Unterfranken. (eb) Finanziell gesehen mit einem blauen Auge davongekommen ist Marcus Paul Will, Inhaber der Bäckerei Will e.K. aus Kitzingen, der im Mai vor dem Amtsgericht Würzburg Insolvenz angemeldet hatte. Verfahrensbevollmächtigte seitens des Schuldners sind die Rechtsanwälte PKS Stahl + Partner mbB aus Schweinfurt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Amtsgericht den Rechtsanwalt Stefan Herrman aus Würzburg (siehe 2019-05-08).
Wie aus dessen Umfeld zu erfahren ist, neigt sich die 168-jährige Familientradition dem Ende zu. Die Götz Brot KG in Waldbüttelbrunn, bekannt unter dem Namen Kiliansbäck, übernimmt zum 01. August 2019 alle Filialen der insolventen Bäckerei im Rahmen eines Betriebsübergangs. Damit dürfte auch die berufliche Zukunft der meisten der knapp 60 Beschäftigten gesichert sein. Für die kleine Backstube gibt es indes keine Verwendung mehr. Katja und Marcus Will teilen über Facebook mit, dass sie «schweren Herzens leider nach über 165 Jahren am 31. Juli 2019 die Bäckerei für immer schließen» müssen. Es sei eine anstrengende aber auch schöne Zeit gewesen.
Der Kiliansbäck geht zurück auf Georg Michael Vitus Götz, der anno 1891 den Grundstein legte für den florierenden Familienbetrieb. Die Geschichte der Bäckerei liest sich wie 128 Jahre Branchengeschichte – und wie es die Familie Götz verstand, sich stets den Veränderungen anzupassen. Die Götz Brot KG arbeitete schon immer eng mit dem Lebensmittel- Einzelhandel (LEH) zusammen. Seit 1981 pflegt die Bäckerei ein zweites Standbein: Sie eröffnete erstmals eine Filiale direkt an der Front zum Verbraucher, um sich eine vom LEH unabhängige Existenz zu sichern. Die Marke «Kiliansbäck» wird seit 1985 gepflegt. Um 2004 herum zählte der Kiliansbäck knapp 400 Beschäftigte sowie 54 Filialen in ganz Unterfranken und dem angrenzenden Main-Tauber-Kreis. Schon 1976 am alten Standort Margetshöchheim war Götz Brot in der Lage, stündlich 3.400 Dreipfund-Brote zu erzeugen. Seit 2004 in Waldbüttelbrunn ansässig, produzierte Götz Brot zumindest 2009 täglich um die 25.000 Brote und knapp 200.000 Brötchen, wie aus einer kleinen Meldung in unserem Archiv hervorgeht (und die als Orientierungsmarke schon 500 Beschäftigte angibt).
2007 eröffnete die 65. Kiliansbäck-Filiale, wie in der Chronik nachzulesen ist, und seither sind es gewiss nicht weniger geworden. Auch in Kitzingen zählte die Götz Brot KG schon vor der Insolvenz der Bäckerei Will vier Filialen. Das gesamte Vertriebsgebiet umfasst heute die Region Aschaffenburg, Bad Kissingen, Bad Mergentheim, Buchen, Gemünden, Karlstadt, Kitzingen, Lohr am Main, Marktheidenfeld, Ochsenfurt, Schnelldorf, Schweinfurt, Tauberbischofsheim, Unterpleichfeld, Waldbüttelbrunn, Walldürn, Wertheim sowie Würzburg (Foto: pixabay.com).
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