Freitag, 29. März 2024
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«Nutri-Score»: Foodwatch ermutigt Ministerin

Berlin. (fw) Foodwatch Deutschland fordert Bundesministerin Julia Klöckner (BMEL) auf, sich für eine bundesweit geltende Lebensmittelampel stark zu machen. Frankreich zeige längst, wie eine verbraucherfreundliche Nährwert-Kennzeichnung aussehen kann: Das französische «Nutri-Score»-Modell mache es leicht, ausgewogene Produkte auf einen Blick zu erkennen, berichtet die Verbraucherorganisation.

«Mit der französischen Nährwertampel können Verbraucher (m/w/d) verarbeitete Lebensmittel wie Frühstücksflocken und Tiefkühlpizzas auf einen Blick miteinander vergleichen – was nachweislich zu einem gesünderen Kaufverhalten führt», sagt Luise Molling von Foodwatch. Die Verbraucherorganisation fordert Bundesministerin Julia Klöckner zum Handeln auf: «Die Lösung für Ministerin Klöckners vielfache Beteuerungen, die gesunde Wahl zur einfachen Wahl machen zu wollen, liegt mit dem Nutri-Score längst auf dem Tisch.»

In Deutschland haben die Hersteller Iglo und Danone bereits angekündigt, ihre Produkte ab dem laufenden Jahr 2019 schrittweise mit dem Nutri-Score zu kennzeichnen. Ministerin Klöckner müsse nun dafür sorgen, dass andere Hersteller nachziehen – nur dann könnten Verbraucher (m/w/d) verschiedene Produkte schnell miteinander vergleichen, erklärt Foodwatch. Die Verbraucherorganisation forderte Klöckner zudem auf, sich auf europäischer Ebene für eine verpflichtende europaweite Ampelkennzeichnung stark zu machen. Julia Klöckner ist gegenüber einer Lebensmittelampel skeptisch. Zunächst müsse man wissenschaftlich analysieren, welches Kennzeichnungsmodell am sinnvollsten sei, sagte sie kürzlich im ZDF-Morgenmagazin. Foodwatch verweist hingegen auf eine bereits durchgeführte Studie der französischen Regierung: Diese hat ergeben, dass Verbraucher (m/w/d) mit dem Nutri-Score gesünder einkaufen. Eine internationale Studie hat zudem gezeigt, dass das Modell am besten geeignet ist, um die Nährwertqualität von Produkten beurteilen zu können.

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Ärzteverbände, Krankenkassen und Verbraucherorganisationen fordern schon lange wirksame Maßnahmen gegen Fehlernährung und Übergewicht, wie zum Beispiel eine verbraucherfreundliche Nährwertkennzeichnung in Ampelfarben, eine Beschränkung der Lebensmittelwerbung an Kinder sowie eine Herstellerabgabe auf gesüßte Getränke. Im letzten Jahr hatten mehr als 2.000 Ärzte (m/w/d) die Bundesregierung zum Handeln aufgefordert. Gegen diese Maßnahmen wehrt sich die Lebensmittelindustrie vehement. Auch auf den massiven Lobbydruck hin scheiterte im Jahr 2010 die Einführung einer europaweiten Lebensmittelampel.

In Ermangelung einer verbindlichen europäischen Regelung haben mehrere Länder Ampelkennzeichnungen auf freiwilliger Basis eingeführt. Das französische Modell Nutri-Score findet dabei gegenwärtig immer mehr Unterstützer. Vergangenes Jahr von der französischen Regierung eingeführt und bereits von 90 Unternehmen übernommen, haben inzwischen auch Belgien und Spanien angekündigt, die Nutri-Score-Ampelkennzeichnung einzuführen. Das Modell wurde von Wissenschaftlern entwickelt und nimmt eine Gesamtbewertung des Nährwertprofils eines Produktes vor, in dem günstige und ungünstige Nährwertbestandteile mit Punkten bewertet und dann miteinander verrechnet werden.

Auch wenn die französische sich von der englischen Ampel unterscheidet, die 2007 von der britischen Lebensmittelbehörde FSA entwickelt wurde, so haben beide Systeme in einem großen Vergleichstest der französischen Regierung dazu geführt, dass Menschen gesünder einkaufen. Die «Original-Ampel» zeigt nicht nur eine einzige Farbskala, sondern vier: jeweils für die Zutaten Fett, gesättigte Fette, Zucker, Salz.

Die Regierungsparteien haben im Koalitionsvertrag vereinbart, ein eigenes Modell zur Nährwertkennzeichnung zu erarbeiten, das «gegebenenfalls vereinfacht visualisiert» werden soll.

Zwar gilt seit Ende 2016 für alle verpackten Lebensmittel in der Europäischen Union eine Pflicht zur Kennzeichnung der Nährwerte Fett, gesättigte Fette, Kohlenhydrate, Zucker, Eiweiß und Salz. Diese Angaben dürfen jedoch im Kleingedruckten auf der Rückseite der Verpackung erfolgen (Foto: BMEL Photothek – Grafik: Nutri-Score).

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