Wiesbaden. (destatis) Knapp die Hälfte (gut 49 Prozent) der Beschäftigten in Deutschland waren 2022 in einem tarifgebundenen Betrieb beschäftigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, bestehen deutliche Unterschiede zwischen den Branchen. Die höchste Tarifbindung gab es im Wirtschaftsabschnitt Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung mit 100 Prozent. Es folgten Energieversorgung (85 Prozent), Erziehung und Unterricht (82 Prozent) und Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (75 Prozent). Die Wirtschaftsabschnitte mit der geringsten Tarifbindung im Jahr 2022 waren Land- und Forstwirtschaft, Fischerei (11 Prozent), Gastgewerbe (20 Prozent), Kunst, Unterhaltung und Erholung (21 Prozent) sowie Grundstücks- und Wohnungswesen (22 Prozent).
Wirtschaftsabschnitt (WZ – 2008) | Tarifbindung 2022 | ||
---|---|---|---|
( ) = Zahlenwert statistisch relativ unsicher | |||
A-S | Gesamtwirtschaft | 49 | % |
A | Land- und Forstwirtschaft, Fischerei | (11) | % |
I | Gastgewerbe | 20 | % |
R | Kunst, Unterhaltung und Erholung | 21 | % |
L | Grundstücks- und Wohnungswesen | 22 | % |
M | Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen | 25 | % |
J | Information, Kommunikation | 26 | % |
G | Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen | 29 | % |
S | Sonstige Dienstleistungen | 42 | % |
H | Verkehr und Lagerei | 44 | % |
F | Baugewerbe | 46 | % |
C | Verarbeitendes Gewerbe | 51 | % |
Q | Gesundheits- und Sozialwesen | 52 | % |
N | Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen | 59 | % |
B | Bergbau, Gewinnung von Steinen und Erden | 62 | % |
E | Wasserversorgung; Entsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen | 62 | % |
K | Finanz- und Versicherungsdienstleistungen | 75 | % |
P | Erziehung und Unterricht | 82 | % |
D | Energieversorgung | 85 | % |
O | Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung | 100 | % |
Tarifbindung im Handwerk bei 42 Prozent
Neben der grundsätzlichen Stärkung der Tarifbindung in der deutschen Wirtschaft formuliert die Bundesregierung explizit eine verbesserte Tarifbindung im Handwerk als Ziel im Koalitionsvertrag. Rund 42 Prozent aller Beschäftigten im Handwerk waren 2022 in einem tarifgebundenen Handwerksbetrieb beschäftigt. Was die Tarifbindung in diesen Betrieben angeht, gab es deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland: Während sie in Ostdeutschland nur 32 Prozent betrug, lag sie in Westdeutschland bei 43 Prozent.
Höchste Tarifbindung in Bremen, niedrigste in Berlin und Sachsen
Die niedrigsten Tarifbindungen wiesen Berlin und Sachsen mit jeweils 43 Prozent auf sowie Thüringen mit 45 Prozent. Die höchsten Tarifbindungen waren in Bremen (56 Prozent) und im Saarland (53 Prozent) zu verzeichnen.
Land | Tarifbindung 2022 | |
---|---|---|
Deutschland | 49 | % |
Berlin | 43 | % |
Sachsen | 43 | % |
Thüringen | 45 | % |
Brandenburg | 47 | % |
Mecklenburg-Vorpommern | 47 | % |
Schleswig-Holstein | 47 | % |
Bayern | 49 | % |
Hamburg | 49 | % |
Rheinland-Pfalz | 50 | % |
Niedersachsen | 50 | % |
Baden-Württemberg | 50 | % |
Sachsen-Anhalt | 51 | % |
Nordrhein-Westfalen | 51 | % |
Hessen | 51 | % |
Saarland | 53 | % |
Bremen | 56 | % |
Tarifbindung Deutschlands im europäischen Kontext
Auf europäischer Ebene stehen Ergebnisse zur Tarifbindung für das Berichtsjahr 2018 zur Verfügung. Mit 48 Prozent Tarifbindung rangiert Deutschland bei diesem Ranking auf Platz 18 und liegt damit deutlich unter der vom Europäischen Parlament anvisierten Zielmarke von 80 Prozent.
Tarifbindung in der Europäischen Union 2018
Für Frankreich, Irland, Italien und Slowenien berechnete sich auf Basis der von Eurostat veröffentlichten Ergebnisse von 2018 eine Tarifbindung von 100 Prozent, gefolgt von Finnland (96 Prozent), Österreich, Rumänien (jeweils 94 Prozent) und Griechenland (93 Prozent). Für Estland und Ungarn wurde mit 8 beziehungsweise 18 Prozent die geringste Tarifbindung ermittelt.