Hamburg. (11.05. / vkm) Vor dem Hintergrund einer insgesamt unbefriedigenden wirtschaftlichen Situation in der deutschen Müllerei rechnet die VK Mühlen AG für das Geschäftsjahr 2009/2010 (Stichtag 30. September) noch nicht mit einer Erholung ihres Geschäfts. Zudem würden die Erwartungen der Branche durch kartellrechtliche Untersuchungen beeinflusst, hieß es während der Hauptversammlung in Hamburg. Die Müller gehen nicht davon aus, das - durch Rückstellungen für mögliche Kartellbußen negativ beeinträchtigte - Ergebnis des ersten Halbjahrs im weiteren Verlauf des Geschäftsjahrs ausgleichen zu können (siehe unter anderem WebBaecker 09/2010).
Gegenwärtig glaubt der Vorstand des Unternehmens nicht, dass die Getreidepreise weiter sinken. Die insgesamt volatile Gemengelage an den Märkten lasse derzeit eher einen Anstieg erwarten. Ein solcher in Kombination mit dem sich seit Ende letzten Jahres beschleunigt fortsetzenden Mehlpreisverfalls würde die ohnehin schon nicht mehr auskömmlichen Margen in der Müllerei weiter verengen, erklärte der Vorstand während der Hauptversammlung.
Deshalb kommt es nach Ansicht des Mühlenkonzerns für die Branche jetzt darauf an, die derzeitige Verunsicherung abzulegen und sich klar an den Erwartungen und Bedürfnissen der Kunden auszurichten: «Wir müssen selbstbewusst genug sein, für die Lieferung qualitativ hochwertiger und sicherer Lebensmitteln eine adäquate Prämie einzufordern», betont der Vorstand.
Im Miteinander mit Kunden bekennt sich VK Mühlen ganz explizit zum Fairplay nach marktwirtschaftlichen Mechanismen und unterstreicht das im Unternehmen durch die Einführung eines umfassenden Compliance-Programms, heißt es aus Hamburg (Anm.d.Red.: Komplianz; Regelüberwachung). Bereits im Geschäftsjahr 2008/2009 hatte ein starker Margendruck die Geschäftsentwicklung der VK Mühlen AG gekennzeichnet. Der Umsatz sank trotz moderater Erhöhung der Absatzmenge um 18,5 Prozent auf 606 Millionen Euro. Die Ursache ist in deutlich nachgebenden Mehlpreisen zu sehen, als direkte Folge der rückläufigen Getreidepreise. Dennoch konnte das Unternehmen das Ergebnis vor Steuern auf dem Niveau von 2007/2008 halten.
Nachtrag: (eb) Im Kartellverfahren bei der VK Mühlen AG, die zu 51 Prozent der österreichischen Raiffeisen-Holding gehört, rechnet das Management noch in diesem Jahr mit einem Abschluss. Gemeinsam mit anderen deutschen Mühlenbetreibern wird dem Unternehmen vorgeworfen, illegale Preisabsprachen bei Weizen- und Roggenmehl getroffen sowie wichtige Kunden untereinander aufgeteilt zu haben. Darüber stürzte der langjährige Vorstand und Vorsitzende des Vorstands Rolf Brack im Februar und dafür hat die VK Mühlen AG Rückstellungen in Höhe von 15 Millionen Euro vorgenommen. Die Folge: Die Tochter der Leipnik-Lundenburger Invest (LLI) wird im Geschäftsjahr 2009/2010 einen Verlust schreiben.
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