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 Ausgabe 33/11 -- 19. August 2011

11. Jahrgang 

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Singapur: Nahrungsmittelmarkt bietet gute Absatzchancen

 

 

Kuala Lumpur / MY. (15.08. / gtai) Singapur ist ein Markt, der auch für ausländische Lebensmittel stabile Perspektiven verspricht. Der Markt ist wettbewerbsintensiv und wird zu rund 90 Prozent durch Importe bedient. Der Umsatz im Lebensmitteleinzelhandel soll bis 2015 um knapp vier Prozent jährlich zulegen. Dazu steuern die wachsende Bevölkerung, höhere Einkommen und die Professionalisierung des Handels bei. Singapur strebt eine möglichst breite Versorgung mit sicheren Nahrungsmitteln an. Deutsche Lieferungen können dazu beitragen - berichtet Germany Trade + Invest (GTAI).

 

Die «Newly Industrialized Economy» Singapur bewegt sich seit der Staatsgründung 1965 auf einem eindrucksvollen Wachstumspfad und ist heute die wohlhabendste und erfolgreichste Volkswirtschaft Südostasiens. Den anspruchsvollen Konsumenten offerieren die Märkte für Nahrungsmittel und Getränke eine üppige Vielfalt.

 

Die Singapurer konsumierten nach Angaben des Statistikamtes 2010 Lebensmittel und nichtalkoholische Getränke im Wert von 8,36 Milliarden Singapur-Dollar (SGD; rund 4,6 Milliarden Euro; Durchschnittskurs 2010: 1,00 SGD = 0,55 Euro). Der Verbrauch legte nominal um 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Markforscher von Business Monitor International (BMI) prognostizieren für den Lebensmitteleinzelhandel von 2010 bis 2015 ein Umsatzplus von 21 Prozent, für den Absatz von alkoholischen Getränken ein Plus von 23 Prozent und für den Verbrauch von Softdrinks von 16 Prozent. Die Marktforschungsfirma Economist Intelligence Unit (EIU) schätzt den Absatz von Lebensmitteln im Einzelhandel 2010 sogar auf 11,7 Milliarden US-Dollar und prognostiziert bis zum Jahr 2014 einen Umsatzanstieg auf 16,5 Milliarden US-Dollar.

 

Die Voraussetzungen für eine anhaltende Expansion des Lebensmittelmarktes sind jedenfalls gegeben. Experten erwarten, dass die Bevölkerung in dem Stadtstaat zwischen 2010 und 2020 von 5,1 Millionen auf rund 5,5 Millionen zulegen wird. Für eine wachsende Nachfrage sorgen ebenfalls steigende Haushaltseinkommen. Diese legten von 2000 bis 2010 um 37 Prozent zu. Das Department of Statistics stellte in seiner jährlichen Analyse fest, dass die 1,1 Millionen Haushalte 2010 im Mittel über ein Monatseinkommen von 5.000 SGD (rund 2.750 Euro) verfügten, 2009 waren es 4.850 SGD.

 

Singapurer geben etwa neun Prozent ihres Haushaltseinkommen für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren aus, berechnet die EIU. Diese Quote dürfte mittelfristig konstant bleiben. Sie liegt unterhalb der Quoten in Thailand (29 Prozent) oder Malaysia (24 Prozent). In diesen Schwellenländern müssen die Bürger einen erheblich größeren Teil ihres verfügbaren Einkommen für Waren des täglichen Bedarfs aufwenden. Die wohlhabenderen Singapurer können dagegen mehr Geld für teure Verbrauchsgüter ausgeben.

 

Die Verbraucher in dem Stadtstaat kauften früher Lebensmittel ausschließlich an offenen Marktständen (so genannte «wet markets»), die auch heute noch beliebt sind. Dies trifft für den Erwerb von frischen Lebensmitteln zu, die nach Berechnung der Marktforschungsfirma Nielsen noch zu ungefähr 50 Prozent über Marktstände abgesetzt werden. Der Trend gehe allerdings in Richtung Super- und Hypermärkte.

 

Diese sind inzwischen in alle Stadtteile vorgedrungen und beschaffen ihre Waren direkt in den Herstellerländern oder über größere Distributoren. Nach Berechnung der EIU verkaufen Supermarktketten etwa die Hälfte aller Lebensmittel. Davon erreichen die fünf größten Händler einen Marktanteil von 29 Prozent. Größter Betreiber ist die Genossenschaft NTUC Fairprice, der im Stadtgebiet 230 Geschäfte, darunter 90 Supermärkte, gehören. Der NTUC-Anteil an den Lebensmittelverkäufen beträgt gemäß EIU elf Prozent, gefolgt von Dairy Farm mit zehn Prozent. Die Tochtergesellschaft des Hongkonger Konzerns betreibt 739 Geschäfte, darunter 95 «Cold Storage» Supermärkte und acht «Giant» Hypermärkte.

