London / UK. (eb) Ist Brot ein Grundnahrungsmittel? Wäre es nach David Cameron gegangen, von 2010 bis 2016 Premierminister des Vereinigten Königreichs, dann eher nicht. So stiefmütterlich werden die Backwarensortimente auf der britischen Insel heute nicht mehr behandelt und haben nicht zuletzt durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie einen gründlichen Wandel erlebt. Überhaupt lenkte der allseits bekannte Lockdown die Blicke nach innen und auf das, was man hat und was nicht. Überall entstanden kleine Bäckereien, die mit ihren Ideen mit dafür sorgten, dass eine ganze Branche in Bewegung kam.
Kurzum: Hatte Großbritannien bis zur Pandemie von 2019 bis 2022 wenig Gelegenheit, Brot und Gebäck als köstliches Grundnahrungsmittel wahrzunehmen, sieht die Sache heute ganz anders aus. Einerseits zeigt die Entwicklung der Mikrobäckereien, was Ideenreichtum und Innovation bewirken können. Konkurrenz belebt das Geschäft und die britischen Verbraucher nehmen den frischen Schwung mit großem Interesse zur Kenntnis. Andererseits sorgen Lebensmittelhändler wie zum Beispiel Lidl Großbritannien mit einem für die Masse bezahlbaren, gut aufgeräumten und sauber präsentierten Sortiment für zusätzlichen Schwung – der in die Breite geht und Brot und Gebäck im britischen Alltag nachhaltig verankert.
Ist Brot ein Grundnahrungsmittel? Diese Frage würden britische Verbraucher heute eindeutig bejahen. Nachdem uns Lidl Großbritannien neulich freundlich durch die Blume wissen ließ, dass der Discounter allein 133 Croissants pro Minute verkauft, bekommen wir eine ungefähre Ahnung, wie tief Brot und Gebäck heute verankert sein müssen und was die britischen Verbraucher über viele Jahre vermissten.
(Fotos: Sourdough Sophia)
(Fotos: Sourdough Sophia)
(Fotos: Sourdough Sophia)
Den Erfolg der kleinen Einzelbäckereien ficht das nicht an. Ähnlich wie in Deutschland bedienen sie ein Kundensegment, das sich vom typischen Supermarktkunden unterscheidet. Auch ist der Fokus ein anderer: Geboren in der Pandemie, ist der Trend, wie ihn Mikrobäckereien setzten, immer noch neu. Niemand erwartet, dass sie den arrivierten Großbäckern und Lebensmittelhändlern wesentliche Marktanteile abgraben. Das heißt nicht, dass das ausgeschlossen wäre. Doch ist das nicht wichtig. Wichtig ist, sich gegenseitig zu bereichern und den britischen Kunden das zu geben, was sie lange vermisst haben müssen: Brot und Gebäck in allen Qualitäts- und Preisstufen rauf und runter, so dass nicht nur Gourmets auf ihre Kosten kommen, sondern sich auch Familien mit Kindern gelegentlich einen kleinen alltäglichen Luxus gönnen können.
Sourdough Sofia: »In crust we trust«
Für den etwas größeren Luxus sind die kleinen unabhängigen Einzelbäckereien zuständig. Ähnlich einem Drei-Sterne-Koch personalisieren sie ihr Geschäft und pflegen ihr Sortiment. Eine typische Vertreterin ist Sourdough Sophia, die in der Covid-19-Pandemie entstand. Während des Lockdowns wusste die junge Familie Sutton-Jones nicht viel mit sich anzufangen. Glücklicherweise hat Sophia Sutton-Jones von ihrem deutschen Vater richtig backen gelernt und so entstand «Sourdough Sophia». Schon nach wenigen Wochen hätten sich Schlangen vor der kleinen Wohnung in London gebildet und der Platz war erschöpft. Mit Hilfe einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne und fast 600 Unterstützern aus dem lokalen Umfeld öffnete die junge Familie 2020 die Türen zu ihrer ersten professionellen Bäckerei – nur acht Monate nachdem sie den ersten Laib überhaupt gebacken hatten.
Der Erfolg hat seither nicht nachgelassen. Nach einer zweiten Bäckerei planen Jesse und Sophia Sutton-Jones jetzt die Standorte drei bis fünf. Wie der Investor-Sektion auf der Homepage zu entnehmen ist, sammeln sie gerade die dafür nötigen 500’000 GBP ein. Wer in die junge Bäckerei investieren will, findet ein ausführliches Investor Pack von Juli 2024 auf der Homepage. Daraus geht hervor, dass Jesse und Sophia Sutton-Jones langfristig bis auf zehn Filialen wachsen wollen.
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