Döbeln. (eb) Die Erntebrot GmbH, vertreten durch die Geschäftsführer Alexander Großmann und Elke Lehmann, hat am 10. Juli vor dem Amtsgericht Chemnitz Insolvenz angemeldet. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Amtsgericht den Rechtsanwalt Thomas Beck aus Plauen (AZ:319.IN.1208/19). Die Erntebrot GmbH ging nach der Wende aus dem Backwarenkombinat Leipzig hervor. Aktuell zählt das Unternehmen 35 Filialen im Vertriebsgebiet Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg. Löhne und Gehälter der 182 Mitarbeitenden sind für drei Monate durch das Insolvenzausfallgeld gesichert.
Erstmals hatte der Filialist im Februar 2016 mit finanziellen Problemen zu kämpfen und Antrag auf ein gerichtliches Sanierungsverfahren gestellt. Im Januar 2017 stimmten die Gläubiger dem Sanierungsplan zu, womit Erntebrot die Planinsolvenz erfolgreich überstanden hatte. Den darauf folgenden Ausnahmesommer 2018, in dem manche Bäckerei ins Schlingern geriet, konnte Erntebrot noch wegstecken. Der hochsommerliche Juni 2019 wurde dem Unternehmen dann zum Verhängnis. Wenn überhaupt Rücklagen vorhanden waren, so reichten die offensichtlich nicht aus, um die aktuellen Umsatzeinbußen aufzufangen. Der vorläufige Insolvenzverwalter verbreitet jetzt den üblichen Zweckoptimismus. Gleichwohl macht er sich auf die Suche nach Investoren.
Über die Bäckerei Erntebrot
Die Bäckerei Erntebrot GmbH entwickelte sich aus traditionellen Unternehmen, die seit den 1920er Jahren in Sachsen ansässig waren. Angestoßen durch die (DDR-) Planwirtschaft bildete sich das VE Backwarenkombinat Leipzig, das bis zum 30. Juni 1990 Bestand hatte (und aus dem nach der Wende auch der Löwenbäcker Leipzig hervorging).
1990 wurde das Kombinat aufgeteilt in eine Verwaltungs-GmbH und sechs Produktions- GmbHs mit insgesamt 39 Produktionsstätten. 1992 schrumpfte der Komplex zusammen auf eine Verwaltungsgesellschaft mit erst fünf, dann nur noch drei Werken (in Döbeln, Torgau und Altenburg).
1993 erwarb Albrecht Großmann, 23 Jahren im Unternehmen tätig, die ehemalige Konsumbäckerei im Rahmen eines Management-Buy-Outs von der Treuhand. Die Konsumbäckerei hatte zu ihren besten (DDR-) Zeiten um die 1’500 Werktätige gezählt.
Sukzessive Investitionen in Produktion und Verkauf sorgten in den Folgejahren für zunehmende Wettbewerbsfähigkeit. Ein weiterer Meilenstein für die Gesundung der Strukturen – und Verbesserung der Profitabilität – war sicher die Zusammenlegung dreier Gesellschaften und die Produktion 2006 an den Standort Döbeln. Ende 2013 übertrug Albrecht Großmann die Geschäfte seinem Sohn Alexander Großmann und der langjährigen Prokuristin Elke Lehmann.
Im Bericht für das Geschäftsjahr 2014 zählt die Gesellschaft noch ein Netz von 104 Filialen, davon 78 in Sachsen, 16 in Sachsen-Anhalt, vier in Thüringen, drei in Brandenburg und drei in Berlin. Seit 2013 befindet sich das Unternehmen in einem umfassenden Restrukturierungs- und Sanierungsprozess. 2016 zählte Erntebrot immer noch 347 Mitarbeitende und über 70 eigene Verkaufsstätten. Nach erfolgreichem Abschluss der Planinsolvenz 2017 waren es noch 220 Beschäftigte, die 39 Filialen bewirtschafteten. Ein wachsendes Großkundengeschäft und Catering stützen das Unternehmen heute zusätzlich (Foto: Erntebrot).
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