Bonn. (ble) Die Lebenszyklen von Insekten und ihren Nahrungspflanzen müssen aufeinander abgestimmt sein. Was der Klimawandel durcheinander bringt, ist einerseits für viele Insektenarten bedrohlich, bietet andererseits aber auch Chancen der Ausbreitung – berichtet die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).
Insekten sind die artenreichste Tierklasse und leben in allen klimatischen Zonen der Erde, sogar im Eis. Tatsächlich gibt es jedoch mehr Insekten in wärmeren als in kühleren Regionen. Wenn sich die Temperaturen durch den Klimawandel dauerhaft erhöhen, könnten Insekten daher grundsätzlich Profiteure sein. Doch die Gefahren für die Insektenvielfalt, besonders für die Insektenarten mit speziellen Lebensweisen, werden bei einer genaueren Betrachtung deutlich.
Lebenszyklen und Blühzeitpunkte bei Bienen nicht mehr aufeinander abgestimmt
Die Honigbiene hat es schwer. Die Völker machen in unseren Breiten normalerweise im Winter eine Brutpause, da Trachtpflanzen erst im April wieder reichlich blühen. Bekommen sie im Winter kein Kältesignal, brüten die Völker die ganze Winterzeit hindurch und verbrauchen ihre Kräfte sowie Vorräte sinnlos. Die Völker gehen dann geschwächt in die neue Saison und können Krankheiten, wie die Varroatose, schlechter abwehren.
Zunehmende Probleme haben laut einer Studie der Universität Würzburg auch Wildbienen, wie verschiedene Mauerbienenarten. Ihr Lebenszyklus ist sehr genau auf den Blühzeitpunkt weniger Nahrungspflanzen abgestimmt. Dass sich dieser und die Schlupfzeit der Mauerbiene durch die Temperaturerhöhung nicht in gleichem Maße verschieben, beobachteten die Wissenschaftler und registrierten eine verringerte Aktivität und Fortpflanzung der Bienen.
Die blaue Holzbiene hingegen, die größte heimische Wildbienenart, ist ein Beispiel für eine Art, die die höheren Durchschnittstemperaturen in Deutschland für eine Arealausweitung nutzt. Kam sie in früheren Zeiten in Deutschland nur im Süden (etwa bis zur Höhe von Mainz) vor, wird diese auffällige Art heute auch in nördlichen Gebieten regelmäßig beobachtet. Auch andere wärmeliebende Insektenarten wie die Gottesanbeterin oder Schmetterlinge wie der Admiral oder das Taubenschwänzchen profitieren von der Erwärmung. Sie breiten sich vom Mittelmeerraum Richtung Norden aus. Durch den Klimawandel wandern zugleich Insekten, wie Mückenarten, die bisher in nördlichen Ländern unbekannte Krankheiten an Menschen und Nutztiere übertragen.
Laut Weltklimarat bringt der Klimawandel zuweilen zwar kurzfristige soziale und wirtschaftliche Vorteile für Einzelne und kleine Gewinne in begrenzten Gebieten. Langfristig wird die Lebensgrundlage der Insektenvielfalt durch ihn jedoch schwinden (Foto: pixabay.com).
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