München. (ghb / eb) Die Gersthofer Backbetriebe GmbH, vertreten durch Geschäftsführer Dr. Benedikt Grebner, hat vor dem Amtsgericht München einen Antrag auf ein Schutzschirmverfahren nach Paragraf 270b InsO gestellt. Das heißt, dass das Unternehmen noch nicht endgültig überschuldet ist. Zwar kann die Bäckerei ihren Zahlungsverpflichtungen derzeit noch vollständig nachkommen, doch ist klar abzusehen, dass künftige Verpflichtungen nicht mehr bedient werden können.
Wie viele andere Bäckereien auch, so erwartet das Unternehmen zum Jahresende hin umsatzstarke Monate und damit eine gute Grundlage für die Sanierung auf Grundlage des «großen Schutzschirmverfahrens» im Rahmen des Insolvenzrechts. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeitenden sind dadurch über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert. Der Betriebsrat und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten sind nach Angaben aus München informiert und werden im weiteren Prozess eng eingebunden.
Die Gersthofer Backbetriebe kennen in der Hauptsache zwei Vertriebswege: Einerseits die Belieferung des eigenen Filialnetzes unter der Marke «LechBäck» (Jürgen + Werner’s Backstübchen GmbH und Co. KG) mit 20 bis 25 Filialen. Andererseits die Belieferung des Lebensmittel- Einzelhandels mit frisch und komplett fertig gebackenen und verpackten Backwaren unter der Marke «GretlBrot».
Hauptumsatzträger sind Brot und Schnittbrot sowie Kleingebäck, Hefegebäck und Semmeln. Täglich werden rund 400.000 Artikel hergestellt und ausgeliefert. Die Logistik erfolgt durch den unternehmenseigenen Fuhrpark. Die Produktion erfolgt seit knapp 50 Jahren am Hauptsitz in Gersthofen. Rund 450 Mitarbeitende erwirtschaften alles in allem einen Umsatz von etwa 35 Millionen Euro per Anno. 2017 schließt das Unternehmen mit Verlust ab. Auch für 2018 und 2019 erwartet das Unternehmen keine Verbesserung der Ertragslage, sagt Dr. Benedikt Grebner in einer Mitteilung. Der Gesellschafter habe demnach bereits signalisiert, weitere Mittel zur Verfügung zu stellen, um die zukunftsfähigen Arbeitsplätze zu sichern. Bereits in der Vergangenheit hat der Gesellschafter das Eigenkapital gestärkt und mit Liquidität die Lohn- und Gehaltszahlungen gesichert.
Seit dem 31. Dezember 2014 ist die Gersthofer Backbetriebe GmbH eine Gesellschaft der Serafin Unternehmensgruppe und soweit wir wissen, hat Serafin alle Anteile übernommen. Serafin erwarb die Backbetriebe GmbH direkt von den Gründerfamilien. Die im Rahmen einer Unternehmensnachfolge übernommenen Backbetriebe werden seither im Sinn der Gründerfamilien als eigenständige Gruppe weitergeführt.
Jetzt sind die Gersthofer Backbetriebe im Zuge eines bekannten Trends in finanzielle Schieflage geraten: Hochwertige Backwaren, komplett fertig gebacken und verpackt, werden im LEH immer weniger nachgefragt. Der Trend bei den Großkunden und Handelsketten, besonders im Discount, geht zu kostengünstigeren Aufback-Stationen, in welchem die Backwaren, zumeist aus Tiefkühlware, aufgebacken werden. Auch der klassische Bäckerkunde greift immer öfter in die Tiefkühltruhe, um seine Wochenvorräte aufzufüllen.
Die Verzehrsgewohnheiten ändern sich nachhaltig und das jetzt gewählte Schutzschirmverfahren soll helfen, das Unternehmen zu stabilisieren und das Geschäftsmodell den neuen Kundenanforderungen anzupassen. Ziel ist, sich auf die Kernkompetenzen der Gersthofer Backbetriebe als einer der wenigen verbliebenen regionalen Frische-Bäcker in Süddeutschland zu konzentrieren. Das Geschäft mit den gewonnenen Neukunden soll ausgebaut werden (Foto: pixabay.com).
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