Pasewalk / Bremerhaven. (eb) Auch wenn man es gerne so hätte, ist es selten möglich, die ländliche Versorgung an jeder Milchkanne aufrecht zu erhalten. Der Bäcker als Nahversorger ist mancherorts nur Utopie. Das führen uns gerade ziemlich dramatisch die Unser Heimatbäcker GmbH und die Unser Heimatbäcker DB GmbH + Co KG aus Pasewalk vor Augen – besser und griffiger bekannt als «Lila Bäcker». An diesem Anspruch sind schon Andere gescheitert und hätte sich auch der Investor verhoben, der noch Anfang Mai voller Idealismus seinen Hut in den Ring warf und erst kürzlich wieder zurück zog.
Der bisherige Sachwalter Rechtsanwalt Prof. Rolf Rattunde aus Berlin hat seit Ende Mai, nunmehr als Insolvenzverwalter, das Heft fest in der Hand. Ziel ist, den überlebensfähigen und profitablen Teil der Unternehmensgruppe Unser Heimatbäcker fit zu machen für die Zukunft. Ausgehend davon, dass die Gruppe schon mal «bis zu 2’700 Mitarbeitenden» und «bis zu 400 Filialen» zählte, lesen sich die nun kommenden Einschnitte ziemlich deutlich.
Andererseits: Von den «bis zu 2’700 Mitarbeitenden» sind in den letzten Wochen und Monaten schon gut zehn Prozent gegangen oder wegrationalisiert worden. Wir reden also von etwa 2’400 Beschäftigten, von denen noch einmal 20 Prozent ihre Arbeit verlieren. Glücklicherweise haben wir auch im Nordosten der Republik einen freundlichen Arbeitsmarkt, der freiwerdende Kräfte sofort wieder absorbiert. Unter dem Strich soll die Lila-Bäcker-Belegschaft auf rund 2’000 Beschäftigte reduziert werden, was dann erreicht wäre.
Stand Ende April wissen wir, dass die Großbäcker unter «Gesundschrumpfen» ungefähr 70 von 400 Filialen verstanden. Das Niveau der Zukunftsfähigkeit hat der amtierende Insolvenzverwalter jetzt in Übereinstimmung mit den Beteiligten (Gläubigern, Geldgebern, Geschäftsführung, Betriebsrat) noch einmal angehoben – wozu ihm wahrscheinlich erst das Insolvenzrecht die nötigen Instrumente an die Hand gegeben hat. Lange Rede, kurzer Sinn: Unter dem Strich sollen gut 150 Verkaufsstellen geschlossen werden. Übrig bleiben um die 250 profitabel wirtschaftende, zukunftsfähige Filialen.
Es ließe sich vortrefflich über Versäumnisse aus der Vergangenheit spekulieren. Tatsache ist, dass von ursprünglich «bis zu 2’700 Mitarbeitenden» und «bis zu 400 Filialen» um die 2’000 Beschäftigte (74 Prozent) und 250 gesunde Filialen (63 Prozent) übrig bleiben. Die Produktionsstätten Pasewalk und Neubrandenburg bleiben erhalten, das Werk Dahlewitz in Brandenburg übernimmt die Funktion eines Verteilzentrums. Großkunden im Tiefkühlhandel werden weiter beliefert. Der Geschäftsbereich Rubave für den Handel wird voraussichtlich noch in diesem Monat eingestellt (Foto: pixabay.com).
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