 

Die lokale Gesellschaft Sheng Siong liegt mit ihren 22 Supermärkten und einem Marktanteil von vier Prozent an dritter Stelle. AS Watson aus der Sonderverwaltungsregion Hongkong unterhält 110 Drogerien, die einen Anteil von rund 2,4 Prozent an den Lebensmittelverkäufen erzielen. Der französischen Carrefour gehören zwei Hypermärkte mit einem Marktanteil von 1,1 Prozent.

 

Der Lebensmitteleinzelhandel ist modern organisiert und folgt weltweiten Branchentrends. So implementieren die Super- und Hypermärkte eigene Handelsmarken, deren Waren zwischen zehn und 15 Prozent günstiger als die Herstellermarken angeboten werden. Die Konsumenten sind gegenüber neuen Marken aufgeschlossen, und die Waren finden bei den preissensiblen Einkäufern regen Absatz.

 

Supermärkte präsentieren zunehmend Frischwaren und integrieren so das Konzept der Marktstände in ihre Häuser. Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse werden offen präsentiert und erscheinen frisch. Gleichzeitig verbreitern sie das Angebot an Fertiggerichten und Spezialprodukten. Die Sortimente werden immer häufiger durch Abteilungen für glutenfreie Lebensmittel, organische Waren oder Produkte für Diabetiker ergänzt.

 

Auch familiengeführte Nachbarschaftsläden sind verbreitet. Sie kaufen ihre Waren meist von den zahlreichen lokalen Zwischenhändlern. Die Kleinstunternehmen geraten durch die Expansion von «Convenience Shops» allerdings unter Druck, die zu Ketten gehören und zentral günstig Waren beschaffen können. Allein Dairy Farm betreibt 484 Outlets der Marke «7-Eleven». Der Franchisegeber PSC Corporation verfügt mit seinem Ladenkonzept der Marke «iEcon» über ein Netz von ungefähr 100 Nachbarschaftsläden. Eine Kette mit 120 Kleinläden namens «Cheers» betreibt die lokale Genossenschaft NTUC Fairprice. Alle drei Ketten wollen gemäß Pressemeldungen ihr Netze weiter ausbauen.

 

Auch das Online-Shopping von Nahrungsmitteln ist möglich. E-Commerce ermöglichen beispielsweise die Supermarktketten Cold Storage und NTUC Fairprice über ihre Internetplattformen einschließlich der Lieferung ins Haus. Alle großen Lebensmittelhändler informieren die Verbraucher auf ihren Webseiten zumindest gezielt über Sonderangebote und geben Verbraucherhinweise.

 

Die Singapurer geben im Vergleich zu anderen südostasiatischen Konsumenten einen großen Anteil ihres Einkommens im Gastronomiesektor aus. Das Statistikamt zählte 2009 genau 2.107 Restaurants, 336 Schnellimbisse, 289 Cateringbetriebe und 3.260 sonstige «Outlets», wie Cafes, Bars und Kantinen. Diese erzielten insgesamt Einnahmen von 5,6 Milliarden SGD (plus 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr).

 

Die Restaurants und Cateringdienste verzeichneten im Rezessionsjahr 2009 leicht sinkende Umsätze, Schnellimbisse erhielten dagegen größeren Zulauf. Sie werden auch künftig häufiger frequentiert werden. Viele Angestellte und Arbeiter essen mittags und abends in den Garküchen oder Fast-Food-Betrieben.

 

Analysen der Marktforschungsfirma Euromonitor zeigen, dass die Singapurer sich gesundheitsbewusster ernähren möchten. Der Handel bietet zunehmend salz-, fett- und kalorienarme Produkte an. Erste Reformläden spezialisieren sich auf Biokost. Den Naturkostgeschäften werden zwar gute Wachstumsperspektiven bescheinigt. Biowaren dürften mittelfristig aber nur einen Nischenmarkt besetzen, weil die meisten Verbraucher keine hohen Aufschläge für organische Waren hinnehmen werden, heißt es. Singapur hat eine Direktive für den Import von Lebensmitteln verabschiedet, die als «organic» vermarktet werden sollen. Sie benötigen ein entsprechendes Zertifikat, das auch von einer anerkannten ausländischen Stelle stammen kann.

 

Fisch und Fleisch machen durchschnittlich etwa 40 Prozent der Lebensmittelausgaben der Konsumenten aus. Beim Fleischverzehr liegt Hühnerfleisch vorne. Der Pro-Kopf-Verbrauch lag 2009 bei 31,6 kg, gefolgt vom Verzehr von Schweinefleisch (19,1), Rind- (4,0) und Entenfleisch (2,7). Fleischwaren werden überwiegend importiert. Die lokale Fleischverarbeitung bezieht Schlachttiere aus dem Ausland. Lebende Schweine kommen überwiegend aus Indonesien, lebendes Geflügel aus Malaysia. Die Schlachthäuser benötigen eine Sondergenehmigung. Sie schlachteten 2010 etwa 44,7 Millionen Hühner, 6,3 Millionen Enten und 289.000 Schweine.

