Hannover. (17.08. / biv) In China kommen die Verbraucher immer häufiger auf den Geschmack von Brot mit Roggenmehlanteil. Die fortschreitende Öffnung des Reichs der Mitte nach Westen führt offenbar dazu, dass besonders jüngere Chinesen mehr Abwechslung in ihrem Brotkorb wünschen. Entsprechend sind chinesische Bäckereien und Bäcker-Organisationen zunehmend am Wissenstransfer mit dem deutschen Bäckerhandwerk interessiert. Dies erfuhren Teilnehmer einer Studienreise nach Peking, die mit Unterstützung des Bäckerinnungsverbands Niedersachsen / Bremen (BIV) organisiert worden war.
Bisher werde in China vielfach Toastbrot und eine Art Softbrötchen angeboten, berichtet Obermeister Fritz Raffert, Bäckerinnung (BI) Goslar, von seinen Reiseerfahrungen: «Wir konnten intensive Gespräche mit der BI Peking führen. Dabei äußerten die Berufskollegen großes Interesse am Aufbau unserer Innungsorganisation und ihrer Wirkung als Fachorganisation, aber auch an der Struktur der Einkaufsgenossenschaften und der Zertifizierung von Qualitätsprodukten». Raffert erfuhr vom Präsidenten der Pekinger Innung, Zhu Nian Lin, und dem Generalsekretär Zhou Guang Jun unter anderem, dass in China jeder Backbetrieb den gesamten Rohwareneinkauf völlig eigenständig organisieren muss. Großhändler seien so gut wie nicht vorhanden und ein genossenschaftlich organisierter Wareneinkauf und -vertrieb gänzlich unbekannt.
Das Interesse der chinesischen Gastgeber habe auch der Bäckerausbildung und dem technologischen Knowhow gegolten. Eine Betriebsbesichtigung in einer Pekinger Brotfabrik, in der neben Toastbrot und Softbrötchen auch traditionelle chinesische Gebäcke hergestellt werden, verdeutlichte einen hohen produktionstechnischen Standard. Zugleich zeigte der Besuch Nachholbedarf bei Maschinen und Geräten. Die Pekinger Gesprächspartner unterstrichen ihr Interesse an deutschen Investoren für die Backwarenproduktion. Allein in der Region Peking seien 22 Millionen Menschen zu versorgen. Weitere Fachgespräche drehten sich um Vermarktung und Vertrieb sowie um Aus- und Weiterbildungsthemen. Raffert sprach im Namen des BIV eine Einladung nach Niedersachsen aus, um das norddeutsche Bäckerhandwerk und die ADB-Fachschule des Verbands in Hannover näher zu bringen.
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