Dienstag, 8. Oktober 2024
20190619-LILA-KURIER

Lila Bäcker: Schülkes Rückzug hat alle 2.450 Arbeitsplätze gefährdet

Pasewalk / Berlin. (lrb / eb) «In mehreren Veröffentlichungen, die sich unter anderem auf Aussagen von Jörg Dahms von der Gewerkschaft NGG stützen, wird der Investorenprozess um den insolventen Lila Bäcker falsch dargestellt. Investoren um Firmengründer Volker Schülke haben am 30. Mai ihr Angebot in einer E-Mail der Kanzlei Sievers an den Insolvenzverwalter überraschend zurückgezogen und auf Rückfragen leider nicht geantwortet», sagt Insolvenzverwalter Prof. Rolf Rattunde von der Kanzlei Leonhardt Rattunde.

«Bereits am 29. Mai hatte der Gläubigerausschuss dem ausgehandelten Vertrag zugestimmt. Auch die Banken hatten grundsätzlich keine Einwände gegen den ausgehandelten Vertrag. Der Geschäftsbetrieb hätte aber nur fortgeführt werden können, wenn die Verluste ab dem 01. Juni durch den Investor finanziert werden. Das war der Investorengruppe um Herrn Schülke bekannt. Durch den überraschenden Rückzug der Investorengruppe um Herrn Schülke hätte der Geschäftsbetrieb deshalb am 03. Juni vollständig eingestellt und alle Mitarbeiter entlassen werden müssen. Das konnte nur verhindert werden, weil die Banken eingesprungen sind und am 03. Juni die weitere Finanzierung zugesagt haben. Die Banken wollten aber nur die Verluste finanzieren und damit den Erhalt von rund 2.000 Arbeitsplätzen ermöglichen, wenn nur noch mit ihnen über die Sanierung und den Kauf verhandelt wird. Erst nachdem die Banken eingesprungen waren, meldeten sich die Investoren um Herrn Schülke am 06. Juni erneut, ohne jedoch ein konkretes Angebot zu unterbreiten. Die Darstellung, Herr Schülke sei ausgebremst worden und damit sei der Erhalt aller Arbeitsplätze verhindert worden, ist falsch», betont der Insolvenzverwalter und Rechtsanwalt.

«Auch die Vorgänge um die Freistellung von Mitarbeitern der Unser Heimatbäcker DB GmbH + Co. KG wurden teilweise nicht korrekt dargestellt. Beim Amtsgericht musste für diese Gesellschaft die sogenannte Masseunzulänglichkeit angezeigt werden. Rund 270 Mitarbeiter wurden umgehend freigestellt, weil ihnen nur über diesen Weg sofort Arbeitslosengeld gewährt werden kann. Kündigungen werden erst nach Verhandlungen mit den bestehenden Betriebsräten ausgesprochen», erklärt Prof. Rattunde.

Besser informiert mit dem WebBaecker Infodienst

Die hohe Kunst des Insolvenzrechts hatte der WebBaecker bereits in der Ausgabe 23/2019 erwähnt. Nicht ohne Grund haben wir die (gekürzten) Bekanntmachungen 701 IN 21/19 und 701 IN 25/19 des Amtsgerichts Neubrandenburg vom 20. Mai 2019 dazu gestellt. Auch uns ist unverständlich, was verschiedene Akteure daraufhin in die Welt setzten. Der Profilierungsversuch des NGG-Funktionärs scheint naheliegend.

Wer die WebBaecker Stichwortsuche bemüht wird feststellen, dass wir Volker Schülke und den Lila Bäcker bereits seit 2009 sporadisch begleiten. Dem sich anbahnenden «größeren Komplex», der jetzigen Insolvenz, folgen wir lückenlos seit Februar 2018 – nachdem der ausgewiesene Sanierer Stefan Blaschak bei der Unser Heimatbäcker GmbH die Geschäftsführung übernommen hat. Für den Sanierer spricht nach wie vor, dass er auf Wunsch des heutigen Insolvenzverwalters immer noch seiner Funktion nachgeht.

Man sollte also nicht ungeprüft das «Weh» und «Ach» wiederholen, das im Nordosten sein Unwesen treibt. Man muss sich stattdessen fragen, welchen Sinn die «Fakten» ergeben, die ein möglicherweise enttäuschter Gewerkschaftsfuktionär an regionale Tageszeitungen durchsticht (Foto: pixabay.com).
 


Frühere Berichte in diesem Zusammenhang