Leverkusen. (baag) Die Europäische Kommission hat die geplante Übernahme von Monsanto durch die Bayer AG unter Auflagen freigegeben. «Die Genehmigung der Europäischen Kommission ist ein großer Erfolg und ein bedeutender Meilenstein», sagt der Bayer-Vorstandsvorsitzende Werner Baumann. Insgesamt liege heute deutlich mehr als die Hälfte von rund 30 behördlichen Freigaben für die Transaktion vor, unter anderem auch aus Brasilien und China.
Die Auflagen der EU Kommission umfassen besonders den Verkauf verschiedener Geschäfte von Bayer, darunter das weltweite Saatgutgeschäft mit Feldkulturen wie Raps, Baumwolle und Soja (mit minimalen, auf den asiatischen Raum beschränkten Ausnahmen), die Forschungsplattform für Weizen-Hybride, das weltweite Gemüsesaatgutgeschäft, das weltweite Geschäft mit Glufosinat-Ammonium sowie bestimmte Glyphosat-basierte Herbizide in Europa, die im Wesentlichen im industriellen Bereich eingesetzt werden. Zudem ist das weltweite Geschäft von Monsanto mit dem neuartigen Nematizid «NemaStrike» abzugeben. Hinzu kommen die Übertragung dreier Forschungsvorhaben von Bayer im Bereich der Totalherbizide sowie die Einräumung einer Lizenz über das Digital-Farming-Portfolio von Bayer. Als Erwerber dieser Vermögenswerte ist BASF vorgesehen.
Die Transaktion unterliegt weiterhin üblichen Vollzugsbedingungen, einschließlich notwendiger behördlicher Freigaben. Bayer und Monsanto arbeiten eng mit den Behörden – darunter auch dem Department of Justice in den USA – zusammen mit dem Ziel, die Transaktion im 2. Quartal 2018 abschließen zu können (Foto: Bayer AG).
Nachtrag:
NaBu: EU-Kommission sendet falsches Signal
Berlin. (21.03. / nabu) Die EU-Wettbewerbsbehörde hat die milliardenschwere Übernahme des US-Saatgutproduzenten Monsanto durch den Bayer-Konzern unter Auflagen erlaubt. Dazu erklärt Olaf Tschimpke, Präsident des Naturschutzbunds Deutschland (NaBu): «Die EU-Kommission sendet das falsche Signal aus Brüssel für die dringend notwendige weltweite Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen. Das derzeitige EU-Fusionsrecht ist ganz offensichtlich nicht mehr zeitgemäß und ignoriert die Forderungen der Bürgerinnen und Bürger nach mehr demokratischer Kontrolle und Transparenz von Entscheidungen. Mit dem grünen Licht für den Milliarden-Deal wird die industrielle Landwirtschaft mit ihren schädlichen Folgen für Mensch und Natur weltweit zementiert. Profiteure sind Agrarkonzerne, die die Preise diktieren und Milliarden mit dem Pestizid-Geschäft verdienen. Damit werden bestehende Strukturen befördert, die Artenvielfalt bleibt auf der Strecke. Die Entscheidung steht im Gegensatz zu den Forderungen von Umweltschützern und Verbrauchern auf der ganzen Welt, die sich eine umweltverträglichere, gift- und gentechnikfreie Landwirtschaft wünschen».
Arche Noah: Entscheidung offenbart Mängel im Kontrollsystem
Wien / AT. (21.03. / ots) Die EU-Kommission hat in dieser Woche die Fusion von Bayer und Monsanto unter Auflagen bewilligt. Bayer wird im Rahmen der Fusion große Teile seines Saatgut-Geschäfts an einen anderen Chemie-Großkonzern, BASF, verkaufen. «Heute ist ein bedauerlicher Tag für die Vielfalt und für alle, die Wert auf die Qualität ihrer Ernährung legen», sagt Katherine Dolan, Leiterin des Bereichs Politik bei Arche Noah. «Durch die Fusion baut die Chemie-Industrie weiterhin ihre Kontrolle über unser Saatgut, unsere Landwirtschaft und unsere Lebensmittel aus», warnt Dolan.
Die Entscheidung hat weitreichende Folgen für die europäische Landwirtschaft, denn das Angebot von Saatgut am Markt bestimmt maßgeblich, was auf den Feldern angebaut wird. «Es braucht eine Vielzahl von wettbewerbsfähigen regionalen Anbietern, um ein ausreichendes Angebot an standortangepasstem Saatgut sicherzustellen, das auch ohne den Zusatz von agrochemischen Inputs gute Erträge liefert», sagt Dolan. Der Verein Arche Noah hat in seiner Stellungnahme an die EU-Kommission für deutlich strengere Auflagen plädiert, etwa die Abgabe von wettbewerbsrelevanten pflanzengenetischen Ressourcen an die Public Domain sowie eine Offenlegung der Daten, welche Produkte der zwei Konzerne unter Patentschutz stehen.
Der Beschluss zeigt auch die Mängel des aktuellen Kontrollsystems auf. Laut der EU-Fusionskontrollverordnung darf die EU-Kommission nur rein wettbewerbsrechtliche Fragen berücksichtigen. «Die EU-Kommission muss künftig befugt sein, auch brisante gesellschaftliche und ökologische Themen – zum Beispiel die negativen Auswirkungen der hohen Marktkonzentration auf die Agro-Biodiversität, die Lebensmittelsicherheit und die Bekämpfung des Klimawandels – unter die Lupe zu nehmen. Hier ist die österreichische genauso wie die EU-Politik dringend gefragt», betont Dolan.
Arche Noah sieht mehrere Möglichkeiten für die neue Bundesregierung, die negativen Auswirkungen der Fusion in Österreich zu dämpfen – etwa nationale Maßnahmen gegen Patente auf Saatgut zu setzen, die Umsetzung eines nationalen Glyphosat-Verbots sowie die Züchtung von standortangepasstem, biologischem Saatgut zu fördern. Diese Forderungen haben im Oktober 2017 über 20.000 Personen innerhalb von zwei Wochen in einer Petition der Arche Noah «Vielfalt statt viel Macht» unterzeichnet.