Basel / CH. (cg) Die eidgenössische Coop Genossenschaft richtet sich mit einer neuen Logistik- und Bäckereistrategie langfristig neu aus. Sie investiert dabei kräftig in den Wirtschaftsplatz Schweiz, heißt es aus Basel. Im Vordergrund stehen eine weitere Optimierung der Kosten, eine weitere Verbesserung der Coop Backwaren sowie das Erreichen der Coop-Vision, im Jahr 2023 «CO2-neutral» zu sein. Die Umsetzung der Maßnahmen soll bis spätestens 2016 abgeschlossen sein. Mit der neuen Strategie würden jährlich wiederkehrend rund 60 Millionen Schweizer Franken (CHF) eingespart. Das Potenzial des unbegleiteten kombinierten Schienenverkehrs (UKV) der railCare AG komme voll zum Tragen. Es würden neben der Entlastung der Straßen pro Jahr 4.800 Tonnen CO2-Ausstoss vermieden – heißt es in einer ausführlichen Pressemitteilung, die wir nachfolgend ungekürzt wiedergeben. Sie gibt nämlich Einblick darin, wie radikal die Coop Gruppe ihr Bäckergeschäft umbaut:
Das Coop Sortiment umfasst bis zu 40’000 Artikel und setzt sich aus den verschiedensten Warengruppen zusammen. Aus diesem Grund werden an die Logistik täglich sehr hohe Ansprüche gestellt. Zum einen müssen die Produkte unversehrt am Zielort eintreffen, zum andern müssen die Lieferzeiten eingehalten werden. Schon heute weist die Coop-Logistik eine hohe Präzision auf.
Den eingeschlagenen Weg konsequent weiterverfolgen
Die Logistikstrategie 2005+, die damit verbundene flächendeckende Einführung eines neuen Warenbewirtschaftungssystems (WAMAS) und der Einsatz von Sales Based Ordering (SBO) haben Coop in der Produktivität, wie auch in der Qualität, sehr viel weiter gebracht. Insgesamt hat die Umsetzung der Strategie eine jährlich wiederkehrende Kostenreduktion von rund 60 Millionen CHF bewirkt. Der Logistikkostensatz ist seit 2005 kontinuierlich gesunken. Nach gut sechs Jahren ist das Potenzial der Strategie zum großen Teil ausgeschöpft und zudem ist Coop während dieses Zeitraumes kräftig gewachsen. Die Logistikstrukturen stoßen heute teilweise an ihre Kapazitätsgrenzen. Nun will Coop einen Schritt weitergehen und den eingeschlagenen Weg konsequent weiterverfolgen.
Umlagerung der Transporte von der Straße auf die Schiene
Heute werden bei Coop die Güter zwischen den nationalen und den regionalen Verteilzentralen vorwiegend auf der Schiene transportiert. Bei der Direktbelieferung von den nationalen Verteilzentralen in die Verkaufsstellen besteht allerdings noch ein großes Potenzial für die Verlagerung von der Straße auf die Schiene. Mit dem Kauf der railCare AG hat Coop eine optimale Ausgangslage für die Ausschöpfung dieses Potenzials geschaffen.
Zusammenlegung regionaler Verteilzentralen
Grundsätzlich hält Coop an der Strategie der regionalen Verteilzentralen fest. Neu werden die Verteilzentralen der Region Zentralschweiz-Zürich und Nordwestschweiz in Schafisheim (AG) zusammengelegt. In den zu erstellenden Neubau sowie in die erweiterte Verteilzentrale Schafisheim werden die Verteilzentralen Dietikon und Basel integriert. Basel wird frühestens 2015 geschlossen. Mit der Zusammenlegung im aargauischen Mittelland können große Synergien durch automatisierte Prozesse bei Lagerung und Kommissionierung erzielt werden.
Zentralisierung der Tiefkühllogistik
Die nationale Tiefkühllogistik wird nach der Neubauerstellung in Schafisheim ebenfalls zentralisiert. Die beiden Tiefkühl-Verteilzentralen Givisiez und Hinwil werden frühestens 2015 geschlossen und zugemietete Aussenlager aufgegeben. In Kombination mit UKV können so Straßenkilometer eingespart und der CO2-Ausstoss massiv reduziert werden.
Die Bäckereien nahe bei der Kundschaft
Der Neubau und die umgebaute bestehende regionale Verteilzentrale Schafisheim werden nebst der Frischbrotproduktion auch nationaler Produktionsstandort für Tiefkühl-Backwaren. Die Bäckereien Basel und Wallisellen werden aufgehoben und in Schafisheim zusammengefasst. Mit der Schließung der Produktionsstandorte können sehr viele Straßenkilometer und der damit verbundene CO2-Ausstoss vermieden werden. Zur Auslastung der neuen Großbäckerei werden in Zukunft vorproduzierte und tiefgekühlte Teiglinge in Schafisheim produziert und direkt vor Ort im Tiefkühllager eingefroren. Die tiefgefrorenen Teiglinge können so ohne Transport direkt ab Produktion eingelagert werden. Aus diesem Grund hat sich Coop entschieden, den bestehenden Vertrag mit HiCoPain nicht zu verlängern Die regionalen Bäckereien Aclens, Bern, Castione, Chur und Gossau bleiben bestehen.
