Samstag, 20. April 2024

Foodwatch: «BMEL winkt gefährliche Pestizide einfach durch»

Berlin. (fw) 150 neue Pestizid-Mittel hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in diesem Jahr zugelassen. Die für die Pestizid-Zulassung zuständige Behörde ist direkt dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) unterstellt. Einige dieser Mittel enthalten hochgiftige Wirkstoffe, wie das Pilzmittel Dimetomorph. Das Pestizid kann laut EU-Chemikalienagentur (ECHA) die Fruchtbarkeit bei Menschen beeinträchtigen. Der Wirkstoff ist nach EU-Zulassungsrecht «eigentlich nicht genehmigungsfähig». Für andere Wirkstoffe wird die Sicherheitsprüfung teilweise seit Jahren verschleppt, berichtet Foodwatch Deutschland und kritisiert Bundesminister Cem Özdemir.

«Das Ministerium von Cem Özdemir winkt die Zulassung von gefährlichen Pestizid-Mitteln einfach durch, obwohl eine abschließende Sicherheitsprüfung durch die EU fehlt,» kritisiert Annemarie Botzki, zuständig für Recherche und Kampagnen bei Foodwatch Deutschland.

30 Prozent aller zugelassenen Wirkstoffe ohne abschließende Prüfung

Für die Zulassung und Sicherheitsprüfung von Pestizidwirkstoffen ist die Europäische Union zuständig. Die Genehmigung für die aus diesen Wirkstoffen hergestellten Produkte erteilen dann jeweils die EU-Mitgliedstaaten. Die zuständige EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) schafft es allerdings seit Jahren nicht, alle vorgeschriebenen Risikobewertungen vorzunehmen. Stattdessen werden bei vielen Pestiziden die Zulassungen einfach immer wieder ohne eine erneute Prüfung verlängert. Rund 30 Prozent aller in der EU derzeit zugelassenen Pestizidwirkstoffe sind davon betroffen. Die daraus hergestellten Pestizid-Mittel werden auch in Deutschland zugelassen, wie Foodwatch-Recherchen (englisch) zeigen.

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«Dänemark zeigt, wie es besser geht: Dort ist nur rund die Hälfte aller Pestizid-Wirkstoffe zugelassen, die in Deutschland erlaubt sind,» ergänzt Annemarie Botzki.

Insektengift: Zulassung seit fast zehn Jahren verschleppt

Unter den neu genehmigten Mitteln sind außerdem gleich mehrere Insektengifte mit dem Wirkstoff Deltamethrin. Der Stoff ist nervenschädigend und gefährdet Bienen und Hummeln. Seit fast zehn Jahren hängt er in der «Dauerschleife» für die Zulassung und wurde noch nie abschließend durch die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde bewertet. Dabei könnte der Wirkstoff ohne weiteres durch weniger toxische Alternativen ersetzt werden (Grafik: foodwatch.org – Foto: pixabay.com).

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