Bremerhaven. (eb) Im Insolvenzantragsverfahren über das Vermögen der Havenbäcker GmbH, vertreten durch Geschäftsführer Martin Rüter, hat das Amtsgericht Bremerhaven am 29. Juni die vorläufige Verwaltung des Vermögens angeordnet (AZ:10.IN.57/18). Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Gericht den Rechtsanwalt Dr. Gerrit Hölzle aus Bremen.
Der verbreitet gerade den üblichen Zweckoptimismus und macht in der Hauptsache schlecht verhandelte Mitverträge für die finanzielle Schieflage verantwortlich. Insgesamt zählt die Bäckerei-Konditorei 17 Filialen und rund 150 Mitarbeitenden. Damit erzielt das Unternehmen per anno ungefähr 5,5 Millionen Euro Umsatz. Für die kommenden drei Monate – bis September – sind die Löhne und Gehälter durch das Insolvenzausfallgeld gesichert. Danach wird man sehen müssen.
Von der Bäckerei Brüser bis zum Havenbäcker
Der Havenbäcker geht zurück auf die in 1893 gegründete Bäckerei Brüser. Wir erinnern uns: Hermann und Marita Brüser hatten zur Fußball-Weltmeisterschaft im Juni 2010 Südafrika besucht und starben dort bei einem Verkehrsunfall. Die Kinder Silke und Marco Brüser standen vor der größten Herausforderung ihres Lebens. Arnd Eisele, langjähriger Freund der Familie und ehemalige Geschäftsführer der Bäko Bremerhaven, übernahm daraufhin vorerst die Geschäftsführung. Auch wenn Silke und Marco Brüser die Bäckerei gerne selbst weitergeführt hätten, so entschlossen sie sich 2011 dennoch, das kerngesunde Unternehmen zu veräußern. Zum 01. November 2012 verkauften die Geschwister die Bäckerei-Konditorei mit 15 Filialen und rund 110 Mitarbeitenden an Martin Rüter (damals 49) und Karl-Mirko Uhde (damals 28).
Zu beiden war das Vertrauen groß, den Traditionsbetrieb in fachkundige Hände abzugeben, so dass alle Arbeitsplätze erhalten bleiben. Die «Nordsee-Zeitung» wusste 2012 beizusteuern, dass sich Rüter und Uhde als Angestellte einer großen Bremer Handwerksbäckerei kennen gelernt hatten. Rüter, einst in leitender Funktion für die (einstige …) Großbäckerei Kamps tätig, sollte sich um Filialen und Standorte kümmern; Uhde als Spross einer Familien-geführten Handwerksbäckerei die Produktion und das Marketing. Bei nach wie vor handwerklich orientierter Produktion wurde der Name Brüser durch Havenbäcker ersetzt.
Ursprünglich zwei Geschäftsführer
Das Amtsgericht Bremerhaven nennt in der eingangs erwähnten Mitteilung Martin Rüter als alleinigen Geschäftsführer der Havenbäcker GmbH. Stellt sich die Frage, wo Karl-Mirko Uhde geblieben ist. Jedenfalls legte Arnd Eisele am 19. Februar 2013 die Geschäftsführung der Bäckerei Brüser nieder und Karl-Mirko Uhde trat als ebensolcher ein. Beinahe gleichzeitig schloss Uhde mit einer «Brotkate» in Bremerhaven ab, deren auffindbare Hinterlassenschaften von 2008 bis 2012 reichen. Auch aus einer Anker-Brot-Vertriebs GmbH in Ganderkesee zog sich Karl-Mirko Uhde am 25. Februar 2013 als Prokurist zurück. Seit 03. Januar 2017 ist Karl-Mirko Uhde allerdings auch nicht mehr Geschäftsführer der Havenbäcker GmbH. Seitdem ist Martin Rüter allein verantwortlich.
Die Spur zu Karl-Mirko Uhde verläuft sich dann mehr oder weniger. Der von der Nordsee-Zeitung beschriebene «Spross einer Familien-geführten Handwerksbäckerei» muss ursprünglich aus der Stadtbäckerei Uhde in Hoya (Landkreis Nienburg/Weser) gekommen sein. Dort hatte laut Homepage zum 01. Januar 2010 die Tochter/Schwester Jutta Uhde mit Ehemann Jürgen Piotrowski-Uhde den Betrieb in vierter Generation übernommen. Jedenfalls zählt der Familienbetrieb von 1890 unter der Leitung von Jutta Uhde heute knapp 70 Mitarbeitende und sieben Filialen – inklusive Café Uhde und GenussWerk Leeste.
Karl-Mirko Uhde als Sohn/Bruder bleibt zu wünschen, dass es ihm gut geht und er sein Glück anderweitig gefunden hat. Martin Rüter indes hat als Geschäftsführer der Bremerhavener Havenbäcker GmbH noch eine der größten Bewährungsproben vor sich. Wünschen wir ihm gutes Gelingen.
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