Bonn. (bzfe) Am Aschermittwoch beginnt nach christlicher Tradition die Fastenzeit. Viele Klosterküchen fanden allerdings kreative Wege, um das früher sehr strenge Fastengebot zu umgehen, weiß das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE). So entstanden im deutschsprachigen Raum auch fleischhaltige und süße Fastenspeisen, die dem heutigen Verständnis von Fasten und Verzicht entgegenstehen.
Maultaschen: Bekannt sind die im Volksmund «Herrgotts-B’scheisserle» genannten fleischhaltigen Maultaschen aus Schwaben. Nach einer Legende kamen die Mönche im schwäbischen Kloster Maulbronn zu einem großen Stück Fleisch. Um Gott nicht zu verärgern, hackten sie das Fleisch klein, mischten es mit Kräutern und Spinat und versteckten die grüne Masse in einem Teigmantel. So entstand vermutlich die Maultasche, die auch gerne in Suppe serviert wird.
Brezel: Viele wissen nicht, dass auch die Brezel (aus dem Lateinischen: brachium = Arm) in Süddeutschland eine Fastenspeise ist. Die Form soll an vor der Brust verschränkte Arme und damit betende Mönche erinnern. Bis ins 18. Jahrhundert wurde das Laugengebäck nur zwischen Karneval und Ostern gebacken und an Arme und Kinder verteilt. Damals hat man die Brezel nicht in Natronlauge, sondern in heißes Wasser getaucht.
Mehlspeisenkultur: Seit dem Mittelalter werden in der Fastenzeit auch deftige und süße Gerichte gegessen. Die Menschen brauchten ausreichend Energie, um im Alltag schwere körperliche Arbeit leisten zu können. Mönche belohnten sich mit süßen Oblaten oder Fladen, wenn sie ansonsten die Fastenregeln befolgten. Vermutlich hat die österreichische Mehlspeisenküche sogar ihren Ursprung in der Fastenzeit. Bekannte Spezialitäten wie Dampfnudeln, Strudel und Kaiserschmarrn kommen auch heute noch in Österreich und Süddeutschland als fleischfreie Hauptmahlzeiten in der Zeit vor Ostern auf den Tisch.
Fastensuppen: Eine gesunde und sättigende Fastenmahlzeit sind Fastensuppen auf Basis von Suppengemüse, Kartoffeln und Hülsenfrüchten. Auch Kräutersuppen werden zwischen Fasching und Ostern gerne gegessen. Ein bekanntes Beispiel ist die Gründonnerstagssuppe, in die neun unterschiedliche Wildkräuter wie Brunnenkresse und Brennnessel kommen. Für ein Fastengulasch ohne Fleisch werden Zwiebeln und Knoblauch mit klein geschnittenen Kartoffeln, Paprika, Möhre und Pastinake kurz angebraten. Mit etwas Gemüsebrühe aufgießen, Tomatenmark einrühren, kräftig würzen und etwa eine halbe Stunde köcheln lassen. Vor dem Servieren wird das Gericht noch mit einem Klecks saurer Sahne und frischer Petersilie garniert, schließt das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) seinen kleinen Exkurs.
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