Donnerstag, 28. März 2024

FMCG: Handelsmarken europaweit unter Druck

Düsseldorf. (iri) Die Handelsmarken stehen in ganz Europa weiter unter Druck. Sie büßten 2015 im Vergleich zum Vorjahr 0,6 Prozent beim Umsatz ein und kamen nur noch auf einen Marktanteil von 38,3 Prozent. Beim Absatz sank der Anteil um 0,5 auf 47,4 Prozent. Das ist das Ergebnis des Reports «Private Label in Western Economies» von IRI Information Resources. Analysiert wurden FMCG-Handelsmarken-Verkaufstrends in den sechs europäischen Ländern Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Holland und Großbritannien sowie in den USA und Australien. Der gesamte FMCG-Markt erwirtschaftete 2015 hingegen ein Plus von einem Prozent im Umsatz und 0,7 Prozent im Absatz. Deutschland schnitt überdurchschnittlich ab mit einem Umsatzplus von 1,6 Prozent und einem um 1,5 Prozent gestiegenen Absatz. «Die Handelsmarken verlieren also zugunsten der Herstellermarken», sagt Christoph Knoke, Managing Director von IRI Deutschland.

Laut IRI mussten die Handelsmarken in den deutschen Supermärkten europaweit den zweitstärksten Verlust hinnehmen: Der Umsatzanteil sank um 0,8 Prozent auf 38,4 Prozent und der Absatzanteil um 0,6 Prozent auf 50,9 Prozent. Dennoch verlieren die Handelsmarken nicht ihre starke Präsenz im Regal. «Wir haben in Deutschland einen sehr preissensiblen Markt, der besonders stark von Discountern beeinflusst wird», begründet Knoke den Erfolg der Handelsmarke an sich. Entgegen dem europaweiten Trend verloren in Deutschland Aldi und Lidl 2015 im Vergleich zum Vorjahr im Food- und Near-Food-Bereich Umsatzanteile an die Supermärkte. «Die Konsumenten sind bereit, höhere Preise für eine höhere Produktqualität in Kauf zu nehmen. Das gilt sowohl für nationale Marken als auch für Premium-Handelsmarken, die beim Kunden weiter an Beliebtheit gewinnen werden, wenn sie zudem noch Trends wie Natürlichkeit, Gesundheit und Regionalität bedienen», sagt Knoke. Aufgrund der Premiumisierungen hat sich die Preisspanne zwischen Handels- und Herstellermarken laut IRI denn auch verringert, weshalb die Preise im FMCG-Bereich insgesamt um 0,6 Prozent gestiegen sind.

Wenn die wirtschaftliche Situation in Deutschland sich weiterhin positiv entwickelt, kommen laut Christoph Knoke auf die Handelsmarken – vor allem im unteren Preissegment – auch künftig keine leichteren Zeiten zu. Gefragt seien dann Innovationen und das rechtzeitige Bedienen von Trends. Auch der Wettbewerb unter den Händlern werde weiter wachsen, sagt Knoke. Ein großes Thema sei in diesem Zusammenhang das Sortiment, denn auch hier bildet Deutschland europaweit noch eine Ausnahme: Überall wird die Vielfalt sowohl bei Handels- als auch bei Herstellermarken im Regal kleiner, nur in Deutschland nicht. Das Marken-Sortiment wuchs seit 2013 um fünf Prozent, das der Handelsmarken um 3,2 Prozent. «Hierzulande gibt es einfach zu viel Auswahl für den Durchschnittskonsumenten», denkt Knoke. Die Handelsmarken seien dann oft das Opfer. Der Ansatz, einfach Handelsmarken oder schlecht gehende Produkte zu streichen, sei aber falsch. Vielmehr müsse das Zusammenspiel der einzelnen Produkte sehr genau geprüft werden. Produkt-Attribute und deren Attraktivität beim Kunden sind dabei laut Knoke der entscheidende Faktor. Die Erfahrung von IRI hat gezeigt, dass eine Reduzierung des Sortiments ein Gewinn für Marken, Kategorien und Händler ist.

Den größten Anteil an Handelsmarken im Sortiment gibt es in Deutschland übrigens im Bereich der Tiefkühlkost mit 43,5 Prozent, dicht gefolgt von der Tiernahrung mit 40,6 Prozent, der Kategorie der gekühlten und frischen Lebensmittel mit 37,1 Prozent und den Haushaltswaren mit 29,4 Prozent. Am wenigsten Auswahl an Handelsmarken gibt es bei den alkoholischen Getränken mit 12,7 Prozent.

Ob der Käufer aber nun zu Handelsmarken oder zu Markenartikeln greift, hängt laut IRI von nationalen Auswahlmöglichkeiten und Präferenzen ab. Von allen acht betrachteten Ländern musste Frankreich 2015 den stärksten Rückgang des Handelsmarken-Anteils hinnehmen, jedoch bleibt der Anteil der Handelsmarken bei immerhin 34,1 Prozent. Zum Vergleich: In Italien sind es nur 17,2 Prozent und in Australien sogar nur 13,9 Prozent. Großbritannien bleibt 2015 mit 51,8 Prozent und einer prozentualen Steigerung um 0,4 Prozent zum Vorjahr weiterhin das Land mit dem größten Handelsmarken-Anteil.

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