Freitag, 29. März 2024

Pasta la Vista: Kohlenhydrat-Phobie lässt Absatz sinken

München. (mg) Nudeln sind seit jeher die tragende Säule der italienischen Küche, aber nun sagen Italiener vermehrt «Pasta La Vista» zu ihrem Nationalgericht. Neue Erkenntnisse von Mintel zeigen, dass der Absatz von Nudeln in Italien zwischen 2011 und 2016 um zwei Prozent zurückgegangen und das Verkaufsvolumen auf 908.100 Tonnen im Jahr 2016 abgeflaut ist.

Eine Studie von Mintel zeigt, dass gesundheitliche Bedenken der Grund für diesen Rückgang sind. Fast ein Viertel (23 Prozent) der Italiener sagen, dass sie Nudeln in ihrer Ernährung aus gesundheitlichen Bedenken reduzieren, ein Anteil, der auf 28 Prozent unter den Italienern über 55 Jahren steigt.

Obwohl Italiener nach wie vor global das größte Volumen an Nudeln pro Person aufweisen, schränken sie den Konsum ihrer traditionellen Nudeln ein. Erkenntnisse der Mintel Marktforschung haben aufgedeckt, dass der Pro-Kopf-Konsum von Nudeln auf 15,2 Kilogramm gefallen ist. Im Jahr 2011 waren es noch 17,0 Kilo für jeden Italiener, was auf das veränderte Ernährungsverhalten der Nation hindeutet.

Im Jahr 2015 gaben sieben Prozent der Italiener an, glutenfreie Nudeln zu konsumieren, während 13 Prozent «Bio» Nudeln aßen und 36 Prozent Vollkornpasta als Teil ihrer Ernährung benannten. Im Jahr 2016 war es bereits ein Drittel (33 Prozent) der Italiener, die angaben, glutenfreie Nudeln zu essen, davon acht Prozent auf wöchentlicher Basis. Fast zwei Drittel der Italiener (63 Prozent) hatten im Jahr 2016 Erfahrung mit «Bio» Nudeln, und 21 Prozent gaben an, Biopasta mindestens einmal pro Woche zu essen. Vollkornnudeln hingegen wurden 2016 von 75 Prozent der Italiener gegessen, darunter von 30 Prozent mindestens einmal pro Woche.

Auch wenn Italiener scheinbar ihren Tagliatelle, Papardelle und Fettuccine den Rücken kehren, bleiben sie an dritter Stelle der Nationen mit dem größten Verbrauch von Nudeln international. Am meisten Nudeln wurde in Brasilien konsumiert (1.223.500 Tonnen), gefolgt von Russland mit 1.184.900 Tonnen.

Jodie Minotto, globale Lebensmittel- und Getränke Analystin bei Mintel, sagt hierzu: «Gesundheitliche Bedenken hinsichtlich kohlenhydratreicher Ernährung wirken sich nach wie vor negativ auf die Umsatzzahlen von Nudeln aus. Dies ist besonders deutlich in Italien, wo Verkaufszahlen seit 2009 stets gesunken sind. Die steigende Beliebtheit von Protein und die Wiederauferstehung von «low-carb» Diäten hat eine große Herausforderung für den Nudelmarkt geschaffen. Nudeln werden vermehrt aus Diätplänen gestrichen und durch «gesündere» Alternativen ersetzt, die für Gewichtsmanagement nützlicher erscheinen. Neue Produktentwicklung, die sich auf positive Ballaststoffe konzentriert und das aktuelle Interesse an glutenfreien Lebensmitteln aufgreift, kann dabei helfen, Nudeln zu rehabilitieren.»

Der Rückgang von Nudeln beschränkt sich nicht auf Italien. Auf der ganzen Welt scheint sich eine «Kohlenhydrat-Phobie» negativ auf Verkaufszahlen auszuwirken. Mintel zufolge betrug die kumulierte jährliche Wachstumsrate für Nudeln zwischen 2011 und 2015 minus zwei Prozent in Großbritannien und war gänzlich flach in Australien, Kanada, Frankreich sowie den Vereinigten Staaten.

In Deutschland hingegen sind Nudeln nach wie vor beliebt. Über zwei Drittel (68 Prozent) der deutschen Verbraucher geben an, mindestens einmal pro Woche gewöhnliche, trockene Nudeln zu essen, während 24 Prozent aussagen, dass sie mindest einmal pro Woche Nudeln aus dem Kühlregal konsumieren.

