Hannover / Duderstadt. (23.04. / biv) Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat das Bäckerhandwerk in Niedersachsen und Bremen bisher nicht erreicht. Der Landesinnungsmeister des Bäcker-Innungsverbands Niedersachsen / Bremen (BIV), Karl-Heinz Wohlgemuth, berichtete beim Verbandstag in Duderstadt, dass die Handwerksbäckereien im abgelaufenen Jahr ein Umsatzplus zwischen vier und sechs Prozent verzeichneten, bei gleichzeitig gestiegener Zahl der Verkaufsstellen. Im ersten Quartal 2009 hätten sich weitere Zuwächse nicht realisieren lassen. Die meisten Bäckereien rechneten für das laufende Jahr aber auch nicht mit drastischen Umsatzeinbrüchen.
Der Zunahme von stationären und mobilen Verkaufsstellen steht laut Wohlgemuth schon seit Jahren ein stetig sinkender Marktanteil der Handwerksbäckereien am gesamten backenden Gewerbe entgegen. Derzeit geht er noch von einem Marktanteil von 40 bis 45 Prozent aus. Über die vergangenen zehn Jahre entspreche dies einem Verlust um rund 30 Prozentpunkte. Die Zahl der Mitgliedsbetriebe im BIV sank dem Trend entsprechend innerhalb des Jahres 2008 quer durch alle Verbandsregionen um weitere vier Prozent auf 883 Bäckereien.
Der Bäcker-Innungsverband setzt -- auch in enger Zusammenarbeit mit dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks (ZV) -- eine Reihe von Initiativen und Strategien um, mit denen neue Perspektiven eröffnet würden, betonte der Landesinnungsmeister. Er verwies beispielhaft auf die ZV-Initiative «Qualitätssicherung IQ Back», das Angebot von Erfa-Gruppen für Innungsbäcker und das gemeinsame Bemühen, Fehlentwicklungen im deutschen und europäischen Recht zu verhindern.
Darüber hinaus engagierten sich die selbständigen Bäckermeister in der Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter, unterstrich der stellvertretende Landesinnungsmeister Willi Wolke, zugleich Vorsitzender des BIV-Ausschusses für Berufsbildung. Die Zahl der Gesellenprüfungen im Bäckerberuf sei 2008 um mehr als sechs Prozent gestiegen, die im Fachverkäufer/innen-Beruf sogar um fast 15 Prozent.
Entgegen der früher verbreiteten Praxis, Gesellinnen und Gesellen zu ermuntern, berufliche Erfahrungen außerhalb des Lehrbetriebs zu erweitern, gingen Handwerksbäcker jetzt zunehmend dazu über, den selbst ausgebildeten Berufsnachwuchs im Unternehmen zu halten und über die Lehre und Berufspraxis hinaus fortzubilden, berichtete Wolke von veränderten Strategien. Die Bäckerfachschule, das Kompetenzzentrum Nord der Akademie Deutsches Bäckerhandwerk, belege die Fort- und Weiterbildung im Bäckerhandwerk mit beeindruckenden Zahlen: An zusammen nahezu 15.000 Unterrichtstagen nutzten im vergangenen Jahr über 800 Kursteilnehmer/innen die Fachschule in 62 Kursen vom Meisterlehrgang bis zur überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung.
BIV: gibt Betriebsvergleich 2008 heraus
Das Bäckerhandwerk hatte 2008 auch in Niedersachsen und Bremen mit gestiegenen Rohstoffpreisen zu kämpfen. Das geht aus dem neuen Betriebsvergleich hervor, den der Bäcker-Innungsverband Niedersachsen / Bremen (BIV) anlässlich seines Verbandstags in Duderstadt erhoben hat. Die betriebliche Kennzahlenauswertung von 303 Innungsbäckereien aus dem Verbandsgebiet können den BIV-Mitgliedsbetrieben zur Orientierung und Selbsteinschätzung ihres eigenen Unternehmens dienen.
Ein direkter Vergleich mit zurück liegenden Jahren lasse der Betriebsvergleich indes nicht zu, weil die Umsatzgrößenklassen neu strukturiert wurden, schränkte der BIV ein. Abzulesen sei aber, dass 2008 der Cash Flow nur bei kleinen Backbetrieben mit bis zu einer Million Euro Umsatz die Zehn-Prozent-Schwelle überschritten habe. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass diesen prozentualen Werten aufgrund des Umsatzniveaus der kleineren Betriebe nur geringe absolute Werte zugrunde liegen. Entsprechend bestehe im Durchschnitt für alle Bäckereien «in Bezug auf die Ertragskraft Verbesserungspotential». Obwohl die Bäckereien in allen Umsatzgrößenklassen im vergangenen Jahr Gewinne erwirtschaften konnten, stand nach Gegenrechnung der kalkulatorischen Kosten ein Betriebsverlust. Dennoch sei unter Berücksichtigung der Privateinlagen in vier der sechs Umsatzgruppen eine Erhöhung des Eigenkapitals zu verzeichnen gewesen, stellte der BIV fest.
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