Mumbai / IN. (15.08. / gtai) Indiens Marktpotenzial in der Lebensmittelindustrie ist groß. Denn obwohl der Subkontinent der zweitgrößte Agrarproduzent weltweit ist, steckt die Lebensmittelweiterverarbeitung noch in einem frühen Entwicklungsstadium. In den nächsten Jahren ist mit steigenden Investitionen im Sektor zu rechnen. Der Bedarf an Technik für den Aufbau einer Infrastruktur für Transport, Kühlung und Lagerung ist hoch. Außerdem steigt die Nachfrage nach Maschinen zur Weiterverarbeitung und Verpackung von Lebensmitteln - berichtet Germany Trade + Invest (GTAI).
Allein die schiere Masse der 1,15-Milliarden-Bevölkerung macht Indien zu einem der aussichtsreichen Märkte für verarbeitete Lebensmittel weltweit. Dazu kommt eine wachsende konsumfreudige Mittelschicht, ein hoher Anteil junger Menschen, steigende verfügbare Einkommen, eine zunehmende Urbanisierung sowie sich ändernde Lebensgewohnheiten. Ein wichtiger Wachstumsimpuls ist die Verbreitung moderner Einzelhandelsformen. Einen Schub verspricht die wiederholt aufgeschobene Öffnung des sogenannten Multibrand-Einzelhandels für ausländische Investoren. Der Markteintritt großer, internationaler Lebensmittelhändler dürfte mit einer Verbesserung der Infrastruktur in der Beschaffungskette einhergehen.
Die Ausgangslage für die Entwicklung der Lebensmittelverarbeitung ist gut, denn Indien ist der zweitgrößte Agrarproduzent weltweit. Jährlich werden 110 Millionen Tonnen Milch (Produzentenrang weltweit: 1), 150 Millionen Tonnen Früchte und Gemüse (2), 485 Millionen Stück Vieh (1), 230 Millionen Tonnen Getreide (3), sieben Millionen Tonnen Fisch (3), 489 Millionen Stück Geflügel sowie über 45 Billionen Eier produziert. Die Weiterverarbeitung steckt aber noch in den Kinderschuhen. Besonders bei Obst und Gemüse ist der Anteil weiterverarbeiteter Produkte mit rund zwei Prozent am Inlandsabsatz gering, meldet das Ministry of Food Processing Industries (MOFPI; Milch: 35 Prozent; Fischerei: 26 Prozent; Büffelfleisch: 20 Prozent; Geflügel: sechs Prozent). Zudem ist die Verarbeitungstiefe niedrig. Klein- und Kleinstunternehmen dominieren den
Weiterverarbeitungssektor. Sie stehen für 70 Prozent des Produktionsvolumens.
Indiens Lebensmittelindustrie
Schätzungen/Prognosen in Milliarden INR; Anteil und CAGR in Prozent
Segment |
Anteil |
2009/10 |
2014/15 |
CAGR 3) |
Lebensmittelindustrie |
100 |
11.250 |
15.500 |
7 |
..nicht weiterverarbeitet, primäre Weiterverarbeitung |
51 |
5.800 |
6.770 |
3 |
..Weiterverarbeitung |
49 |
5.450 |
8.730 |
10 |
Verpackte Lebensmittel 1) |
100 |
422,0 |
673,5 |
10 |
..Backwaren |
24 |
101,3 |
142,5 |
7 |
..Snacks und Herzhaftes |
19 |
80,2 |
116,5 |
8 |
..Schokolade |
13 |
54,9 |
82,5 |
8 |
..Reformkost 2) |
13 |
54,9 |
89,5 |
10 |
..Fertiggerichte |
3 |
12,7 |
31,0 |
25 |
..Müsli |
1 |
4,2 |
7,5 |
18 |
..Sonstige |
10 |
42,2 |
87,0 |
15 |
..Importierte Lebensmittel |
17 |
71,7 |
117,0 |
10 |
1) Segment der Weiterverarbeitung; 2) «health food»; 3) Compound Annual Growth Rate = erwartete durchschnittliche jährliche Wachstumsrate - Quelle: Studie von MOFPI, Assocham und Technopak, «Food processing - Transforming Indian Green Revolution - II», 2010.
