Mittwoch, 24. April 2024

IFH + BBE: Brot- und Backwaren gehen noch am häufigsten im Bäckerhandwerk über die Theke, oder?

Köln. (ifh / eb) Was will uns die jüngste Studie des Instituts für Handelsforschung und der BBE Handelsberatung sagen? Die Forscher selbst haben sich für folgende Überschrift entschieden: «Brot- und Backwaren gehen (noch) am häufigsten im Bäckerhandwerk über die Theke». Gleichzeitig ist der Medienmitteilung eine Grafik beigefügt, die die Anteile der einzelnen Vertriebswege von Brot und Backwaren beim Inner-Haus-Verzehr 2015 beschreibt und belegen soll, dass das Bäckerhandwerk noch die Nase vorn hat.

20160519-IFH-BBE

Allerdings lässt die Grafik durchaus verschiedene Deutungen zu. Man kann sich zum Beispiel fragen, wer heute überwiegend «Vorkassen-Bäcker» ist (Glockenbrot, K+U, Schäfer’s Brot- und Kuchen-Spezialitäten …). Nicht umsonst arbeitet der führende Lebensmittel- Einzelhandel (LEH) seit Jahren emsig an der Ausrichtung seiner Backwarensparte. Die einzelne Aufzählung von «Discounter», «Vollsortimenter» und «Theke im LEH» macht heute ebenfalls nicht mehr so umwerfend viel Sinn.

Kurzum: Die von IFH und BBE vorgegebenen Vertriebswege oder Wertschöpfungskonzepte mögen vielleicht zu dem Ergebnis führen, dass das meiste Brot für zuhause immer noch beim Inhaber-geführten Handwerksbäcker gekauft wird. Das heißt aber nicht, dass diese Einteilung noch richtig ist, denn: Entscheidend sind die dahinter stehenden Produktions- und/oder Handelskonzepte. Mit anderen Worten: IFH und BBE haben uns ein hübsches Ergebnis geliefert mit ihrem «Branchenfokus Brot und Backwaren», dessen Nutzwert sich allerdings nicht auf jeder Seite erschließt. Kostenpunkt 550,00 Euro plus Versand.

Andererseits stimmt es natürlich schon, wenn IFH und BBE schreiben, dass der Außer-Haus-Verzehr (AHV) beim Bäcker- und Konditorenhandwerk 2015 für gute Stimmung gesorgt hat. Das ist nicht neu. Was dem Handwerk indes große Sorgen bereitet, ist der Druck, den der LEH zunehmend ausüben wird. Aldi Süd hat sein neues Filialkonzept inklusive neuer Frühstückszone gerade vorgestellt, Aldi Nord dürfte bald folgen, und auch Lidl wird dem Handwerk noch so manche harte Nuss zu Knacken geben.

«Das boomende Geschäft mit Snacks und belegten Brötchen hat dem Bäckerhandwerk 2015 erkennbar unter die Arme gegriffen und für Frequenz und Umsätze gesorgt. Insgesamt war es ein gutes Jahr. Dennoch zeigt der Blick zurück, dass seit Jahren Marktanteile an den LEH verloren gehen», sagt Dr. Susanne Eichholz-Klein, Leiterin der Retail Consultants am IFH Köln.

Der LEH konnte zwischen 2008 und 2015 im Schnitt um 1,5 Prozent per Anno wachsen – obwohl der Trend zum vermehrten Snacken unterwegs das traditionelle Brotregal stark unter Druck setzt. Backautomaten realisieren aber nach wie vor hohe Wachstumsraten. Gerade in Kombination mit Frische-Convenience-Angeboten gibt es noch Potenziale für die Branche.

«Die vorhandenen und neuen Convenience-Konzepte gewinnen nach und nach an Marktanteilen und auch an Zuneigung bei den Verbrauchern. In unseren Nachbarländern (CH, AT, FR, GB) sind diese Convenience-Konzepte schon jetzt stärker sichtbar hinsichtlich ihrer Marktdurchdringung. Auch unter der Berücksichtigung der wachsenden Zahl an Singlehaushalten und der Schnelllebigkeit unserer Zeit, können die Convenience-Konzepte in Zukunft weiter punkten», sagt Andreas Reindl, Consultant bei der BBE Handelsberatung (Grafik: IFH + BBE).

WebBaecker.Net