Freitag, 29. März 2024

Ernte 2021: Hektarertrag bei Winterweizen um 7,6 Prozent gesunken

Berlin. (bmel) Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat den ersten vorläufigen Erntebericht 2021 vorgelegt. Waren bis in den Frühsommer hinein die Erwartungen auf den Märkten sehr optimistisch, trübte die Witterung in Juli und August die Hoffnungen auf eine gute Ernte zunehmend ein. Die Arbeiten mussten in den letzten Wochen immer wieder wegen Schauern und Gewittern unterbrochen werden. Teils waren die Felder ob der Nässe gar nicht mehr mit Erntemaschinen befahrbar. Teilweise enttäuschende Ergebnisse sind die Folge.

Bundesministerin Julia Klöckner (BMEL) bekräftigte in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit einer Klimaanpassung in der Landwirtschaft. Dabei sei die Ackerbaustrategie des Ministeriums ein weiterer wichtiger Baustein: «Die Ackerbaustrategie ist unser Instrumentenkasten für die Klimaanpassung in der Landwirtschaft. Wir bringen damit mehr Klimaschutz in den Boden und auf die Felder. So machen wir die Landwirtschaft in Deutschland nachhaltiger und ressourcenschonender. Gleichzeitig bleiben Erträge und Einkommen der Landwirte stabil. Unsere Ackerbaustrategie ist somit ein entscheidender Baustein dafür, dass auch in Zukunft flächendeckend regionale Lebensmittel angebaut werden können», sagte Klöckner.

Erntebericht 2021

Getreide

Die optimistischen Ernteerwartungen aus dem Frühjahr und Frühsommer haben sich nicht erfüllt. Die Erntearbeiten liegen im Vergleich zu einem Durchschnittsjahr weit zurück, weil es im Juli und August kaum Phasen mit beständigem trockenen Erntewetter gab. Das drückt die Erträge und die Erntequalität – die Getreideernte fällt dieses Jahr damit unterdurchschnittlich aus:

  • Basierend auf den vorliegenden Ertragsfeststellungen wird eine Erntemenge von 42,1 Millionen Tonnen erwartet.
  • Das sind 2,7 Prozent weniger als im Vorjahr und 4,8 Prozent weniger als im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2020.

Winterweizen

  • Die Erntemenge beim Winterweizen – der wichtigsten Getreideart – liegt mit voraussichtlich knapp 21Millionen Tonnen 3,5 Prozent unter dem Vorjahresergebnis. Und das obwohl die Anbaufläche gegenüber dem Vorjahr um 4,4 Prozent zugenommen hat. Der durchschnittliche Hektarertrag ist im Jahresvergleich jedoch um 7,6 Prozent gesunken.
  • Das Ergebnis beim Winterweizen zieht das Gesamtergebnis der Getreideernte nach unten, da Winterweizen fast die Hälfte der Getreideanbaufläche ausmacht. Bei allen anderen Getreidekulturen liegen die Hektarerträge dagegen über dem Niveau des mehrjährigen Durchschnitts.

Hafer

  • Im Erntebericht 2021 spiegeln sich auch Ernährungstrends wider:
    • Die Anbaufläche von Hafer ist gegenüber dem Vorjahr um 12,7 Prozent gewachsen.
    • Grund dafür ist auch die wachsende Nachfrage nach Haferprodukten.
    • Zudem ist der Zuwachs ein Zeichen, dass Landwirte vermehrt auf vielfältige Fruchtfolgen setzen.

Raps

  • Die Gesamterntemenge bei Raps liegt mit rund 3,5 Millionen Tonnen auf Vorjahresniveau, wobei die Anbaufläche um rund 5 Prozent zugenommen hat.
    • Die Flächenerträge pro Hektar liegen jedoch mit 3,5 Tonnen um fast 4,5 Prozent unter dem Vorjahreswert.
    • Im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2020 beträgt der Rückgang sogar 11,3 Prozent.

Obst und Gemüse

  • Bei Obst und Gemüse zeichnet sich ein unterdurchschnittliches Ergebnis ab.
    • Grund dafür beim Obstbau sind lange Phasen mit niedrigen Temperaturen, wenig Sonnenschein und dann noch zu viel Niederschlag.
    • Auch beim Gemüse gab es wegen der niedrigen Temperaturen Wachstumsverzögerungen und wegen zu nasser oder überschwemmter Böden Probleme, Gemüse termingerecht zu ernten.

Futteranbau/Tierversorgung

  • Die Grundfutterversorgung (Grünland, Ackerfutter wie Klee, Kleegras, Silomais) der meisten Futterbaubetriebe hat sich in diesem Jahr im Vergleich zu den trockenen Vorjahren durch den vermehrten Regen deutlich verbessert.
  • Anders ist die Situation in den von Überschwemmungen betroffenen Gebieten:
    • Hier wurden teilweise Futtervorräte vernichtet und Futterflächen für die weitere Nutzung unbrauchbar.
    • Um diesen Betriebe zu helfen, hat das BMEL dafür gesorgt, dass die Nutzung von sogenannten ökologischen Vorrangflächen zu Futterzwecken zugelassen wird.

