitik sowie der Bildungs- und Nachwuchsarbeit.

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