Bremerhaven. (awi) Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (BMBF) hat Anfang dieser Woche das neue Forschungsschiff Uthörn des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) bei der Reederei Fassmer im niedersächsischen Berne getauft. Als erstes deutsches Seeschiff erhält der 35 Meter lange und etwa 15 Millionen Euro teure Neubau einen umweltschonenden und besonders emissionsarmen Methanol-Antrieb und setzt damit in der deutschen Seeschifffahrt neue Maßstäbe für Nachhaltigkeit. Das Schiff soll nach gut zweijähriger Bauzeit im Dezember an die Wissenschaft übergeben werden. Rund 200 Gäste aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft nahmen an der feierlichen Taufe teil und konnten das Schiff besichtigen.
In der Seeschifffahrt ist Methanol als Kraftstoff ein neues und bislang wenig erprobtes Konzept. Dennoch gibt es erfolgreiche Vorbilder, an denen sich die zwei modifizierten Diesel-Motoren orientieren, die auf der neuen Uthörn zum Einsatz kommen. Zusammen haben sie eine maximale Leistung von 600 kW und liefern den Strom für zwei elektrische Fahrmotoren. Gemeinsam mit Bremerhavener Partnern aus Forschung und Industrie hat das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) einen Projektantrag zur Herstellung synthetischen Methanols in Bremerhaven erarbeitet, der dieses Jahr noch bewilligt werden könnte. In einem Modellprojekt soll mit regenerativem Strom einer Windenergieanlage Wasser mittels Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten werden. Aus diesem «grünen» Wasserstoff und dem CO2 aus einer nahen Kläranlage könnte dann «grünes» Methanol synthetisiert werden, dessen Verbrennung nur das CO2 freisetzt, das bei seiner Produktion zuvor gebunden wurde.
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Die neue Uthörn verfügt neben einem großen Arbeitsdeck mit Trocken- und Nasslabor über zwei Kranausleger für Schleppnetze und Wasserschöpfer, ein Multi-Frequenz-Fischerei-Echolot zum Aufspüren und Identifizieren von Fischschwärmen sowie über einen Anti-Roll-Tank, der das Schiff bei Seegang stabilisiert. Damit bietet sie Meeresforschenden aller Disziplinen eine hervorragende Plattform, um ihr Handwerk zu erlernen – eine der wichtigsten dem Forschungsschiff zugedachten Funktionen.
Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung: «Mehr Nachhaltigkeit in allen Bereichen ist das Gebot der Stunde. Das gilt gerade auch in der Schifffahrt. Deshalb freut es mich besonders, dass ich heute ein echtes Vorzeigeschiff taufen konnte. Die neue Uthörn setzt als erstes deutsches Seeschiff mit Methanol-Antrieb Maßstäbe. Dem AWI und der Firma Fassmer ist ein nachhaltiges, emissionsarmes und innovatives Forschungsschiff gelungen, zu dem man nur gratulieren kann. Die Uthörn ist ein weiterer Beitrag zu einer hochmodernen Forschungsflotte.»
Prof. Dr. Antje Boetius, Direktorin Alfred-Wegener-Institut: «Die Taufe ist ein Meilenstein in Richtung nachhaltige Infrastruktur der Meeresforschung. Nicht nur unterstützt die Uthörn wichtige Forschung zum Zustand unserer Küstenmeere, ich bin auch stolz darauf, dass wir als AWI mit der neuen Uthörn eine Vorreiterrolle einnehmen, um fossile Energieträger in der Schifffahrt zu ersetzen. Wenn hoffentlich ab Dezember das Projekt zum Bau der Pilotanlage zur Herstellung grünen Methanols in Bremerhaven aufgenommen wird, könnten wir in Zukunft sogar den nachhaltigen Kraftstoff für das Forschungsschiff direkt vor unserer Haustür produzieren.»
Prof. Dr. Karen Wiltshire, Leiterin der Küstenforschung am Alfred-Wegener-Institut: «Als zentrale Säule in der Küstenmeerforschung des AWI misst die Uthörn in der Deutschen Bucht und um Helgoland regelmäßig den physikalischen, chemischen und biologischen Zustand der Nordsee. So liefert sie uns wertvolle und dringend benötigte Langzeitdaten, um den Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Meeresumwelt einzuordnen. Ich freue mich sehr auf die Ausfahrten mit dem Forschungsnachwuchs, der auf der Uthörn die praktischen Grundlagen erlernt.»
Harald Fassmer, geschäftsführender Gesellschafter von Fassmer: «Mit der Taufe der neuen Uthörn tragen wir maßgeblich zu einer zukunftsfähigen, klimafreundlichen Schifffahrt bei. Gleichzeitig ist die Implementierung neuer Antriebstechnologien mit großen Herausforderungen verbunden. So waren bei Auftragserteilung weder die relevanten Vorschriften in Gänze noch die nötigen Typenzulassungen für die vorgesehenen Antriebskomponenten verfügbar. Wir sind daher stolz darauf, zum wiederholten Male bei der Implementierung innovativer, umweltfreundlicher Antriebe Vorreiter zu sein und unsere Kompetenz beim Bau hochkomplexer Forschungsschiffe unter Beweis zu stellen.»
(Bildquellen: 4 Fotos AWI Kerstin Rolfes – 1 Foto BMBF Hans-Joachim Rickel).