Zu den größten Hemmnissen für die Entwicklung des indischen Nahrungsmittelsektors zählen fehlende adäquate Lager- und Kühlmöglichkeiten, eine mangelhafte Transportinfrastruktur sowie eine große Anzahl an Zwischenhändlern. Schätzungen des MOFPI zufolge verdirbt jährlich ein Drittel der Nahrungsmittelproduktion im Wert von 500 Milliarden Indischer Rupien (INR). Indiens Kühllagerkapazitäten decken laut dem Industrieverband FICCI mit geschätzten 19,5 Tonnen nur 15 Prozent der jährlichen Agrarproduktion ab. Ohnehin sind 80 Prozent der Kapazitäten nur für die Lagerung von Kartoffeln bestimmt.
Indiens Lebensmittelsektor
Schätzungen/Prognosen in Milliarden INR, CAGR in Prozent
|
2007/08 |
2008/09 1) |
2009/10 1) |
2010/11 2) |
2014/15 2) |
CAGR 3) |
Lebensmittelsektor, davon |
9.273 |
9.791 |
10.362 |
12.109 |
15.296 |
8,1 |
Grundnahrungsmittel und sonstige Nahrung |
k.A. |
k.A. |
4.228 |
k.A. |
6.184 |
7,9 |
Früchte und Gemüse |
2.183 |
2.314 |
2.453 |
2.600 |
3.290 |
6,0 |
Milch und -produkte |
2.138 |
2.308 |
2.492 |
2.690 |
3.660 |
8,0 |
Fisch und Meeresfrüchte |
396 |
414 |
431 |
450 |
520 |
3,8 |
Fleisch und Geflügel |
264 |
290 |
318 |
350 |
500 |
9,4 |
Verpackte Lebensmittel |
155 |
217 |
306 |
430 |
910 |
24,4 |
Bier und Wein |
111 |
122 |
136 |
150 |
240 |
12,1 |
1) Schätzung; 2) Prognose; 3) Compound Annual Growth Rate = erwartete durchschnittliche jährliche Wachstumsrate, hier von 2009/2010 bis 2014/2015 - Quelle: Studie von MOFPI, FICCI und KPMG «Fuelling New Cycles of Success in Food Sector through Infrastructure Development», November 2010.
Indiens Regierung hat zahlreiche Initiativen gestartet, um die Entwicklung der Nahrungsmittelindustrie voranzutreiben. Landesweit sollen mit Hilfe der Privatwirtschaft sogenannte «Mega Food Parks» mit einer entsprechenden Infrastruktur für Verpackung, Transport und Kühlung entstehen. Bis 2015 sollen laut der «Vision 2015» über 25 Milliarden US-Dollar in den Nahrungsmittelsektor und die benötigte Infrastruktur fließen. Von April 2000 bis April 2011 verbuchte der Sektor Ausländische Direktinvestitionen (FDI) in Höhe von 1,25 Billionen US-Dollar, davon von April bis November 2010 rund 129 Millionen US-Dollar.
Die steigende Nachfrage nach verarbeiteten Lebensmitteln und Getränken spiegelt sich in der Entwicklung der Importe entsprechender Maschinen wider. Zwar hat das Angebot an in Indien gefertigten Verpackungs- und Verarbeitungsmaschinen in den letzten Jahren zugenommen, aber der Bedarf an neuester Technik aus dem Ausland ist hoch. Besonders exportorientierte Hersteller, setzen auf Hightech, um internationale Standards zu erfüllen und wettbewerbsfähig zu sein.
Zwischen 2003 und 2009 hat sich die indische Einfuhr von Nahrungsmittelverarbeitungs- und Verpackungsmaschinen auf 352 Millionen Euro verdreifacht, meldet der VDMA. Deutschland zählt zu den wichtigsten Lieferanten entsprechender Technik. Nach Angaben des VDMA legten die deutschen Lieferungen nach Indien von Januar bis November 2010 um fast 30 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode auf 60 Millionen Euro zu.
Die Höhe der Einfuhrabgaben für Maschinen zur Lebensmittelverarbeitung (HS-Position 8438) gemäß der «Notification 21-Customs» von 2002 beträgt grundsätzlich effektiv 2,5 Prozent vom Zollwert. Für Verpackungsmaschinen (HS-Positionen: 8422.30, 8422.40, 8422.90.90) gilt gemäß der «Notification 21-Customs» von 2002 eine Einfuhrabgabe von effektiv fünf Prozent.
