Wetteraukreis. (eb) Vom Hinnerbäcker aus Wölfersheim-Berstadt gab es hier noch nicht viel zu lesen. Wir erinnern uns an Mitte 2015, als das Unternehmen zwölf Filialen der damals schwer ins Trudeln geratenen Olcama GmbH – vormals Bäckerei Mayer – in Frankfurt am Main übernahm. Dadurch hatte der Betrieb aus dem Wetteraukreis nicht weniger als die Arbeitsplätze von 66 Beschäftigten im Verkauf dieser Filialen gesichert. Nach Angaben auf der Homepage und vorausgesetzt, wir haben uns nicht verzählt, kommt der Hinnerbäcker heute auf gut 70 Filialen, darunter etliche Bistro-Cafés. 2015 sprach das Unternehmen von rund 370 Mitarbeitenden, heute gehen wir von schätzungsweise knapp 400 Beschäftigten aus.
Im September 2017 hatte die Bäckerei Jungclas aus Schwalmstadt-Treysa vor dem Amtsgericht Marburg / Lahn Insolvenz angemeldet. Im November ging das Unternehmen in die geordnete Insolvenz über. Insolvenzverwalter ist der Rechtsanwalt Dr. Hans-Jörg Laudenbach aus Gießen. Das Backparadies Jungclas zählt aktuell um die 200 Mitarbeitende, verfügt über eine moderne Produktionsstätte sowie gut 20 Cafés respektive Filialen und sechs Nahversorgungsfahrzeuge. Zu keiner Zeit vermittelten die Beteiligten den Eindruck, als würde die Insolvenz das Aus der traditionsreichen Bäckerei von 1593 bedeuten.
Es musste «nur» eine solide Lösung her, und die bahnt sich vermutlich gerade in Zusammenhang mit dem Hinnerbäcker aus Wölfersheim-Berstadt an. Der ist übrigens auch nicht «ohne». Gegründet 1854, blickt die Familie Steinhauer ebenfalls auf eine respektable Tradition zurück. Eine Gläubigerversammlung am 10. Januar wird jetzt entscheiden, ob der Name Jungclas «Geschichte» ist oder unter dem Hinnerbäcker-Dach weiter bestehen kann. Es ist also noch alles offen und nichts in trockenen Tüchern.
Demnach könnte es sein, dass die Familien Steinhauer und Jungclas eine neue Gesellschaft gründen. Die würde einerseits den außerordentlich langen Bestand der Bäckerei Jungclas (425 Jahre!) würdigen und andererseits das außerordentliche finanzielle Engagement des Hinnerbäckers. Darüber hinaus kann es sein, dass der Name Jungclas ebenso erhalten bleibt wie der Hauptsitz Schwalmstadt-Treysa für die dann neue Gesellschaft. Die gut 20 stationären Filialen/Cafés und die Handvoll Nahversorgungsfahrzeuge hätten, sofern profitabel, unter diesen Bedingungen wohl ebenfalls gute Chancen, erhalten zu bleiben.
Dem Hinnerbäcker gäbe die neue Organisation, sofern sie denn Zustimmung findet, die Gelegenheit, nach Norden zu expandieren in den Landkreis Marburg-Biedenkopf. Nach dem eingangs erwähnten Unternehmen 2015, als die Familie Steinhauer zwölf Mayer-Filialen in Frankfurt übernahm und damit ihr Vertriebsgebiet signifikant in den Südwesten ausdehnte, würde dies erneut einen deutlichen Entwicklungsschritt für die Bäckerei aus dem Wetteraukreis bedeuten. Mögliche Synergieeffekte noch nicht abgerechnet, käme die neue Organisation insgesamt auf rund 90 Verkaufsstätten und knapp 600 Mitarbeitende (Foto: pixabay.com).