Hamburg. (hh) Viele Verbraucherinnen und Verbraucher würden gerne wissen, wie gut ein Lebensmittelbetrieb bei der letzten amtlichen Kontrolle abgeschnitten hat und wie sauber dort gearbeitet wird. Dank des Hamburger Hygienesiegels ist dies in der Hansestadt bald möglich. Ab Mai können Betriebe auf freiwilliger Basis für gute und sehr gute Ergebnisse bei der amtlichen Überwachung das Hamburger Hygienesiegel aushängen. Damit entsteht nicht nur mehr Transparenz in Gastronomiebetrieben wie Restaurants, Cafés und Kantinen. Durch einen gut erkennbaren Aufkleber, beispielsweise an der Eingangstür oder im Schaufenster, sowie einen beurkundeten Nachweis der Kontrollergebnisse können die Betriebe auch mit ihrem hohen Standard werben.
«Kundinnen und Kunden möchten wissen, wie es um die Hygiene und die Einhaltung der rechtlichen Vorgaben in ihrem Lieblingsrestaurant oder beim gerne besuchten Imbiss steht. Mit dem Hamburger Hygienesiegel schaffen wir ein leicht erkennbares und eindeutiges Instrument, das darüber Auskunft gibt», sagt Verbraucherschutzsenatorin Cornelia Prüfer-Storcks. «So erhöhen wir auf der einen Seite die Transparenz zugunsten der Verbraucherinnen und Verbraucher. Auf der anderen Seite setzen wir einen Anreiz für hohe Hygienestandards. Vorbildliche Betriebe können mit ihrer guten Hygiene werben. Im Zusammenspiel können wir dadurch dafür sorgen, dass das hohe Niveau der Lebensmittelsicherheit in Hamburg weiter gesteigert wird.»
Für das Siegel können sich zunächst alle gastronomischen Betriebe in Hamburg anmelden, bei denen die Besucherinnen und Besucher direkt in den Räumlichkeiten speisen. Hierzu gehören unter anderem Restaurants und Speisegaststätten, Kantinen, Imbisse, Cafés, Bäckereien und Backfilialen mit eigenem Café, Eisdielen sowie Fleischereien, die warme Speisen zum Verzehr vor Ort anbieten. Die nötige Prüfung findet dann im Rahmen der regelmäßigen Lebensmittelkontrolle statt, bei der die Kontrolleure das Unternehmen nach definierten einheitlichen Kriterien prüfen. Hierbei wird nicht nur die Hygiene vor Ort in Augenschein genommen und bewertet. Auch weitere wichtige Punkte, wie etwa das Verhalten des Unternehmers beim Befolgen rechtlicher Bestimmungen, gehen in die Bewertung ein. Weitere Prüfkriterien sind beispielsweise, ob vorgeschriebene Kühl- beziehungsweise Warmhaltetemperaturen eingehalten und ob die eigenen Produkte vorschriftsmäßig untersucht werden.
Grundlage für die abschließende Bewertung des Kontrollergebnisses durch die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz ist ein angepasstes bundesweit einheitliches System zur risikoorientierten Beurteilung von Lebensmittelbetrieben. Für die einzelnen Kriterien werden Punkte von 0 bis 80 vergeben, wobei die niedrigere Punktzahl die bessere Einhaltung der rechtlichen Vorgaben bedeutet. Mit einer Punktzahl von 0 bis 20 wird ein Betrieb als «sehr gut» bis «gut» eingestuft. Mit steigender Punktezahl erfolgt eine Abstufung in «zufriedenstellend» (21 bis 40 Punkte), «ausreichend» (41 bis 60 Punkte) und «nicht ausreichend» (61 bis 80 Punkte). Das Hamburger Hygienesiegel erhalten nur Betriebe mit sehr gutem oder gutem Ergebnis. Es ist dann für den einzelnen geprüften Betrieb gültig, nicht etwa auch für andere Filialen. Sollte das gute oder sehr gute Ergebnis bei einer späteren Kontrolle nicht wieder erreicht werden, muss das Siegel umgehend entfernt werden.
