Wien / AT. (wko) Der Einzelhandel in Österreich weist laut Wirtschaftskammer Österreich (WKO) das vierte Quartal in Folge ein reales Umsatzminus auf: So betrug der Umsatzanstieg im ersten Quartal nominell zwar 6,7 Prozent. Berücksichtige man die Preiserhöhungen, entspreche dies den Daten des Economica Instituts für Wirtschaftsforschung zufolge aber einem realen Minus von 2,9 Prozent. «Dazu kommt, dass die Preisentwicklung im Einzelhandel mit 9,6 Prozent unter der allgemeinen Inflationsrate liegt, die im ersten Quartal 10,4 Prozent betrug. Der heimische Handel ist also nicht für die hohe Inflationsrate verantwortlich», sagt Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der WKÖ.
Die meisten Handelsbranchen verzeichnen ein reales Umsatzminus
Wenn man sich die Zahlen der einzelnen Branchen genauer ansieht, ergibt sich folgendes Bild: Alle Bereiche des Handels, mit Ausnahme der modischen Branchen und des Einzelhandels mit Spielwaren, weisen ein reales Umsatzminus (Absatzvolumen) aus. Das stärkste Minus verzeichnet der Möbelhandel (minus 18 Prozent), gefolgt vom Elektrohandel (minus 9,6 Prozent), dem Bau- und Heimwerkerbedarf (9,4 Prozent), den Drogerien (minus 8 Prozent), dem Schmuckhandel (7,9 Prozent) und dem Onlinehandel (minus 7,4 Prozent). Obwohl der österreichische Bekleidungshandel zwar im 1. Quartal 2023 die höchsten nominellen Umsatzzuwächse (plus 18,6 Prozent) gegenüber dem Vorjahr verbucht, erreichen die Umsätze immer noch nicht das Vorkrisenniveau (minus 4,4 Prozent gegenüber 2019).
Auch der Lebensmittehandel verzeichnet Umsatzrückgänge
Trotz hoher nomineller Umsatzsteigerungen (plus 11,5 Prozent) erzielte der Lebensmittelhandel unterm Strich kein Wachstum, sondern, im Gegenteil, ein reales Minus von 1,1 Prozent. Der Sprecher des Handels fordert daher, «mit dem völlig unangebrachten Bashing des Handels, besonders des Lebensmittelhandels, Schluss zu machen und wieder zu einer sachbezogenen Diskussion zurückzukehren».
Handel steht unter Druck
Nach wie vor sind die Energiekosten für den heimischen Handel zu hoch. Trefelik appellierte daher im Mai an die alpenländische Regierung, den zugesagten Energiekostenzuschuss II rasch auf den Weg zu bringen. Dieser sei aufgrund der betriebswirtschaftlichen Situation für viele Handelsunternehmen essenziell. «Die Situation derzeit ist in vielen Handelsbranchen sehr schwierig, wie das reale Umsatzminus des gesamten Einzelhandels zeigt. Eine rasche Auszahlung des Energiekostenzuschuss II sowie von Covid-Hilfen, die in vielen Fällen noch auf sich warten lassen, ist deshalb ein Gebot der Stunde», sagte der Handelsobmann.
Konjunkturdaten Nahrungs- und Genussmittelgewerbe
Die Bundesinnung der Lebensmittelgewerbe in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) veröffentlicht regelmäßig Branchenzahlen für das Lebensmittelgewerbe sowie das Nahrungs- und Genussmittelgewerbe. Die Konjunkturbeobachtungen basieren auf den Ermittlungen durch die KMU-Forschung Austria und Statistik Austria. Regelmäßig aktualisiert finden Interessenten die Daten auf den Webseiten der WKO vor – Stichwort «Nahrungs- und Genussmittelgewerbe Rundschreiben». Die Grafiken zu diesem Bericht hier sind dem Rundschreiben «Nahrungs- und Genussmittelgewerbe Gesamtjahr 2022 und 1. Quartal 2023» entnommen und bestätigen eine Dynamik, die in den meisten Ländern Europas bekannt ist – mal mehr und mal weniger stark ausgeprägt (Grafiken: KMU-Forschung Austria über WKO – Foto: Öksana Dolzhko).