Nichtsdestotrotz sagen 15 Prozent der Deutschen, dass sie ihren Nudelnkonsum aus Gesundheitsgründen reduzieren, und 28 Prozent fühlen sich von «low carb» Varianten angesprochen. Obwohl ein Viertel der Deutschen normale Nudeln geschmacklich der glutenfreien Nudeln gegenüber für überlegen hält, konsumiert jeder Zehnte der deutschen Verbraucher glutenfreie Nudeln mindestens einmal pro Woche. Auch Nudeln aus «Bio» Produkten scheint deutsche Verbraucher anzusprechen: 16 Prozent der Deutschen sagen, dass sie Biopasta mindestens einmal wöchentlich essen.

Das Pro-Kopf-Marktvolumen von Nudeln in Deutschland soll 2017 auf 8,4 Kilo wachsen, deutlich hinter Italien, aber deutlich vor anderen großen europäischen Nachbarländern wie Frankreich mit 7,4 Kilogramm. Insgesamt ist Deutschland global der viertgrößte Markt für Nudeln nach Volumen, hinter Brasilien, Russland und Italien, mit einer erwarteten Marktgröße von 618.000 Tonnen im Jahr 2016.

Auch wenn der Nudelmarkt insgesamt rückläufig erscheint, bleiben Hersteller innovativ und warten mit auf die neuen Vorlieben der Verbraucher abzielenden Produkteinführungen auf: Daten aus der Mintel Global New Products Database (GNDP) zeigen, dass jedes siebte (14 Prozent) 2016 eingeführte Produkt in der Nudelnsparte als glutenfrei vermarktet wurde, im Vergleich zu nur fünf Prozent der Einführungen im Jahr 2012. Zusätzlich waren 18 Prozent der im Jahr 2016 eingeführten Nudeln «Bio», im Vergleich zu elf Prozent im Jahr 2012. In 2016 waren zudem acht Prozent der Neueinführungen Vollkornprodukte, im Vergleich zu nur fünf Prozent im Jahr 2012.

«Der Trend zu glutenfreier und «low-carb» Ernährung, ebenso wie die Verunglimpfung von Weizen als Ursache für eine lange Liste von körperlichen Beschwerden (inklusive Gewichtszunahme) hat zu flachen oder gar abfallenden Verkaufszahlen von Nudeln in vielen Märkten geführt. Dies hat den Markt für Nudeln stark verändert, der heute gänzlich anders aussieht als noch vor fünf Jahren. Weizenfrei, glutenfrei und «better for you» Produkte sind der neue Standard im Nudelnregal. Die Nachfrage nach natürlichen, unverarbeiteten Nahrungsmitteln hat zudem zu einer steigenden Beliebtheit von «Bio» Nudeln geführt, eine weitere Produktreihe, die Nudelnhersteller nun in ihrem Repertoire haben müssen» kommentierte Minotto.

Da Verbraucher vermehrt Kohlenhydrate vermeiden, steigt die Nachfrage nach gesünderen Alternativen. In Großbritannien ist das Label «better for you» ein ausschlaggebender Faktor für 24 Prozent der Verbraucher in ihrer Kaufentscheidung. Nudeln, die aus ursprünglichen Getreidesorten hergestellt wurde, sagt 22 Prozent der Verbraucher zu, während Gemüsealternativen zu Nudeln 30 Prozent der Verbraucher ansprechen.

In Bezug auf Produktentwicklung scheint «Bio» besonders in den Vereinigten Staaten und Europa beliebt zu sein. 2016 waren 28 Prozent der neuen Nudelneinführungen in Europa und den USA als «Bio» ausgezeichnet, während nur zehn Prozent der Einführungen im asiatisch-pazifischen Raum diese Auszeichnung trugen.

Niedrige/reduzierte/nicht-vorhandene Allergene war die zweithäufigste Auslobung in Nudelneinführungen, sowohl in Europa (22 Prozent) und in den Staaten (20 Prozent), während nur eins von zehn neuen Produkten (13 Prozent) im asiatisch-pazifischen Raum und in Südamerika (zwölf Prozent) diese Auslobung vorwiesen. Der Anteil glutenfreier Produkteinführungen war am höchsten in Amerika (17 Prozent) und in Europa (20 Prozent).

«Eine Vielfalt von Zutaten kann in der neuen Generation von Nudeln Verwendung finden – der neueste Trend ist zum Beispiel Seegraspasta. Sauerteig-Vergärung wird ebenfalls verwendet, um Gluten in Weizenpasta verdaulicher zu machen» schließt Minotto ab.

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