Anmerkung von backnetz:eu: Die HiCoPain AG ist ein Joint Venture zwischen der ehemaligen Hiestand AG (heute Aryzta AG) und der Coop Gruppe, das 2002 gegründet wurde. In 2005 nahm die damals europaweit modernste Großbäckerei in Dagmersellen (LU) ihren Betrieb auf und stand schnell im Ruf, die halbe Schweiz versorgen zu können. Details zu HiCoPain gibt es beim WebBaecker unter folgenden Links:
37. KW 2002: Hiestand und Coop gründen HiCoPain;
04. KW 2005: HiCoPain – Joint Venture nimmt Betrieb auf;
21. KW 2005: HiCoPain – «Backstube für die halbe Schweiz»;
36. KW 2005: HiCoPain mit drei weiteren Produktionslinien (Anmerkung Ende).
Zahlen und Fakten zur Logistik- und Bäckereistrategie 2015+
Einmalige Investitionen | |
Regionale Verteilzentralen | 125 Millionen CHF |
coop@home | 016 Millionen CHF |
Bäckereien | 150 Millionen CHF |
Tiefkühl | 057 Millionen CHF |
Wangen | 001 Millionen CHF |
Pratteln | 061 Millionen CHF |
Total | 410 Millionen CHF |
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Jährlich wiederkehrende Einsparungen | |
Regionale Verteilzentralen | 15 Millionen CHF |
coop@home | 04 Millionen CHF |
Bäckereien | 29 Millionen CHF |
Tiefkühl | 08 Millionen CHF |
Wangen | 00 Millionen CHF |
Pratteln | 02 Millionen CHF |
Total | 58 Millionen CHF |
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CO2-Effekt jährlich wiederkehrend | |
Regionale Verteilzentralen | 2.900 Tonnen |
coop@home | 0.000 Tonnen |
Bäckereien | 0.300 Tonnen |
Tiefkühl | 1.600 Tonnen |
Wangen | 0.000 Tonnen |
Pratteln | 0.000 Tonnen |
Total | 4.800 Tonnen |
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Schliessungen 2015/2016 | |
VZ Basel Lysbüchel | |
Bäckerei Basel | |
Bäckerei Wallisellen | |
Tiefkühllager Givisiez | |
Tiefkühllager Hinwil | |
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Produktionsverlagerung 2016 | |
Coop TK-Teiglingsproduktion Dagmersellen | |
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Personalbestände | |
Standort Basel | rund 0.450 MA |
Bäckerei Wallisellen | rund 0.350 MA |
Standort Dietikon | rund 0.250 MA |
Tiefkühllager Givisiez | rund 0.035 MA |
Tiefkühllager Hinwil | rund 0.035 MA |
Standort Schafisheim | rund 1.100 MA |
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Quelle: Zahlen und Fakten zur Logistik- und Bäckereistrategie 2015+ (Coop Gruppe 2010) |
Neue Funktion der Verteilzentrale Dietikon
Die Verteilzentrale Dietikon wird umfunktioniert. Neu werden die Coop Pronto Verkaufsstellen aus Dietikon ab einem Zielort von mehr als 90 Kilometern Entfernung nicht mehr via Straßentransporte sondern mittels UKV beliefert, zudem wird das Format coop@home, das am heutigen Standort an die Kapazitätsgrenzen stößt, neu ab Dietikon ausliefern. Die Aktionen Food und Non Food der neu zusammengefassten Logistikregion Nordwestschweiz und Zentralschweiz-Zürich werden neu teilweise über Dietikon abgewickelt.
Investition in bestehende nationale Verteilzentralen
Die Infrastruktur der bestehenden nationalen Verteilzentralen bewährt sich gut. Pratteln wird erneuert und ausgebaut, so dass zugemietete Außenlager in der Region Basel aufgegeben werden können, um damit das Handling und den Transport der Waren wieder zu vereinfachen. In Wangen wird ebenfalls investiert.
Stellenangebot für alle
Mitarbeitende, die an einem Standort arbeiten, der geschlossen wird, bekommen zwei Jahre vor der Stilllegung eine adäquate neue Stelle angeboten. Es werden mit jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter persönliche Gespräche geführt. Bereits heute ist bekannt, dass in Basel aufgrund des Standorts rund 450 Stellen betroffen sein werden, in Dietikon sind es rund 250 Arbeitsplätze und in Wallisellen rund 350. In Givisiez und Hinwil werden je rund 35 Arbeitsplätze betroffen sein. Im Gegenzug werden in Schafisheim rund 1.000 Arbeitsplätze geschaffen. Auch den Angestellten von HiCoPain wird eine Stelle angeboten.