Aktuell gibt es in Hamburg etwa 6.000 Betriebe, die zur Gastronomie im engeren Sinne zu zählen sind. Da nicht alle Betriebe innerhalb weniger Tage oder Wochen zu überprüfen sind, erhalten die Betriebe nach ihrer Anmeldung eine vorläufige Bescheinigung, dass Sie sich am Hamburger Hygienesiegel beteiligen und die entsprechende Kontrolle noch aussteht.
Die Teilnahme am Hamburger Hygienesiegel ist für Gastronomiebetriebe freiwillig. Nach zwei oder drei Jahren (je nach Resonanz des Projektes), ist eine Evaluation vorgesehen. Dann sollen sich in einem weiteren Schritt beispielsweise auch so genannte Marktbeschicker, wie etwa mobile Imbisswagen, am Hamburger Hygienesiegel beteiligen können. Das Verfahren wurde den Verbänden, der Gastronomie, wie dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband e.V. (DEHOGA), der Handwerks- sowie der Handelskammer, der Bäcker-und der Fleischerinnung vorgestellt und wird von ihnen unterstützt.
«Ähnliche Kennzeichnungen zum Beispiel in Dänemark haben gezeigt, dass damit das Hygieneniveau in den Betrieben steigt», so Senatorin Prüfer-Storcks. «Es ist mir wichtig zu betonen, dass wir niemanden an den Pranger stellen oder zusätzlichen Aufwand durch Sonderprüfungen verursachen wollen. Im Gegenteil, wir wollen guten Betrieben auf einfache Art und Weise die Möglichkeit geben, dies auch ihren Kundinnen und Kunden publik zu machen. Für Betriebe, die die Anforderungen noch nicht im für das Siegel ausreichenden Maße erfüllen, kann das Siegel ein zusätzlicher Anreiz sein, besser zu werden.»
Weitere Informationen sowie das Siegel zur Ansicht stehen unter www.hamburg.de/hygienesiegel bereit. Darüber ist auch die Anmeldung für das Prüfverfahren bei der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz möglich. Ein entsprechendes Anmeldeformular wird dort bereitgestellt.
Nachtrag: Hygienesiegel? So ein Quatsch!
Hamburg. (13.04. / bi) «Leider ist mir nicht bekannt wer Ihnen erzählt hat, die Hamburger Bäcker unterstützten diesen Quatsch», schreibt Jan-Henning Körner, Obermeister der Bäckerinnung Hamburg. Damit bezieht er sich auf die Mitteilung «Hamburger Hygienesiegel wird von Bäckern unterstützt» der letzten Woche. Die wiederum hat nicht irgendwer erfunden, sondern ihren Ursprung in der Pressestelle der hanseatischen Verbraucherschutzsenatorin Cornelia Prüfer-Storcks. Und da kann man bis heute Schwarz auf Weiß nachlesen, was der Obermeister gerne geradegerückt haben möchte: «Wir von der Hamburger Bäckerinnung kämpfen seit fünf Jahren gegen jeglichen Pranger. Leider ist unsere Senatorin nicht von Ihrem Vorhaben abzubringen». Die angebliche Transparenz für den Verbraucher sei durch das Siegel nicht gegeben, ein sauberer Laden bedeute nicht gleichzeitig eine saubere Produktion (was einleuchtet …). Die Bäcker arbeiten laut Körner gut mit dem Verbraucherschutzamt zusammen. Eventuell auftretende Probleme würden auf kurzem Wege besprochen und geregelt. Kontrollen der Betriebe werden jährlich durchgeführt und bei Beanstandungen wird von den Betrieben reagiert. Hamburgs Bäcker bräuchten auch in Zukunft kein Siegel.