Die Richtlinien für Import, Vertrieb und Produktion von Nahrungsmitteln und Getränken gibt in Indien die Food Safety and Standards Authority of India (FSSAI) heraus und können unter «fssai.gov.in» in der Sektion Legislation abgerufen werden. Der «Food Safety and Standards Act, 2006» regelt unter anderem die Etikettierung von Nahrungsmitteln und Getränken.
Zu den wichtigen Lebensmittel-Messen gehören die «Annapoorna - World of Food in Mumbai» (worldoffoodindia.com) und die «AAHAR» in Neu Delhi (aaharinternationalfair.com), welche jährlich stattfinden. Die Technikmesse «International PackTech India» (packtech-india.com), die seit 2010 zusammen mit der «Drink Technology»
(drinktec.com) in Mumbai abgehalten wird, deckt zudem den Bereich Lebensmittelverarbeitung ab (Quelle: GTAI).
Indiens Import ausgewählter Maschinen
Lebensmittelverarbeitung und Verpackungsmaschinen (in Millionen US-Dollar)
HS-Position |
Produktgruppe |
2008/09 |
2009/10 |
04 bis 09.2010 |
davon aus Deutschland (2009/2010) |
8438.10 |
Maschinen und Apparate zum Herstellen von Back- oder Teigwaren |
11,50 |
7,00 |
3,05 |
0,88 |
8438.20 |
...von Süßwaren, Kakao od. Schokolade |
16,80 |
17,61 |
3,27 |
2,35 |
8438.30 |
...von Zucker |
5,43 |
2,74 |
3,93 |
1,20 |
8438.40 |
Brauereimaschinen und -apparate |
15,95 |
1,26 |
0,25 |
0,07 |
8438.50 |
Maschinen und Apparate zum Verarbeiten von Fleisch |
4,93 |
4,83 |
2,43 |
0,20 |
8438.60 |
...zum Be- oder Verarbeiten von Früchten und Gemüse |
9,75 |
5,25 |
6,31 |
0,05 |
8438.80 |
Sonstige Maschinen |
15,33 |
15,43 |
9,59 |
0,65 |
8438.90 |
Teile davon |
13,13 |
19,48 |
11,59 |
3,63 |
8438.90.10 |
Teile von Maschinen zur Herstellung von Zucker |
2,26 |
2,19 |
1,63 |
0,11 |
8438.90.90 |
Teile von sonstigen Maschinen |
10,87 |
17,29 |
9,95 |
3,52 |
8422.30 |
Maschinen und Apparate zum Füllen, Verschließen, Versiegeln, Etikettieren, Verkapseln etc. |
112,46 |
116,20 |
40,50 |
26,77 |
8422.40 |
Andere Maschinen oder Apparate zum Verpacken oder Umhüllen von Waren |
93,79 |
75,56 |
42,64 |
18,29 |
8422.90.90 |
Teile davon |
46,70 |
35,46 |
14,92 |
9,45 |
Quelle: Directorate General of Commercial Intelligence and Statistics (DGCI+S), Juli 2011
Kontaktanschriften:
VDMA - India Liaison Office
Mr. Rajesh Nath (Managing Director)
GC-34, Sector-III, Salt Lake City, Kolkata - 700 106
Telefon: 0091 33/23 21-70 73, -95 22
Telefax: 0091 33/23 21-70 73
E-Mail: vdmaindia@eth.net
Internet: vdmaindia.org
All India Food Processors Association (AIFPA)
206, Aurobindo Place, Hauz Khas, Neu Delhi - 110 016
Telefon: 0091 11/26 51-08 60
Telefax: 0091 11/26 51-88 48
E-Mail: aifpa@vsnl.net
Internet: aifpa.net
Ministry of Food Processing Industries (MFPI)
Panchsheel Bhavan, August Kranti Marg, Neu Delhi - 110 049
Telefon: 0091 11/26 49-22 16
Telefax: 0091 11/26 49-32 28
E-Mail: mofpi@nic.in
Internet: http://mofpi.nic.in
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