Berlin. (dbv) Der Deutsche Bauernverband (DBV) geht in seiner Prognose von einer Getreideernte von 40,9 Millionen Tonnen aus. Damit liegen die Erwartungen deutlich unter dem Schnitt der Jahre 2018 bis 2022 (42,2 Millionen Tonnen) und 6 Prozent unter dem Vorjahresergebnis (43,6 Millionen Tonnen). «Wir erwarten eine unterdurchschnittliche Ernte bei erneut großen regionalen Unterschieden. In vielen Landesteilen hat die lange Trockenheit im Mai und Juni deutliche Schäden in den Beständen verursacht, so dass die Ertragserwartungen auch in diesem Jahr unter dem langjährigen Mittel liegen», sagt DBV-Präsident Joachim Rukwied. Die regionalen Niederschläge der letzten 14 Tage seien für das Getreide vielerorts zu spät gekommen, aber natürlich hilfreich für Zuckerrüben, Kartoffeln und den Futterbau.
Rukwied wies mit Blick auf die seit Jahren sinkenden Erträge darauf hin, dass für eine politisch verordnete flächendeckende Extensivierung der Produktion kein Spielraum mehr vorhanden sei. «Die Landwirtschaft spürt die Auswirkungen des Klimawandels bereits deutlich. Die Zunahme von extremen Wetterlagen sorgt dafür, dass die Erträge rückläufig und schwankend sind. Die von Brüssel vorgeschlagenen pauschalen Reduktionsziele beim Pflanzenschutz würden zu weiteren Rückgängen führen. Der starke Flächenverlust durch Siedlungsbau und Infrastrukturmaßnahmen sorgt zusätzlich für rückläufige Erntemengen.»
In Deutschland wird 2023 weniger Getreide angebaut als in den Vorjahren. Mit einer Anbaufläche von 2,84 Millionen Hektar (minus 2 Prozent) ist der Winterweizen unverändert die im Anbau bedeutendste Getreideart in Deutschland, gefolgt von der Wintergerste mit 1,27 Millionen Hektar. Die Anbaufläche von Sommergerste ist mit 329.000 Hektar etwa 11 Prozent kleiner als 2022, ein ähnlicher Rückgang ist beim Hafer mit einer Fläche von voraussichtlich 138.400 Hektar (minus 13 Prozent zu 2022) zu beobachten.
Beim Winterraps hat die Anbaufläche um rund 80.000 Hektar zugenommen und liegt nun bei 1,16 Millionen Hektar. Damit kommt der Anbauumfang in etwa auf das Niveau des Fünf-Jahres-Schnitts (1,65 Millionen Hektar). Die derzeit fallenden Preise lassen jedoch erwarten, dass sich dieser Trend nicht weiter fortsetzt. Abhängig ist dies allerdings auch von den Ernteergebnissen in Nordamerika. Hier besteht aufgrund der dortigen Trockenheit in weiten Teilen Kanadas und der USA noch große Unsicherheit.
Für die bevorstehende Getreideernte hoffen die deutschen Bauernhöfe zwar auf eine sommerliche und hoffentlich oft trockene Witterung. Damit Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben den Entwicklungsrückstand aus dem Frühsommer aufholen können, braucht es jedoch in den nächsten Wochen noch ausreichende Niederschläge. Diese sind auch für die tierhaltenden Betriebe nötig, um eine gute Grundfutter- und Silomaisernte einfahren zu können. Der DBV erstellt seine Ernteprognose auf der Basis von zeitnahen Umfragen unter den 18 Landesbauernverbänden zu ihren aktuellen Ertragsschätzungen.
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