 

Die modernen urbanen Bürger achten zunehmend auf eine leichte Zubereitung. «Convenience-Nahrungsmittel» finden bei der zunehmenden Zahl der Single-Haushalte oder bei Familien, in denen beide Eltern beruflich tätig sind, mehr Anklang. Der Anteil der verarbeiteten Lebensmittel an den Gesamtverkäufen ist indes noch geringer als in westlichen Industrieländern. Zum einen gelten sie als teuer und zum anderen bevorzugen die heimischen Köche frische Lebensmittel. Sie betrachten gekühlte Ware oder Tiefkühlwaren kritisch. Dem Ruf von Tiefkühlkost schadeten unterbrochene Kühlketten, die zum Absatz verdorbener Artikel geführt hatten.

 

«Westliche» Lebensmittel stammen überwiegend aus Australien, Neuseeland und den USA. Die Zutaten eignen sich nicht immer für die asiatische Küche. Die jüngere Bevölkerung ist gegenüber «westlichen» Lebensmittel aber aufgeschlossener. Die Singapurer waren 2010 im Mittel 37,4 Jahre alt.

 

Deutsche Hersteller können sich in dem breiten internationalen Angebot durchaus eine eigene Position erobern. Der Markt sei dafür intensiv zu bearbeiten, meint die Deutsch-Singapurische Industrie- und Handelskammer. Nach ihren Erhebungen ist ein großes Spektrum an deutschen Lebensmitteln erhältlich, der Bekanntheitsgrad erschöpft sich aber auf wenige Produkte, wie Fleischwaren, Bier, Sauerkraut oder Gurken. Deutsche Lebensmittel müssten noch «erklärt» und die Zusammensetzung von deutschen Speisen demonstriert werden. Die Verbraucher seien für neue Lebensmittel allerdings offen, probieren gerne aus und sind Liebhaber guter Speisen.

 

Der Stadtstaat bietet auch für Backwaren einen beachtlichen Markt. Allein die Betreiber von Mühlen importieren jährlich zwischen 160.000 und 180.000 Tonnen Weizen. Frische Backwaren werden vor Ort produziert, Kekse und ähnliche Produkte in großen Mengen importiert.

 

Die Zahl der unabhängigen Einzelbäckereien wird auf 150 bis 200 geschätzt. Auf Expansionskurs befinden sich insbesondere Bäckereiketten, wie Prama Deli (36 Filialen), Bread Talk (24), Four Leaves (23), Cedele (14) oder Swiss Bake (10). Dazu gesellen sich circa 25 Großbäckereien, die Cafes und Restaurants bedienen. Die Qualität der angebotenen Backwaren gilt als hoch. Den Preiswettbewerb verschärfen Backwaren, die täglich das benachbarte Malaysia liefert.

 

Den Getränkemarkt dominieren kohlensäurehaltige Getränke. Euromonitor schätzte den Absatz von Soft Drinks 2009 auf etwa 490 Millionen Liter und den Marktwert auf 463 Millionen SGD. Der Markt gilt als hart umkämpft. Die wichtigsten Anbieter sind Coca Cola sowie die lokalen Unternehmen Fraser and Neave und Yeo Hiap Seng. Das Gesundheitsbewusstsein steigt auch in diesem Segment. Säfte und funktionelle Getränke, die mit Extraportionen an Vitaminen und Mineralien werben, finden reichlich Abnehmer.

 

Alkoholische Getränke sind mit hohen Abgaben belegt, die Verkäufe steigen allmählich. Bei der Einfuhr von Wein und Spirituosen fällt eine Verbrauchssteuer an, die sich auf 70 SGD je enthaltene Alkoholeinheit beläuft. Bei der Einfuhr von Bier werden Zoll und eine Verbrauchssteuer fällig. Über die Abgabenhöhe informiert der Zoll unter customs.gov.sg Der Bierkonsum beträgt rund 20 Liter je Kopf und wird überwiegend von der lokalen Firma Asia Pacific Breweries bedient. Importierte Biere aus Europa und den USA ergänzen das Angebot.

 

Dem Weinabsatz bescheinigen Experten gute Wachstumschancen aufgrund des zunehmenden Wohlstandes und Bedarfs an Genusswaren. Sowohl Spitzenweine als auch günstigere Sorten finden ihre Kunden. Frankreich ist der größte Lieferant, verliert gegenüber anderen Lieferländern aber Marktanteile. Die Konsumenten greifen meist zu bekannten Rebsorten und Marken (Quelle: GTAI).

 

 

 

 

DIESER BEITRAG GEHÖRT ZUM WEBBAECKER INFODIENST FÜR DIE 33. KALENDERWOCHE 2011

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