Freitag, 26. April 2024
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Österreich: die liebe Not mit dem Strukturwandel …

Hamburg. (usp) Österreich steckt in der Sinnkrise, was die Herkunft seiner Backwaren angeht. Natürlich hat man längst gemerkt, dass der Strukturwandel nicht nur Gewinner kennt. Im Moment nur scheint dieser Wandel die alpenländischen Konsumenten deutlich sichtbar und spürbar zu erreichen – was wiederum die Tagespresse dankbar aufgreift. Sehr ähnlich sah das bis vor ein paar Monaten in Deutschland aus. Manche Reaktion glauben wir daher zu kennen. Andere wiederum sind für außenstehende Betrachter neu. Wohl auch, weil die Beziehung zwischen dem österreichischen Einzelhandel und dem österreichischen Bäckerhandwerk eine andere zu sein scheint, als sie in Deutschland gepflegt oder / und kommuniziert wird.

Die eingangs genannte Sinnkrise machen Herr und Frau Österreicher an der BackBox des Discounters Hofer fest (Aldi Süd Gruppe). Lange Zeit hat man nur darüber gelesen und plötzlich stellt man fest, dass die rund 450 Hofer-Filialen fast alle über eine BackBox verfügen – höchst erfolgreich noch dazu. Muss ein alpenländischer Bäckermeister zum Insolvenzgericht gehen, ist natürlich die BackBox schuld. Übernimmt ein erfolgreicher alpenländischer Tiefkühlbäcker ohne Due Diligence (eingehende, genaue Prüfung) einen kränkelnden Bäckereifilialisten mit völlig anderen Strukturen – wie im Fall der Ring-Bäckereien geschehen – und rauscht danach in eine der größten Insolvenzen, die das Land je gesehen hat, ist in der öffentlichen Meinung irgendwie auch die BackBox schuld. «Out of the box» heißt noch dazu die jüngste Aktion des Lebensmittel- Einzelhändlers Spar Österreich, der, selbst nicht gerade klein und mit viel Marktmacht ausgestattet, dem Bäckerhandwerk eine noch intensivere Partnerschaft anbietet. Originalton: «Spar verfügt mit über 12.000 Brot- und Backspezialitäten von über 500 regionalen Bäckern zwischen Vorarlberg und dem Burgenland über die mit Abstand größte Zahl an lokaler und regionaler Vielfalt im Brot- und Backwarenregal. Damit ist Spar ein wichtiger Partner der heimischen Bäckereien» (siehe WebBaecker 24/2015).

Vor diesem Hintergrund muss man wohl die Mitteilung der Hofer KG verstehen unter dem Titel «Erfolgsgeschichte BackBox: Hofer punktet mit Produkten von regionalen Traditionsbäckern und 1.000 neuen Arbeitsplätzen». Darin lässt der Discounter die Bäcker zu Wort kommen, die für ihn arbeiten und weist dezent darauf hin, dass er je BackBox im Schnitt drei neue Mitarbeiter pro Filiale einstellt und damit in Summe deutlich über 1.000 neue Arbeitsplätze in Österreich geschaffen hat oder dabei ist, sie zu schaffen. Geht es nach der öffentlichen Meinung, ist selbst diese Leistung vermutlich nur die Vorlage für den nächsten Vorwurf: Wo sind die mehr als 1.000 Stellen nicht schon überall weggefallen …?!

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