Berlin. (bmel) Lebensmittel als Waffe: Eine Sondersitzung der Internationalen Organisation für Landwirtschaft und Ernährung der Vereinten Nationen (FAO) in Rom diskutierte in dieser Woche die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die Welternährung. Deutschland war durch den Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bei der Sitzung vertreten.
Bundesminister Cem Özdemir: «Wladimir Putin benutzt die Verknappung von Getreide als Waffe. Er will, dass bei uns die Preise steigen und anderswo, in den ärmsten Ländern der Welt, der Hunger zunimmt. Mit dieser perfiden Strategie nimmt er weltweit Menschen als Geiseln. Als Vereinte Nationen müssen wir die russischen Aggressionen klar benennen und die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine mit Blick auf die Ernährungssicherung analysieren.»
Nach einer ersten Prognose der FAO zur Auswirkung auf die globale Ernährungssicherung könnte der Krieg zu einem Anstieg der Zahl der Hungernden um acht bis 13 Millionen Menschen führen – zusätzlich zu den von der FAO im Welternährungsbericht für 2020 geschätzten 720 bis 811 Millionen Menschen, die weltweit Hunger leiden. Die Region Asien/Pazifik – vor allem Bangladesch – und Afrika wären in etwa gleich betroffen. Die FAO ist sich einig, dass diese Länder Unterstützung benötigen. Daher soll sichergestellt werden, dass das World Food Programme (WFP) finanziell gestärkt wird.
Das WFP bezieht 50 Prozent seines Weizens aus der Ukraine und erwartet für die Sicherstellung ihrer diesbezüglichen Hilfslieferungen durch die Preissteigerungen Mehrkosten von 71 Millionen US-Dollar pro Monat. Dies ist ein Anstieg um 44 Prozent und könnte bei fehlender internationaler Unterstützung dazu führen, dass das WFP die Rationen für Nahrungsmittellieferungen kürzen muss. Preissteigerungen könnten diesen negativen Effekt weiter verstärken.
Özdemir: «Meldungen, wonach Russland Exporte von Lebensmitteln zurückhält, sind ein weiterer Beleg dafür, dass Putin gezielt Hunger als geostrategisches Manöver nutzt. Dieses Vorgehen ist unverantwortlich. Umso mehr gilt es für die internationale Staatengemeinschaft, die Märkte offenzuhalten. Alles andere erhöht die Preisvolatilität und Marktunsicherheiten. Wichtig ist, dass wir wachsam bleiben.»
Vergleichbare Marktentwicklungen gab es bereits im Jahr 2008. Die allgemeine Versorgungslage mit Nahrungsmitteln ist heute jedoch besser als 2008 und aktuell besser, als die Preise vermuten lassen. Auch ist die Vermarktung der letzten Ernte in der nördlichen Hemisphäre trotz des Krieges größtenteils erfolgt. Die Weizenvorräte der großen Exporteure sind jedoch begrenzt, was die Preise auf einem sehr hohen Niveau hält und eine kritische Bedrohung für die importabhängigen Länder darstellt.
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