Donnerstag, 18. April 2024

SANCO: «Salzreduziertes Brot schmeckt auch»

Berlin / Brüssel. (zv / eu / wib) Da schäumt der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks (ZV): Unter «Lower salt bread is just as tasty» beschreibt die Generaldirektion SANCO bei der EU-Kommission einen «Selbstversuch» mit zwei Laiben traditionell deutschen Brots – der eine mit 1,0 Gramm Salz auf 100 Gramm Brot, der andere mit 1,5 Gramm Salz auf 100 Gramm Brot.

Robert Madelin und Paola Testori Coggi, Generaldirektor und Bereichsleiterin bei der Generaldirektion Gesundheit und Verbraucher der europäischen Kommission gingen mit diesem wenig repräsentativen Versuch der Frage nach, ob ein reduzierter Salzgehalt in deutschem Brot tatsächlich nicht durchzusetzen sei wegen fehlender technologischer Möglichkeiten. Sie kamen zu dem Schluss, dass in Deutschland mit traditionellen Methoden durchaus umzusetzen ginge, was die WHO empfiehlt und was in verschiedenen EU-Staaten, darunter Belgien, Finnland, Frankreich und Großbritannien, längst gang und gäbe ist.

Das passt dem ZV nicht, den Großbäckern nicht, vielen Millionen Brotliebhabern nicht und dem backnetz:eu auch nicht. Um die Angelegenheit aus der Welt zu schaffen oder sich wenigstens zu «arrangieren», reicht Polemik allein nicht aus. Erfahrungsgemäß scheitern viele lobenswerte Ansätze nicht in der Sache, sondern daran, dass man seinen Gegner nicht das Gesicht behalten, keine Rückzugsmöglichkeit offen lässt.

Der ZV schlägt selbst vor, was sofort umzusetzen wäre: «Sollte weiterhin die Absicht bestehen, den Salzgehalt im Brot zu diskriminieren, so werden wir diese Frage unseren vielen Millionen Kunden zur direkten Entscheidung vorlegen. Gemeinsam mit unserem europäischen Dachverband planen wir ‘einen Tag des europäischen Kommissions-Brotes’, an dem wir unseren Kunden die Gelegenheit zur Verkostung von salzreduzierten Backwaren geben werden».

Weshalb nur einen Tag? Machen Sie eine Woche daraus, damit auch wirklich jeder Konsument rechtzeitig merkt, was Sache ist. Vielleicht kommen wir dabei gemeinsam zu Erkenntnissen, an die wir heute noch gar nicht denken (wollen).

ZV-Presseinfo vom 26. Januar:

Berlin. (zv) Offenbar wirke sich die rheinische Karnevalsstimmung bis in die Amtsstuben der EU-Kommission und ihrer leitenden Mitarbeiter aus, schreibt der Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks (ZV) in seiner jüngsten Presseinfo. Anders sei eine Mitteilung der Generaldirektion SANCO bei der EU-Kommission über einen «Selbstversuch» des Generaldirektors Robert Madelin und einiger seiner leitenden Mitarbeiter zur geschmacklichen Veränderung bei vermindertem Salzgehalt im Brot nicht zu verstehen. Die genannten Damen und Herren haben sich zwei Brote backen lassen – eines mit traditionellem Salzgehalt, eines mit dem von der Kommission ins Auge gefassten deutlich reduzierten Salzgehalt. Und siehe da: Sie konnten angeblich keine Geschmacksveränderung feststellen. Für diese verblüffende, von vielen Millionen Verbrauchern in Europa nicht geteilte Erkenntnis gibt es eigentlich nur zwei Erklärungen:

  1. Durch Hinzufügen bestimmter chemisch erzeugter Geschmacksstoffe ist es gelungen, die Illusion eines traditionell gebackenen Brotes geschmacklich zu vermitteln, was allerdings ein weiterer Beweis für die Realitätsferne der Kommissionsarbeit wäre.
  2. Der «Test» dient für Madelin als Vorbereitung auf die noch auszuschreibende Position des Chefs einer EU-Geschmackspolizei.

Der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks, Peter Becker, erklärt hierzu: «Mit diesem angeblichen Geschmackstest, der eher ein Geschmacksverirrungstest ist, zeigt sich ein deformiertes Amtsverständnis der leitenden EU-Beamten. Wir fragen uns, ob die zuständige Kommissarin Androulla Vassiliou damit einverstanden ist, dass ihr leitender Mitarbeiter offenbar die politische Leitungsfunktion im Haus übernommen hat. Der Pseudo-Test des Generaldirektors Madelin ist eine Verhöhnung des Geschmacksempfindens von Millionen europäischer Mitbürger und zeigt einmal mehr die Abgehobenheit der Arbeit der EU-Kommission. Wir fordern den Verzicht auf die umstrittenen Nährwertprofile, mindestens aber auf die Festlegung von Richtwerten für Salz in Brot und Backwaren».

Dr. Eberhard Groebel, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks: «Sollte weiterhin die Absicht bestehen, den Salzgehalt des Brotes zu diskriminieren, so werden wir diese Frage unseren vielen Millionen Kunden zur direkten Entscheidung vorlegen. Gemeinsam mit unserem europäischen Dachverband planen wir einen ‘Tag des europäischen Kommissions-Brotes’, an dem wir unseren Kunden die Gelegenheit zur Verkostung von salzreduzierten Backwaren geben werden. Wir sind sicher, dass das außerordentlich repräsentative Ergebnis dieses Großversuchs sich deutlich von der subjektiven Wahrnehmung der EU-Bürokraten unterscheiden wird».

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