Dienstag, 16. April 2024

Müller-Brot: Der neue Chef ist der alte

Oberbayern. (eb) Für die NGG Bayern hat sich im Fall Müller-Brot alles erfüllt, was sie verhindern wollte. Noch bevor der Gläubiger-Ausschuss darüber befand, welcher Investor den Zuschlag erhält oder nicht, tönte es aus München: «Es ist für die Beschäftigten und für die Öffentlichkeit unerträglich, dass … Klaus Ostendorf, der das Unternehmen buchstäblich an die Wand gefahren hat, eine erhebliche Rolle dabei spielen könnte». Es sei die überwiegende Meinung der Beschäftigten, dass Ostendorf als Mensch und Unternehmer verbrannt und unglaubwürdig sei. Er sei es schließlich gewesen, der den Niedergang des Unternehmens zu verantworten habe. Die Verbraucher würden ihm nicht mehr vertrauen und Müller-Brot weiter meiden.

So weit, so einseitig. Dass die Dinge eine Wendung nehmen könnten, die nicht den Vorstellungen der NGG entspricht, schwante den Gewerkschaftern allerdings schon selbst: «Bekanntlich ist die für das Überleben (von Müller-Brot) wichtige Linie 25 sowie das komplette EDV-System im Besitz der zur Ostendorf Gruppe gehörenden Back Welt GmbH, und somit nicht Teil der Insolvenzmasse. Wir warnen … mit diesen Dingen Einfluss auf die Entscheidung des Gläubiger-Ausschusses ausüben zu wollen».

Ob er nun «Einfluss genommen» oder einfach nur die besseren Argumente hatte, wollen wir an dieser Stelle nicht klären. Fest steht, dass die insolvente Großbäckerei wieder in den Besitz des ehemaligen Mehrheitseigners Klaus Ostendorf übergeht. Der Gläubiger-Ausschuss einigte sich auf ein Angebot, das Ostendorf gemeinsam mit dem Müller-Brot-Geschäftsführer Stefan Huhn und einer Investorengruppe abgegeben hatte. Die Übernahme soll zum 01. April erfolgen und die Produktion soll schnellstmöglich wieder anfahren. Wie der Insolvenzverwalter Hubert Ampferl mitteilt, übernehmen die neuen/alten Eigentümer die Immobilien und Anlagen in Neufahrn inklusive der Marken-, Lizenz- und Patentrechte sowie 151 von 230 Filialen. Von den zuletzt rund 1.100 Mitarbeitenden verlieren demnach etwa 700 Beschäftigte ihren Job. Andererseits – und das ist angesichts der Schwere des Hygiene-Skandals und dessen Folgen nicht zu unterschätzen – werden bis zu 400 Mitarbeitende ihren Arbeitsplatz behalten.

P.S.: Nach Meldungen verschiedener süddeutscher Tageszeitungen stammte das zweite Angebot, das der Gläubiger-Ausschuss zu begutachten hatte, von Evi Müller – gemeinsam mit der Höflinger Backwaren Vertriebsgesellschaft aus München. Evi Müller ist die Tochter von Firmengründer Hans Müller.

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