Der vollständige Erntebericht 2021 kann auf der BMEL-Website im Format PDF abgerufen werden.

Anstieg der Erzeugerpreise

Als Folge der schlechter als erwarteten Ernteergebnisse sind die Erzeugerpreise bei Getreide und Raps in den letzten Wochen kräftig angestiegen. Dies ist für Ackerbaubetriebe eine erfreuliche Entwicklung, stellt jedoch für die Vieh-haltenden Betriebe eine Belastung dar, weil höhere Getreidepreise auch höhere Futtermittelkosten bedeuten.

Große regionale Unterschiede

Im Jahr 2021 sind erneut große regionale Unterschiede bei den Ernteergebnissen zu verzeichnen. Trotz des gefühlten Dauerregens in diesem Sommer gibt es auch in diesem Jahr wieder Regionen, in denen Trockenschäden auftraten, zum Beispiel in Brandenburg. In anderen Landesteilen haben Unwetter mit Hagelschlag, Starkregen und Überflutungen für Ernteschäden gesorgt. Die Bandbreite dabei ist groß; sie reicht vom Totalverlust bis zu qualitativen Beeinträchtigungen des Ernteguts.

Datengrundlage des Ernteberichts

Grundlage des Ernteberichts sind die festgestellten Erträge der bisher ausgewerteten Probeflächen aus der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung (BEE), die Teil der deutschen Agrarstatistik ist. Für diese Ertragsfeststellung werden jedes Jahr bis zu 10.000 repräsentativ ausgewählte Felder aus allen Teilen des Bundesgebiets herangezogen. Der Erntebericht enthält zudem eine Einschätzung zu den Ernteaussichten bei anderen für die deutsche Landwirtschaft wichtigen pflanzlichen Produkten.

In diesem Jahr liegen wegen der Ernteverzögerungen deutlich weniger Druschergebnisse aus der BEE für die Feststellung des ersten vorläufigen Ernteergebnisses vor als in den letzten trockenen Jahren. Die aktuellen Zahlen sind daher, was die voraussichtliche Übereinstimmung mit dem endgültigen Ernteergebnis angeht, weniger belastbar als in den Vorjahren. Tendenziell ist davon ausgehen, dass die Erträge von den später geernteten Flächen schlechter ausfallen werden als die bisher bekannten Werte. Besonders weit zurück liegen die Erntearbeiten in manchen Regionen noch beim Sommergetreide, besonders bei Sommerweizen und Hafer. Manche Felder werden wahrscheinlich gar nicht mehr abgeerntet, sondern der Aufwuchs untergepflügt.


Ackerbaustrategie

Ziel der Ackerbaustrategie ist es, die Produktivität in der Landwirtschaft weiter zu sichern und gleichzeitig den Boden und damit das Klima zu schonen. Denn der Boden ist die Basis für die Ernährung. Hierzu hat das BMEL gemeinsam mit der Wissenschaft zwölf Handlungsfelder identifiziert. Für jedes Handlungsfeld sind Maßnahmen zur Umsetzung beschrieben, die gemeinsam mit Landwirtinnen und Landwirten diskutiert wurden – 1.000 Praktiker hatten sich eingebracht. Insgesamt sind es über 60 Einzelmaßnahmen, mit denen Ernte- und Einkommenssicherung zusammengebracht wird mit Ressourcen- und Klimaschutz.

Die zwölf Handlungsfelder

  1. Stärkung des Bodenschutzes und der Bodenfruchtbarkeit, etwa indem der Aufbau von Humus gefördert wird.
  2. Die Kulturpflanzenvielfalt wird erhöht, indem Fruchtfolgen erweitert werden: Nicht nur Weizen, Mais und Gerste, sondern auch Dinkel, Hafer, Soja, Erbsen oder Bohnen.
  3. Die Düngeeffizienz wird erhöht, indem Landwirte noch bedarfsgerechter und passgenauer düngen.
  4. Mehr integrierter Pflanzenschutz, etwa durch spezielle Fruchtfolgen.
  5. Stärkung der Züchtung von Klima-angepassten und widerstandsfähigen Pflanzen.
  6. Vorantreiben der Digitalisierung in der Landwirtschaft.
  7. Die Biodiversität wird gestärkt, etwa durch breitere Fruchtfolgen, mehr Bäume, Hecken oder Blühstreifen auf den Feldern.
  8. Entwicklung Klima-angepasster Anbaukonzepte und
  9. Ausbau des Klimaschutzes. Die Anpassung an den Klimawandel geschieht unter anderem durch eine entsprechende Arten- und Sortenwahl und veränderte Anbausysteme. Auch die Optimierung der Bodenbearbeitung gehört dazu, etwa durch die ganzjährige Bedeckung des Bodens durch Pflanzen oder Mulch.
  10. Stärkung der Bildung und Beratung.
  11. Mehr Wertschätzung für Landwirtinnen und Landwirte.
  12. Politische und finanzielle Begleitung der Ackerbaustrategie (Foto: pixabay.com).
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